Psychotherapie für Diabetiker

Laut Deutscher Diabetes Gesellschaft (DDG) sei die Depression die häufigste Folgeerkrankung bei Diabetes mellitus-Patienten. Jeder Dritte sei depressiv gestört, jeder Achte tatsächlich erkrankt. Der Fokus liege bei der Behandlung zu stark auf den Blutzuckerwerten, der Patient sei wiederum mit der Einstellung der Werte zu sehr auf sich selbst gestellt. Die neue Leitlinie "Psychosoziales und Diabetes" der DDG soll die Situation nun verbessern.

Bernhard Kulzer, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Diabetes und Psychologie der DDG, betont, dass neben Depressionen auch psychotische Störungen, Suchterkrankungen und Demenz einen großen Einfluss auf das Diabetes-Management haben. Er kritisiert die mangelnde Beratungsmöglichkeit in Deutschland im Vergleich zu den Niederlanden, die bereits zwei Lehrstühle für Verhaltensmedizin und Diabetes hätten. Hausärzte sollten umfangreich informiert werden und mittels einfacher Screeningverfahren das Risiko der psychischen Erkrankung bei Diabetikern feststellen.

Der Diabetes ist in den letzten Jahren zur Volkskrankheit geworden und hat sich aufgrund des Nahrungsangebotes und der Lebensgewohnheiten zunehmend verbreitet. Ein Abwärtstrend ist leider nicht in Sicht, mit dem aufkommendem "zweiten Gesundheitsmarkt" hoffentlich in einigen Jahren aber denkbar.

Wie handhaben Sie das Diabetes- Management in Ihrer Klinik? In Bezug auf psychische Erkrankungen muss nun nach aktuellem Kenntnisstand die Situation angepasst werden, doch insgesamt wurde in diesem Bereich bereits viel aktualisiert. Auf inneren Stationen wird z. B. bei jeder Neuaufnahme ein BZ-Tagesprofil erstellt und dies mit der verantwortlichen Diabetesbeauftragten ausgewertet.

Ist dieses Vorgehen in Ihren Kliniken ähnlich? Wie ließe sich effektiv und zeitsparend die psychologische Komponente mit einbeziehen? Halten Sie Fragebögen für aussagekräftig?