Lifestyle und Medikamente im Kampf gegen Bluthochdruck

Achtsamkeitstraining und Kaffee gegen Hypertonie? Unter den Empfehlungen zur Senkung von Bluthochdruck finden sich interessante Neuerungen.

Aktuelle Empfehlungen bei Hypertonie

Krafttraining, wenig Salz und ein paar Tassen Kaffee

Bewegung bleibt ein Grundpfeiler der Hypertoniebehandlung. Aber welcher Sport und wie viel? Eine große Metaanalyse von 2022 kam zu dem Schluss: Vor allem Kraft- und isometrisches Training in relativ kurzen Intervallen (4 x 20 min an 3 Tagen pro Woche) wirkt sich günstig auf den Blutdruck aus. Daher wird es – neben Ausdauersport – nun explizit empfohlen.

Bei der Ernährung wird weiterhin eine mediterrane, salzarme Kost befürwortet, allerdings ergänzt um den praxisnahen Rat: < 1 Teelöffel Salz am Tag. Das ist deutlich eingängiger als die vorherige Angabe in Gramm. Beim Kaffee dürfen es laut ISH 2–3 Tassen pro Tag sein, versehen mit dem Hinweis, dass moderater Konsum sogar kardiovaskulär vorteilhaft sein könnte.

Neben den Klassikern Bewegung und Ernährung wurden auch gänzlich neue Lifestyle-Aspekte ins Positionspapier aufgenommen:

ESH-Guidelines 2023: Was bleibt gleich, was ist neu?

Auch bei den europäischen Hypertonie-Leitlinien hat sich einiges getan.

1. Therapieeinleitung: duale Kombinationstherapie aus RAAS (Renin-Angiotensin-Aldosteron-System)-Inhibitor und Calciumantagonist oder Thiaziddiuretikum

An diesem Grundschema hat sich nichts geändert. Neu ist die gleichwertige Empfehlung für HCT (Hydrochlorothiazid) und Chlortalidon. In einer aktuellen Studie schnitten sie hinsichtlich systolischem Blutdruck und kardiovaskulären Ereignissen gleich gut ab. 

2. Resistente Hypertonie: Tripeltherapie aus RAAS-Inhibitor, Calciumantagonist und Diuretikum

Hier wird neuerdings entsprechend der Nierenfunktion differenziert: Bei einer GFR ≥ 30 ml/min/1,73m2 soll bevorzugt Spirinolacton verabreicht werden, bei einer GFR < 30 ml/min/1,73m2 ist Chlortalidon erste Wahl. 

Ein kleiner, aber bedeutsamer Aspekt betrifft die Darreichungsform. Untersuchungen haben gezeigt, dass der Einsatz von Fixkombinationen im Vergleich zu einzelnen Tabletten nicht nur die Adhärenz signifikant steigert, sondern auch harte kardiovaskuläre Endpunkte wie die Mortalität senkt. Daher sollten laut ESH Kombinationspräparate verschrieben werden. Auch die neue NVL Hypertonie schließt sich dieser Empfehlung an. 

Fazit für die Praxis

Zum Management der Volkskrankheit Bluthochdruck gehört weit mehr als Medikamente und Rauchstopp. Aktuelle Empfehlungen greifen zum Teil völlig neue Aspekte der Hypertoniebehandlung auf. Ein Blick in die laufende Forschung zeigt, dass am Horizont noch weitere spannende Konzepte auf ihre Umsetzung warten.

Quelle:

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