ESC/EAS-Leitlinien in der Praxis- wichtige Entscheidungshilfe oder Einengung ärztlicher Entscheidungsspielräume?

Laut Definition sind Leitlinien systematisch entwickelte Hilfen für Ärzte zur Entscheidungsfindung in spezifischen Situationen beruhend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und praxisbewährten Verfahren. Sie sind rechtlich nicht bindend, sollen aber die Sicherheit in der Medizin verbessern und Abläufe hinsichtlich ihrer Ökonomie optimieren.

Exemplarisch kann man die gemeinsame Leitlinie der Europäischen Gesellschaften für Kardiologie und Atherosklerose (ESC und EAS)bezüglich der Dyslipidämie anführen. Diese empfiehlt, dass die Ziel-LDL-Werte stets im Zusammenhang mit dem kardiovaskulären Risiko des Patienten auszurichten sind, das nach dem sogenannten Heart-Score bewertet wird. Diese Risikoeinteilung unterscheidet vier Gruppen mit niedrigem (Ziel-LDL < 160 mg/dl), moderatem (Ziel-LDL < 115 mg/dl, anstatt 130 mg/dl in früheren Leitlinien), hohem (Ziel-LDL < 100 mg/dl) und sehr hohem Risiko (Ziel-LDL < 70 mg/dl). Neu ist unter anderem, dass ein LDL-Wert unter 70 mg/dl bei der Hochrisiko-Gruppe kein "Kann" mehr ist, sondern eine klare Empfehlung darstellt. In früheren Leitlinien gehörten zu der Hochrisiko-Gruppe nur Patienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK) und Diabetes. In der neuen EU-Leitlinie reicht eines der drei Risikofaktoren KHK, Diabetes oder Nierenfunktionsstörung, um als Hochrisikopatient eingestuft zu werden.

Liebe Ärzte, welchen Stellenwert schreiben Sie Leitlinien und im Speziellen der EU-Leitlinie der Dyslipidämie zu? Was sind Ihre persönlichen Erfahrungen und wie ist Ihr Umgang mit diesen Behandlungsansätzen? Ab wann beginnen Sie eine lipidsenkende Therapie mit Statinen? Wie bewerten Sie den Einsatz von Kombinationstherapien, wie z.B. Simvastatin/Ezetimib?

Fühlen Sie sich im Allgemeinen durch Leitlinien in Ihrer Entscheidungsfreiheit eingeschränkt?

Sollte die Behandlung patientenorientierter ausgerichtet sein oder plädieren Sie für einen verstärkten Einsatz von Leitlinien?