Amtsantritt von Trump könnte Abtreibungsdebatte in den USA neu befeuern

Donald Trump hat angedroht, der Organisation Planned Parenthood die Mittel zu streichen. Im liberalen New York regt sich Widerstand.

Donald Trump hat angedroht, der Organisation Planned Parenthood die Mittel zu streichen. Im liberalen New York regt sich Widerstand.

Jennifer Demeritt sitzt niedergeschlagen am Boden. "Ich dachte, wir hätten große Fortschritte für Frauenrechte in den letzten Jahrzehnten gemacht", sagt die 47-Jährige. Demeritt spricht über eines der heißesten politischen Themen in den USA: Abtreibung. Mit dem republikanischen Präsidenten Trump könnte sich die Debatte wieder in Richtung der Haltung der Abtreibungsgegner drehen. 

Trotz strömenden Regens sind Demeritt und rund 650 andere New Yorker zu einer Benefizveranstaltung gekommen, um die Gesundheitsorganisation Planned Parenthood (PP) zu unterstützen, die unter anderem Abtreibungskliniken betreibt. Demeritt ist besorgt, dass betroffene Frauen drastische Einschnitte erleben könnten, sobald Donald Trump am 20. Januar als neuer US-Präsident ins Weiße Haus einzieht.

Denn der in vielen Positionen sprunghaft wirkende Republikaner hat sich mittlerweile gegen Abtreibungen ausgesprochen. Im Februar 2016 hatte er noch gesagt, dass PP "Millionen und Millionen von Frauen hilft", die Leistungen wie Brust- und Gebärmutterhalskrebs-Screenings nutzen. Im Wahlkampf drohte Trump dann aber, PP die Finanzierung zu entziehen. Schwangerschaftsabbrüche würde er nur in Ausnahmefällen wie nach einer Vergewaltigung, Inzest oder Lebensgefahr für die Mutter zulassen. 

Nicht nur Trumps Sieg, sondern auch der fest unter republikanischer Kontrolle arbeitende Kongress und der freie Platz für einen Richter am Supreme Court sind ein schlechtes Omen für Planned Parenthood. Mehrfach wurde die Organisation in der Vergangenheit Ziel von Abtreibungsgegnern; Einrichtungen wurden mit Vandalismus überzogen oder stehen vor der Schließung. 2015 hatte ein bewaffneter Mann drei Menschen in einer Klinik in Colorado erschossen. Er hatte sich als "Krieger für die Babys" ausgegeben. 

500 Millionen Dollar (rund 475 Mio Euro) jährlich erhält PP von der Regierung, darf aber davon keine Gelder für Schwangerschaftsabbrüche ausgeben. Nachdem auch der Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Paul Ryan, mit einem Entzug von Geldern gedroht hat, machten Aktivisten am Freitag in pinken T-Shirts mobil: Eine Petition mit 87.000 Unterschriften brachten sie zum Kapitol. Ryan machte dicht - und schickte ihnen Sicherheitspersonal entgegen.

Dass Schwangerschaftsabbrüche nur drei Prozent aller medizinischen Dienste von PP jährlich ausmachen, wird in dem Streit vor allem von Hardlinern gern übersehen. Außerdem nutzen PP landesweit jedes Jahr 2,5 Millionen Männer und Frauen, die sich vorsorglich gegen Krebs sowie sexuell übertragbare Krankheiten untersuchen lassen. Auch Verhütungsmittel gibt es in den 650 Kliniken im Land.

Nun hofft die vor fast genau 100 Jahren gegründete Organisation auf Spenden wie bei der Benefizveranstaltung in Brooklyn, bei der an einem Abend 15.000 Dollar (14.200 Euro) zusammenkamen. Allein in New York haben sich seit der Wahl im November mehr als 800 Freiwillige gemeldet, etwa ein Viertel der seitdem gemachten 315.000 Spenden an PP wurden auf den Namen von Mike Pence ausgestellt - der künftige Vizepräsident gilt als überzeugter Abtreibungsgegner.

Was passiert in der Gesundheitspolitik unter Trump?

Die Abtreibungsdebatte ist nicht die einzige, die im Gesundheitsbereich unter Trump neu entfacht werden könnte. Die Forschung an Embryonen und embryonalem Gewebe dürfte unter einem republikanisch dominierten Kongress schwieriger werden. Viele evangelikale Christen in beiden Kongresskammern wollen sie einschränken. Ähnlich sieht es für die Stammzellforschung aus, für die teilweise fetales Gewebe genutzt wird. Die nationale Gesundheitsbehörde NIH forscht unter anderem an personifizierter Krebsbekämpfung. Der 2015 gestartete "Cancer Moonshot", eine Initiative zur Intensivierung der Krebsmedizin, wird seine staatliche Unterstützung vermutlich verlieren. Obamas Vize-Präsident Joe Biden will versuchen, die Initiative als private Stiftung weiterzuführen.