Beschleunigt die Pille den Genesungsprozess bei Influenza?

Eine neue Studie suggeriert, dass die Pille den Verlauf einer Grippeinfektion angenehmer gestaltet.

Eine neue Studie suggeriert, dass die Pille den Verlauf einer Grippeinfektion angenehmer gestaltet

Hormonhaltige orale Kontrazeptiva sind beliebte und weit verbreitete Verhütungsmittel. Sie enthalten Hormone, die den weiblichen Zyklus insofern beeinflussen, als dass eine Schwangerschaft während der Einnahme unterbunden wird. Ein solches Hormon ist Progesteron, welches natürlicherweise im Verlauf des Zyklus von den Ovarien je nach Phase in unterschiedlichen Mengen gebildet wird.

Welche Auswirkungen die Einnahme solcher Verhütungsmittel auf den Verlauf viraler Infektionserkrankungen wie beispielsweise HIV oder Hepatitis hat, von Erkrankungen also, welche vor allem sexuell übertragen werden, wurde in der Vergangenheit bereits in verschiedenen Studien untersucht. Wenig untersucht wurde bisher allerdings die Frage, welchen Einfluss progesteronhaltige Kontrazeptiva auf den Verlauf solch häufiger Infektionserkrankungen wie die herkömmliche Grippe nehmen. 

Eine Forschergruppe der John Hopkins University ging dieser Frage daher in einer kürzlich im Fachjournal PLOS Pathogens veröffentlichten Studie auf den Grund. Hierin untersuchten sie den Effekt von progesteronhaltigen Kontrazeptiva auf den Verlauf einer Grippeinfektion an Labormäusen, welchen zunächst die Ovarien operativ entfernt wurden, um den Tieren anschließend Progesteron über Implantate zu verabreichen. Diese sondern das Hormon gleichmäßig ab und sorgen so für gleichbleibende Konzentrationen im Organismus der Versuchstiere.

Keine positiven Effekte auf die Viruslast

Die Mäuse wurden anschließend mit Influenza-Viren infiziert, im Anschluss wurden der Infektionsverlauf und die Immunreaktionen der Infizierten untersucht. Dabei stellten die Forscher fest, dass das verabreichte Hormon die Tiere bis zu einem gewissen Grad vor den negativen Auswirkungen der Infektion schützte. Es zeigte sich zwar kein Einfluss auf die Viruslast, also die Anzahl der Viren im Körper, doch milderte das verabreichte Hormonpräparat die Entzündungsreaktion und den Gewebeschaden in den Lungen der Versuchstiere und beschleunigte folglich den Genesungsprozess. Die Forscher fanden passend zu diesem Befund bei den mit Hormon behandelten Tieren eine erhöhte Zahl an T-Helferzellen - Blutzellen, welche an der Immunabwehr der Schleimhäute, dem Hauptort des entzündlichen Prozesses bei Grippeinfektionen, beteiligt sind.

Außerdem bildeten die mit dem Hormon behandelten Tiere vermehrt ein Protein namens Amphiregulin. Dieses unterstützt als Wachstumsfaktor den Heilungsprozess an den Lungenschleimhäuten, wie die Forscher an Schleimhautproben der Versuchstiere nachweisen konnten. Fügten sie diesen mechanische Schäden zu, so förderte die Gabe von Progesteron die Bildung von Amphiregulin, worunter die Schäden schneller abheilten.

Ein stimulierender Effekt auf die Produktion von Amphiregulin scheint folglich ein wichtiger Mechanismus zu sein, über den das Progesteron seinen protektiven Effekt entfaltet. Behandelten die Wissenschaftler Mäuse mit diesem Protein, denen sie kein Progesteron verabreicht hatten, so ähnelte der Verlauf der Grippeerkrankung der mit Hormon behandelten Tiere. Bei Mäusen hingegen, denen dieses Protein fehlte, entfaltete auch die Gabe von Progesteron keinen schützenden Effekt.

Der hier beschriebenen Studie nach könnte es also noch einen weiteren guten Grund geben, auf die Pille als Verhütungsmittel zurückzugreifen.