Die respiratorische Insuffizienz ist ein Notfall!

Die Krankenhausmortalität bei ambulant erworbener Pneumonie ist hierzulande zwar deutlich besser als in Großbritannien – aber immer noch zu hoch.

Die Krankenhausmortalität bei ambulant erworbener Pneumonie ist hierzulande zwar deutlich besser als in Großbritannien – aber immer noch zu hoch

Wir waren im letzten Beitrag beim Stichwort „Qualitätssicherung“ (QS) angelangt und wollen uns – nach den britischen Audit-Ergebnissen – auch die hiesige Situation anschauen. Seit 2005 gehört die Pneumonie zu den dokumentationspflichtigen Leistungen der externen stationären Qualitätssicherung in Deutschland.

Qualitäts- und Ergebnisindikatoren werden immer wichtiger

Die Qualitäts- und Ergebnisindikatoren werden ständig wichtiger – für die behördliche Krankenhausplanung und auch für die Erstattung. Oder wie es Prof. Tobias Welte (Hannover) kürzlich im Pneumologen1 formulierte: "Der Nachweis einer qualitativ ausreichenden Medizin wird künftig ein wesentlicher Steuerungsmechanismus im Gesundheitswesen werden."

Mit dem 2014 verabschiedeten GKV-Finanzstruktur- und Qualitäts-Weiterentwicklungsgesetz (GKV-FQWG) wurde das Institut für Qualität und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) ins Leben gerufen. Das von einer Stiftung getragene und vom Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) beauftragte Institut hat vor allem zwei Aufgaben: die Entwicklung von Maßnahmen zur Qualitätssicherung und die Darstellung der Versorgungsqualität im Gesundheitswesen. In diesem Jahr soll das IQTIG auch ein erstes Konzept für qualitätsabhängige Zu- und Abschläge für Krankenhäuser vorlegen.

Natürlich spielt sich das Geschehen bis jetzt noch hauptsächlich im stationären Bereich ab. Der im letzten Jahr veröffentlichte Qualitätsreport 2015 ist allerdings nicht nur der erste Report unter der Federführung des IQTIGs, sondern auch der letzte, der sich ausschließlich aufs Krankenhaus bezieht. Zwei sektorübergreifende Verfahren gibt es bereits: Perkutane Koronarintervention (PCI) und Koronarangiographie seit Anfang 2016 und Vermeidung nosokomialer Infektionen – postoperative Wundinfektionen seit Beginn dieses Jahres.

Einziges pneumologisches QS-Verfahren derzeit: CAP

Von den 26 Qualitätssicherungsverfahren, die das IQTIG im Erfassungsjahr 2017 durchführt, findet eines im pneumologischen Fachgebiet statt: das zur ambulant erworbenen Pneumonie (CAP). Für jedes Verfahrensgebiet gibt es ein zwei- bis dreiköpfiges IQTIG-Team, das von einer Fachgruppe mit externen Experten aus dem jeweiligen medizinischen Versorgungsbereich beraten wird. Die Pneumo-Besetzung können Sie sich hier auf der IQTIG-Website anschauen. Tobias Welte gehört auch dazu.

Und wie sieht es nun mit den Ergebnissen aus – was geht aus der Bundesauswertung der CAP-Qualitätsindikatoren für das Erfassungsjahr 2015 (PDF-Link) hervor?

Überwiegend positive Ergebnisentwicklung in den letzten Jahren

Insgesamt konnten rund 290.000 Datensätze aus fast 1.500 Krankenhäusern ausgewertet werden. Die gute Nachricht zuerst: Mit einer Ausnahme, auf die wir gleich zu sprechen kommen, haben sich die Ergebnisse aller im QS-Verfahren genutzten Indikatoren – gegenwärtig sind es 12 – über die Jahre verbessert. Und zum ersten Mal liegen alle Bundesergebnisse im jeweiligen Referenzbereich. Ein Beispiel: Die Bestimmung der Atemfrequenz bei Aufnahme (Referenzbereich: ≥ 95%) ist von 94,84% im Jahr 2014 auf 95,74% gestiegen.

Die Einleitung einer antimikrobiellen Therapie innerhalb von 8 Stunden nach Aufnahme hat sich von 95,31% nochmal leicht auf 95,55% verbessert (Referenzbereich: ≥ 90%). Mit dem britischen Audit (siehe letzter Beitrag) ist hier allerdings kein Vergleich möglich, da dort die Antibiotika-Gabe innerhalb von 4 Stunden nach stationärer Aufnahme abgefragt wurde (Ergebnis: 59%).

Nicht verbessert: die Krankenhausmortalität

Bei der Krankenhausmortalität, dem entscheidenden Parameter, ist die Vergleichbarkeit allerdings gegeben: Mit 13,2% versus 17,7% hat Deutschland hier gegenüber dem Vereinigten Königreich klar die Nase vorn. Allerdings sind die Werte der CAP-Sterblichkeit, und das ist die schlechte Nachricht, hierzulande im letzten Jahrzehnt nicht vom Fleck gekommen. Gegenüber dem Vorjahr haben sie sich 2015 sogar leicht, aber signifikant, verschlechtert.

Neben der Mortalität fanden sich nur bei drei Indikatoren auffällige Qualitätsunterschiede: bei der Frühmobilisierung, der Erfassung der Atemfrequenz bei Aufnahme und der vollständigen Bestimmung klinischer Stabilitätskriterien bis zur Entlassung. Die hohe Sterblichkeit kann damit nicht erklärt werden.

Die Zahl der CAP-Patienten ist übrigens gegenüber 2014 um mehr als 30.000 auf 290.740 gestiegen.  Dieser Zuwachs um über 12% dürfte wohl mehr als dem demographischen Wandel der hohen Influenza-Prävalenz zu Beginn des Jahres 2015 geschuldet sein. Mit den Daten von 2016 wird sich das im nächsten Qualitätsreport fundierter bewerten lassen.

Impfen reduziert die Mortalität!

Welte weist in seinem Beitrag u.a. noch auf folgende relevante Punkte hin:

Der 58. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin startet übermorgen in Stuttgart. Das Kongressmotto lautet: "Qualität und Wirtschaftlichkeit". Über praxisrelevante Erkenntnisse und Anregungen werden wir an dieser Stelle berichten.

Referenz:

  1. Welte T. Qualitätssicherung bei ambulant erworbener Pneumonie. Pneumologe 2017;14:80-8.