Blutdruckmedikament kann möglicherweise Suchterkrankungen heilen

Ein Medikament gegen Bluthochdruck könnte möglicherweise bei der Therapie von Suchterkrankungen eingesetzt werden. Einen Hinweis darauf, liefern die Ergebnisse einer neuen Studie, die Forscher der

Ein Medikament gegen Bluthochdruck könnte möglicherweise bei der Therapie von Suchterkrankungen eingesetzt werden.

Einen Hinweis darauf, liefern die Ergebnisse einer neuen Studie, die Forscher der Universität von Texas in Austin an Ratten durchgeführt haben. Im Versuch scheinen die Tiere, die mit dem Medikament behandelt wurden, Assoziationen, die sie mit ihrer Sucht verbinden zu verlieren.

Wenn man bis noch vor wenigen Jahrzehnten Suchterkrankungen als rein psychische Probleme betrachtete, geht man heute zunehmend mehr von der neurophysiologischen Perspektive an dieses Problem heran. So ist bekannt, dass Situationen und Umgebungen, die Abhängige mit ihrer Droge verbinden, einen schwer zu unterdrückenden Reiz darstellen, der bei Betroffenen immer wieder zu Rückfällen in alte Verhaltensmuster, in diesem Fall den Konsum, führt. Dies wird auf die durch Konditionierung erworbene Verschaltung im Gehirn der Süchtigen zurückgeführt. Die Forschergruppe rund um Professor Hitoshi Morikawa machte sich daran, im Tierexperiment zu ergründen, ob sie durch Manipulation der dem Lernvorgang zugrunde liegenden neurophysiologischen Mechanismen die Assoziation zwischen Umweltreiz  und Droge aufheben können.

Nun behandelten die Experimenteure einen Teil der Versuchstiere mit Isradipin und beobachteten, wie die Vorliebe für eine Farbe zwar nicht sofort, jedoch nach und nach verschwand. Isradipin ist ein Medikament aus der Klasse der Kalziumantagonisten, welches zum Beispiel bei der Behandlung von Bluthochdruck eingesetzt wird. Es wirkt allerdings auch auf Kalziumkanäle, die laut aktuellem Kenntnisstand eine wichtige Rolle im Kontext von Lernprozessen spielen. Professor Morikawa erklärt das Verschwinden des Vorzugs damit, dass die Ratten im Versuch durch die Gabe des Wirkstoffes die Assoziation der Farbe mit der Droge verlernt hätten.

Dieser Mechanismus ließe sich, so vermuten die Forscher, auch beim menschlichen Suchtkranken einsetzen, um die unbewussten Erinnerungen an drogenassoziierte Umweltsignale zu löschen und somit dazu beizutragen, durch unbewusste Stimuli ausgelöste Rückfälle zu verhindern.

Da Isradipin bereits als sicher eingestuft und für den Einsatz am Menschen freigegeben ist, würde das Zulassungsverfahren für die neue Indikation zwar deutlich schneller gehen, jedoch stellt gerade der Effekt, dank dem es derzeit verschrieben wird, die Senkung des Blutdrucks, eine nicht zu vernachlässigende Nebenwirkung dar: die Senkung des Blutdrucks.

Text: esanum/ wt