Die Pille für den Mann: Fluch oder Segen?

Australische Forscher berichten, dass mittels Kombination aus dem Alpha-Rezeptorenblocker Tamsulosin und einem noch zu entwickelnden Inhibitor des P2X1-Purinoceptors ein effektives Kontrazeptivum für den Mann entstehen könnte. Ohne Hormone, ohne Ärger.

Seit nunmehr einem halben Jahrhundert gibt es die Pille für die Frau, aber bisher noch keine für den Mann. Sicher liegt das Problem in der Natur begründet: Bei der Frau muss nur die monatliche Bereitstellung einer einzigen Zelle verhindert werden, wohingegen in den Hoden des Mannes in jeder Sekunde mehr als 1000 Spermien entstehen. Die Entwicklung der Spermien zu hemmen, würde zu Schäden des Erbgutes führen. Eine Möglichkeit der reversiblen Inhibition der Spermatogenese gab es bisher noch nicht.

Also muss ein anderer Weg her! Das haben sich auch die Forscher um Ventura vom Monash Institute of Pharmaceutical Sciences in Melbourne gedacht und kamen auf die Idee den Transport der Spermien über den Ductus deferens zu verhindern. Koordiniert wird dieser Transport aus der Cauda epididymis in die Urethra über den Sympathikus - zwei Rezeptoren müssten blockiert werden, um dies zu verhindern. Tamsulosin – ein Alpha-Rezeptorenblocker der aktuell bei benignier Prostatahyperplasie zum Einsatz kommt – gibt es schon. Er blockiert in Prostata (und dann auch im Ductus deferens) die alpha1A-adrenergen Bindungsstellen von Noradrenalin.

Die Behandlung mit 0,8 mg/die Tamsulosin (das Doppelte der empfohlenen Tagesdosis) hat in einer Studie das Ejakulatvolumen um fast 90 Prozent gesenkt und bei 35 Prozent kam es zur „trockenen“ Ejakulation (J Urol 2006; 176(4 Pt 1):1529).

Doch das allein reicht nicht für eine Kontrazeption. Ventura und Mitarbeiter haben deshalb in ihren Versuchen auch den P2X1-Purinoceptor ausgeschaltet, der einen Ionenkanal steuert – in den Experimenten mittels Knockout-Mäusen.

Die doppelten Knockout-Mäuse (ohne alpha1A-adrenerge als auch der P2X1-Purinoceptor) zeigten weder ein verändertes Sexualverhalten noch Beeinflussung des Herzkreislaufsystems. Da das in der Natur nicht von selbst geht, muss dieser Stoff allerdings noch entwickelt werden. Dieser lange Weg könnte sich aber lohnen!

Was denken sie, verehrte Kollegen, ist das die Zukunft? Würde es den Frauen die unangenehmen Nebenwirkungen der Hormontherapie ersparen und einfach mal „den Spieß umdrehen“? Wären die Männer überhaupt bereit, selbst „die Pille“ zu schlucken?