DHZB sieht Manipulationen bei Organvergabe künftig ausgeschlossen

Wer auf ein Spenderorgan wartet, hat oftmals schlechte Karten: Die Zahl verfügbarer Organe ist gering. Vor einem Jahr sorgte dann ausgerechnet eine renommierte Adresse für Negativschlagzeilen. Rund

Wer auf ein Spenderorgan wartet, hat oftmals schlechte Karten: Die Zahl verfügbarer Organe ist gering. Vor einem Jahr sorgte dann ausgerechnet eine renommierte Adresse für Negativschlagzeilen.

Rund ein Jahr nach dem Bekanntwerden von Manipulationen bei der Organvergabe am Deutschen Herzzentrum Berlin (DHZB) dauern die Ermittlungen laut Berliner Staatsanwaltschaft an. Eine Prüfkommission der Bundesärztekammer (BÄK) hatte Ende September 2014 bekanntgegeben, dass Ärzte in den Jahren 2010 bis 2012 mehr als einem Dutzend Patienten durch systematische Manipulationen bessere Plätze auf den Wartelisten für Spenderorgane besorgt haben. Damit könnten sich die Chancen für andere Todkranke verschlechtert haben.

Nach Göttingen, München und Leipzig hatte damit auch Berlin einen Organspende-Skandal. Künftig sollen sich solche Vorgänge nicht wiederholen können, betont das DHZB auf Anfrage. Dietmar Falk, der kurz nach dem Bekanntwerden des Falls die ärztliche Leitung des DHZB übernahm, betonte von Beginn an, solche Vorgänge seien künftig ausgeschlossen. Sein Vorgänger, der Herzchirurg Roland Hetzer, war aus Altersgründen ausgeschieden. Noch unter seiner Leitung hatte sich das DHZB nach ersten Kontrollen im Vorjahr selbst angezeigt.

Im ersten Jahr unter Dietmar Falk seien Abläufe des Transplantationsprogramms neu strukturiert und transparent gemacht worden, teilte das DHZB mit. Ein neues standardisiertes Vorgehen zur Listung von Transplantationspatienten sei in Kraft getreten. Darin werde “detailliert und verbindlich geregelt”, wie die Dringlichkeit einer Organspende festgelegt werde. Um Schummeleien vorzubeugen, prüfen nun mehrere Mitarbeiter unabhängig voneinander, wie Patienten eingestuft wurden, ebenso wie abschließend eine Transplantationskommission.

Die angekündigte Transparenz ist wichtig, denn das Image der Organspende ist angeschlagen: In Berlin zeichnet sich dabei ein weiter rückläufiger Trend ab. Von Januar bis August stellten sich 24 Menschen nach ihrem Tod als Spender zur Verfügung, das sind 9 weniger als im gleichen Zeitraum 2014. Vor fünf Jahren waren es pro Jahr noch rund 70 Spender, seitdem hat sich die Zahl nach und nach verringert, auf zuletzt 44 in 2014. Das geht aus Zahlen der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) hervor.

Bundesweit hingegen sieht es besser aus: Es gibt wieder einen kleinen Zuwachs bei den Spenden, was ein “positives Signal” sei, erklärte der Medizinische Vorstand der DSO, Axel Rahmel. Auch die DSO sieht durch Reformen im deutschen Transplantationssystem – mit internen und externen Kontrollen – Manipulationen nun weitgehend ausgeschlossen.

Die bisherigen Skandale wirkten für Ärzte abschreckend, hatten andere Experten vermutet. Sie wüssten, dass ihre Karriere dann vorbei sei. So verantwortet auch am DHZB inzwischen ein neuer Oberarzt die Leitung der Transplantationsstation und -ambulanz. Zudem unterstütze ein neues Koordinationsteam die verantwortlichen Ärzten bei Verwaltungsaufgaben, hieß es.

Text und Foto: dpa /fw