Pädiatrie: Ärztliches Bauchgefühl zur Einschätzung des klinischen Zustandes

Gerade in der Pädiatrie ist die Einschätzung des Schweregrades einer Erkrankung nach Gefühl und klinischem Bild sehr schwierig. Eine aktuelle Studie hat im Zeitraum des Jahres 2004 rund 4000 Kinder und Jugendliche bei Arztkonsultation erfasst. Zusätzlich zu den fallgemäßen diagnostischen Maßnahmen wurden das Bauchgefühl, also eine klinische Einschätzung des Arztes, notiert. Im Anschluss wurde der weitere Verlauf der Fälle untersucht – eine schwere Infektion lag dann definitionsgemäß vor, sobald das Kind innerhalb von 24h nach Erstkonsultation stationär eingewiesen wurde. Die Ergebnisse bestätigten die Schwierigkeiten des ärztlichen Bauchgefühls: Von allen Fällen wurden ärztlicherseits 46 Patienten als potentiell schwer krank eingeschätzt – lediglich 2 Fälle wurden hierbei positiv eingeschätzt. 44 mal lag also eine unkorrekte Einschätzung nach ärztlichem Gefühl vor. In der Gruppe der initial als nicht schwerwiegend eingeschätzten Fälle ergaben sich im Nachhinein 6 schwere Infektionen, die also durch das Bauchgefühl nicht auffielen.(siehe auch: http://www.bmj.com/content/345/bmj.e6144 ) Dass ein Bauchgefühl keine verlässliche diagnostische Maßnahme ist, leuchtet ein – dennoch spielt diese Einschätzung keine untergeordnete Rolle. Die Ergebnisse implizieren, dass bei einer Einschätzung, die einen eher benignen Verlauf vermuten lässt, trotzdem Vorsicht geboten ist. Wie sehen Sie Ihr ärztliches Gespür zum Schweregrad der Erkrankungen und den nachträglich wirklichen Verläufen? Ziehen Sie Ihr Gefühl bei Therapieentscheidungen und Empfehlungen mit in Betracht?