Auge um Auge, Zahn um Zahn?

Fehler sind menschlich; doch wenn Fehler bleibende Konsequenzen nach sich ziehen, muss natürlich dafür aufgekommen werden. Sicher haben Sie in diesem Zusammenhang die mediale Berichterstattung um das Debakel bezüglich Behandlungsfehlern und deren Handhabung in der Presse verfolgt.

Das Deutsche Ärzteblatt bezifferte über 14000 Gutachten für das Jahr 2013. Im Vergleich zum Vorjahr sei die Zahl um 17 Prozent gestiegen, jeder vierten Klage sei 2013 zugunsten des Klägers stattgegeben worden. Die Frage ist nur, ab wann diese beträchtliche Zahl an Klagen bedenklich wird? Ich möchte damit nicht sagen, dass Patienten nicht für ihr Recht eintreten sollten, dennoch betrachte ich diese Entwicklung mit etwas Skepsis. Irren ist menschlich und irgendwann passiert nun einmal das Ungewollte. Doch auch Bagatellen oder Situationen, die man vielleicht einfach nicht besser hätte händeln können, werden nun auf das genaueste beäugt. Irgendwann werden uns vor lauter Skepsis und Misstrauen die Hände gebunden sein.

Doch schon im babylonischen Reich, als nach den Regeln des Königs Hammurapi „Gleiches mit Gleichem“ vergolten wurde, ist die Rechnung nicht aufgegangen. Hatte eine missglückte Therapie einem Kind das Leben gekostet, so bezahlte auch das Kind des Arztes mit dem Leben. Ein "Rechtssystem", das schließlich zum Sistieren jeglichen medizinischen Fortschritts führte. Vielleicht müssen wir uns auch bald fragen, ob wir uns diese oder jene Operation oder Ähnliches wirklich trauen dürfen oder ob wir nicht doch der Einfachheit halber lieber Homöopathen werden.

Quelle: http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/58545/Behandlungsfehler-Mehr-Gutachten-weniger-nachgewiesene-Fehler