Influenza während der Schwangerschaft erhöht möglicherweise das Risiko für das Kind, später an einer bipolaren Störung zu erkranken

Seit einigen Jahren wird ein Zusammenhang vermutet zwischen einer Influenzaerkrankung der Mutter im ersten Trimenon und dem erhöhten Risiko für das Kind an Schizophrenie zu erkranken. Zwischen 1959 und 1966 wurden die Seren von Schwangeren archiviert. Nach mehr als 30 Jahren waren bei 64 Kindern dieser Schwangeren schizoaffektive Störungen aufgetreten. Kinder, deren Mütter den serologischen Befunden zufolge im ersten Trimester mit Influenza infiziert waren, hatten ein siebenfach höheres Risiko, im Laufe ihres Lebens eine Schizophrenie zu entwickeln. Eine Influenza-Infektion im zweiten und dritten Trimester erhöhte das Schizophrenie-Risiko hingegen offenbar nicht.

In den weiteren zwanzig Jahren beschäftigten sich mehr als 25 epidemiologische Studien mit demselben Thema, die Hälfte davon bestätigte einen Zusammenhang, die andere Hälfte nicht. Ein allgemein bekanntes Problem in der medizinischen Forschung. In vielen weiteren Studien wird ein Zusammenhang zwischen anderen viralen Erkrankungen wie Masern, Mumps, Röteln usw. und dem Risiko an Schizophrenie zu erkranken vermutet.

Wahrscheinlich ist daher das Problem nicht das bestimmte Virus, sondern die allgemeine Entzündungsreaktion, die ausgelöst wird, oder die daraufhin eingenommenen Medikamente, um die Beschwerden zu lindern. Die genauen Ursachen der Schizophrenie, wie die der meisten psychiatrischen Erkrankungen sind nur unzureichend bekannt. So auch der bipolaren Störungen. Meist wird ein Zusammenspiel von genetischen und äußeren Faktoren vermutet.

In einer aktuellen Studie, welche am Albert Luthuli Central Hospital in Durban, Südafrika stattfand und im JAMA Psychiatry veröffentlicht wurde, wird ein Zusammenhang vermutet zwischen Influenza während der Schwangerschaft und einem erhöhten Risiko für das Kind später an einer bipolaren Störung zu erkranken. Bipolare Störungen sind affektive Störungen, bei denen sich manische und hypomanische mit depressiven Phasen abwechseln und die Patienten meist extrem über Jahrzehnte belasten.

Bei der Studie handelt es sich um eine Fall-Kontroll-Studie von schwangeren Frauen, welche zwischen 1959 und 1966 in geburtshilflicher Behandlung im Kaiser Permanente Medical Care (USA) waren. 92 Fälle von Kindern mit bipolaren Störungen konnten aus 214 Teilnehmern identifiziert werden. Diese Fälle wurden mit 722 Kontrollpersonen verglichen. Die Forscher fanden bei den Kindern der an Influenza erkrankten Mütter eine fast vierfache Erhöhung des Risikos im Erwachsenenalter an einer bipolaren Störung zu erkranken, egal in welchem Trimester die Mutter erkrankt war.

In einigen Ländern, u.a. in Deutschland gibt es daher mittlerweile die Empfehlung der Influenzaimpfung vor oder auch während der Schwangerschaft.

Hatten Sie bereits von diesen möglichen Zusammenhängen gehört? Welche Impfempfehlungen geben Sie Ihren Patientinnen?