Epilepsiekranke kämpfen gegen Vorurteile

Gesellschaftliche Vorurteile erschweren den Betroffenen die Entfaltung ihrer Lebensmöglichkeiten. Auf einer Arbeitstagung von Selbsthilfegruppen in Mainz geht es auch um das zunehmende Auftreten der Erkrankung im Alter.

Gesellschaftliche Vorurteile erschweren den Betroffenen die Entfaltung ihrer Lebensmöglichkeiten. Auf einer Arbeitstagung von Selbsthilfegruppen in Mainz geht es auch um das zunehmende Auftreten der Erkrankung im Alter.

Epilepsiekranke werben für einen neuen Blick der Gesellschaft auf diese chronische Nervenerkrankung. Vor einer Tagung der Deutschen Epilepsievereinigung am Wochenende in Mainz sagte der Vorsitzende dieses Dachverbands von Selbsthilfegruppen, Stefan Conrad: “Wir wollen raus aus der Stigmatisierung, weg von den Vorurteilen.” Viele Betroffene hätten einen Weg gefunden, um positiv mit der Behinderung umzugehen.

“Das ist eine Krankheit, mit der man eigentlich leben kann – ich spreche aus eigener Erfahrung”, sagte Conrad im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Angesichts verbreiteter Vorurteile neigten Betroffene oft dazu, sich zurückzuziehen und zu isolieren. In den Selbsthilfegruppen gebe es vielfache Hilfestellung zur Befreiung ihrer Lebensmöglichkeiten.

Der Epilepsievereinigung gehören nach Angaben Conrads rund 1000 Mitglieder an, ihre Zahl steigt. Zu der Arbeitstagung in Mainz mit dem Thema “Epilepsie kann jeden treffen – in jedem Alter” werden rund 80 Teilnehmer erwartet.

Das Auftreten von Epilepsie im Alter nehme zu, erklärt die Leiterin des Epilepsiezentrums Hessen an der Uni-Klinik Marburg, Susanne Knake. Umso wichtiger werde angesichts des demografischen Wandels das Zusammenwirken von medizinischer Betreuung und sozialer Beratung. “Durch die richtige Therapie kann man Lebensläufen eine andere Wendung geben, da hat sich in den letzten 20 Jahren viel getan”, sagte die ebenfalls an der Tagung teilnehmende Professorin.

Wichtig ist nach Angaben der Expertin eine frühzeitige Erkennung mit Hilfe von EEG- und MRT-Bildern. Dabei komme es auf die sorgfältige Auswertung der Befunde an, möglichst in enger Zusammenarbeit von Radiologen und Neurologen. “Mit der richtigen Diagnose und einer spezifischen Behandlung kann man vielen Patienten helfen, die früher als nicht therapierbar galten”, erklärte Knake.

Zu den Hinweisen auf eine mögliche Epilepsie-Erkrankung gehören zum Beispiel kurzfristige Absencen, also vorübergehende Aussetzer im Bewusstsein, ein starrer Blick mit Nesteln der Hände oder kurze heftige Bewegungen im Schlaf. “Es lohnt sich, gerade am Anfang einer Erkrankung genau hinzuschauen”, riet die Professorin.

Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Epileptologie (DGFE) erkranken etwa ein Prozent aller Menschen an einer Epilepsie, bei der es sich um eine Störung im Zusammenwirken der insgesamt etwa 20 Milliarden Nervenzellen des Gehirns handelt. Epileptische Anfälle können einzeln und gelegentlich oder wiederholt auftreten, fokal (an einem umschriebenen Ort im Gehirn) oder generalisiert (also das ganze Gehirn umfassend).