Gefährliche Tests von Defibrillatoren laut Studie unnötig

Die Sicherheit von Patienten muss an erster Stelle bei der medizinischen Versorgung stehen. Manchmal führt dies aber laut einer neuen Studie zu weit. Das gelte etwa bei Patienten, die ein hohes Ris

Die Sicherheit von Patienten muss an erster Stelle bei der medizinischen Versorgung stehen. Manchmal führt dies aber laut einer neuen Studie zu weit. Das gelte etwa bei Patienten, die ein hohes Risiko für den plötzlichen Herztod haben und nun ein Implantat tragen.

Der für Patienten potenziell gefährliche Test von implantierten Defibrillatoren ist einer Rostocker Studie zufolge unnötig. In einer Untersuchung an mehreren europäischen Kliniken sei gezeigt worden, dass die Geräte sicher genug arbeiteten und die Patienten diesem Risiko nicht ausgesetzt werden müssten, sagte Studienleiter Dietmar Bänsch, Kardiologe an der Universitätsmedizin Rostock, der Deutschen Presse-Agentur. “Wir können uns Arbeit ersparen und den Patienten Komplikationen.” Er rechnete damit, dass in Kürze die internationalen Operationsleitlinien entsprechend geändert werden. Schon heute würden rund 50 Prozent der Kliniken auf diese Tests verzichten.

Mit dem knapp zigarettenschachtel-großen und unter die Haut implantierten Defibrillator können Herz-Rhythmus-Störungen wie Kammerflimmern mit Elektroschocks behoben werden. Bänsch ging davon aus, dass jährlich deutschlandweit etwa 40 000 Geräte implantiert werden. Es wird bei Menschen eingesetzt, die ein hohes Risiko für den plötzlichen Herztod oder ein Kammerflimmern überlebt haben. Bemerkt das Gerät diese Störungen, werden Schocks abgegeben, damit das Herz zurück in den Sinusrhythmus kommt.

Gerät wird durch Kammerflimmern getestet

Zum Test führen die Ärzte in Kurznarkose ein Kammerflimmern herbei und beobachten dann, wie das Gerät die Rhythmusstörung erkennt und durch einen Schock beseitigt wird. “Das ist eine Tortur für den Patienten, die in seltenen Fällen auch zu schweren Komplikationen führen kann”, sagte Bänsch.

“Die Testung führt zu keinem Vorteil für die Patienten”, bestätigte Karl-Heinz Kuck, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK). Auf die Tests der Geräte vor der Krankenhausentlassung könne verzichtet werden. “Daher habe ich keinen Zweifel, dass diese Studie die Leitlinien verändern wird”, betonte der Experte.

In einer über drei Jahre laufenden Studie wurden nach Angaben Bänschs 1077 Patienten getestet. Eine Hälfte sei der Standardprozedur unterzogen worden. Die andere Hälfte wurde nicht getestet. Alle Patienten wurden fernüberwacht. Die Ärzte hätten über jeden Patienten jederzeit zu 100 Prozent Bescheid gewusst. “Wir konnten beweisen, dass die Geräte hocheffektiv arbeiten und die Testung somit nicht mehr notwendig ist”, sagte Bänsch.

Text: dpa /fw

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