Update AMD: Neues Medikament zur Behandlung der geographischen Atrophie zugelassen

Weltweit sind mehr als 5 Millionen Menschen von einer geographischen Atrophie bei altersbedingter Makuladegeneration (AMD) betroffen.<sup>1</sup> Nun ist ein intravitreales Medikament zur Behandlung zugelassen worden.

Welttag des Sehens 2023

Am 12. Oktober ist Welttag des Sehens (World Sight Day), der auf die Themen Sehbehinderung und Blindheit aufmerksam macht. Laut WHO haben weltweit mindestens eine Milliarde Menschen eine Seheinschränkung im Nah- und/oder Fernbereich. 

Bisher kaum Behandlungsoptionen geographische Atrophie 

Die geographische Atrophie ist geprägt von einem progressiven und irreversiblen Verlust der Choriokapillaris, des retinalen Pigmentepithels und der der Photorezeptoren. Bisher gibt es kaum Behandlungsoptionen für dieses fortgeschrittene Stadium der AMD. Vor genau einem Jahr haben wir von einer experimentellen Methode erfahren, die Hoffnungsträger für Patienten mit geographischer Atrophie war. Hier kam ein Patch aus induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS) zum Einsatz, welches von einem Forschungsteam der Ocular and Stem Cell Translational Research Section in Zusammenarbeit mit FUJIFILM Cellular Dynamics Inc. und Opsis Therapeutics entwickelt wurde . Diese Methode hat jedoch noch keine Zulassung erhalten.

Signifikante Verlangsamung der Krankheitsprogression bei GA durch Avacincaptad Pegol

Doch nun besteht neue Hoffnung: 

Izervay ist die einzige zugelassene Behandlungsmethode bei geographischer Atrophie mit einer statistisch signifikanten Verringerung der Progressionsrate 12 Monate nach Behandlungsbeginn. Am 04.08.2023 hat die US-Arzneimittelbehörde FDA Izervay (Avacincaptad Pegol intravitreale Lösung) dem biopharmazeutischen Unternehmen Iveric Bio die Zulassung für Izervay (Avacincaptad Pegol intravitreale Lösung) für die Behandlung der geografischen Atrophie erteilt. Iveric Bio gehört zur Astellas Company und konzentriert sich auf die Entdeckung und Entwicklung von Therapien für Netzhauterkrankungen. Die Zulassung von Izervay erfolgte aufgrund der positiven Ergebnisse der beiden Phase-III-Studien. Unter Izervay kam es zu einer Verlangsamung des Verlusts der Photorezeptoren sowie dem Fortschreiten der Krankheit bereits nach sechs Monaten.3

In den beiden Phase-III-Studien GATHER1 (doi: 10.1038/s41433-023-02497) und GATHER2 erhielten die Patienten 2 mg (4 mg) Izervay intravitreal verabreicht. Die Patienten wurden insgesamt 12 Monate nachbeobachtet. Die Ergebnisse wurden mit der Kontrollgruppe (SHAM-Behandlung) verglichen. Die Auswertung der Daten konnte eine statistisch signifikante Verringerung der Progressionsrate der geografischen Atrophie im Vergleich zur Kontrollgruppe zeigen. Bereits nach 6 Monaten konnte Verringerung der Krankheitsprogression beobachtet werden, die nach 1 Jahr 35 % betrug. Die Verringerung der mittleren GA-Wachstumsrate über 12 Monate betrug in der Phase-II/III-Studie GATHER1 27,4 % (p = 0,0072) für die 2 mg-Kohorte und 27,8 % (p = 0,0051) für die 4 mg-Kohorte – verglichen mit der Kontrollgruppe. In der groß angelegten Phase-III-Studie GATHER2 erhielten die Patienten lediglich 2 mg-Kohorte Izervay, die als optimal erachtet wurde.3,4

Ausgeprägter Sehkraftverlusts bei nicht-fovealer GA konnte durch Izervay reduziert werden

In den beiden Studien GATHER1 und GATHER2 konnte eine 56%-ige Verringerung eines ausgeprägten Sehkraftverlusts festgestellt werden. Dies entspricht in etwa der Reduktion eines anhaltenden Sehkraftverlusts von ≥ 50 Buchstaben bei zwei aufeinanderfolgenden Besuchen. Wichtig zu erwähnen ist jedoch, dass nur Studienpatienten mit nicht-fovealer GA in den beiden Studien untersucht worden sind.5

Überzeugendes Sicherheitsprofil 

Die Behandlung mit Izervay ging mit einem sehr guten Sicherheitsprofil einher. Die am häufigsten berichteten unerwünschten Nebenwirkungen waren nach 1 Jahr ein Hyposphagma mit 13 %, ein erhöhter Augeninnendruck bei 9 % und verschwommenes Sehen bei 8 % der Patienten gewesen. Kontraindiziert ist Izervay für Patienten mit okulären oder periokulären Infektionen bzw. bei Patienten mit einer aktiven intraokularen Entzündung.3

Welche weiteren Komplement-Inhibitoren gibt es bei GA?

Bei Izervay handelt es sich um einen C5-Komplement-Inhibitor, der durch seinen Wirkmechanismus dem retinalen Zelltod entgegenwirkt. Neben Izervay wurden in den letzten Jahren noch weitere Komplement-Inhibitoren bei GA untersucht. Hierzu zählen u.a. Pegcetacoplan und Lampalizumab. Beide wurden ebenfalls intravitreal verabreicht und mit Scheinbehandlungen verglichen. In insgesamt drei Studien konnte für Lampalizumab keine nennenswerte Verbesserung des Visus beobachtet werden. Auch zeigte sich kein signifikanter Einfluss auf die Progressionsrate der GA-Läsionen. Auch Pegcetacoplan führte zu keiner signifikanten Verbesserung des Visus, jedoch kam es zu einer Reduktion der Progressionsrate der GA-Läsionen in insgesamt drei Studien. Die Reduktion der Progressionsrate der GA-Läsionen entsprach 19,2 % bzw. 14,8 % gegenüber der Scheinbehandlung. Bei extrafovealer GA war der Nutzen von Pegcetacoplan größer gewesen.6 Mit Izervay wurde ein weiterer Komplement-Inhibitor bei GA zugelassen, der nun seine Rolle als Hoffnungsträger eingenommen hat.

Referenzen:
  1. https://geographicatrophy.eu/de/#:~:text=Über%205%20Millionen%20Menschen%20weltweit,Prävalenz%20mit%20dem%20Alter%20zunimmt.&text=Die%20Geographische%20Atrophie%20hat%20erhebliche,das%20Sehvermögen%20und%20die%20Lebensqualität.
  2. https://www.nih.gov/news-events/news-releases/first-us-patient-receives-autologous-stem-cell-therapy-treat-dry-amd
  3. https://www.astellas.com/en/news/28281
  4. Jaffe GJ. et al. (2021). C5 Inhibitor Avacincaptad Pegol for Geographic Atrophy Due to Age-Related Macular Degeneration: A Randomized Pivotal Phase 2/3 Trial. Ophthalmology. 2021 Apr;128(4):576-586. 
  5. https://www.optometrytimes.com/view/recently-approved-izervay-offers-new-treatment-for-patients-with-geographic-atrophy
  6. Tzoumas N. et al. (2023). Complement inhibitors for age-related macular degeneration. Cochrane Database Syst Rev. 2023 Jun 14;6(6):CD009300.