Häusliche Gewalt in Corona-Pandemie angestiegen

Der Anstieg der häuslichen Gewalt ist ein hochdiskutiertes Begleitsymptom der Corona-Pandemie. Neue Zahlen des Senats belegen nun das Ausmaß der Gewalt.

14.051 Fälle von innerfamiliärer und partnerschaftlicher Gewalt

Der Anstieg der häuslichen Gewalt ist ein hochdiskutiertes Begleitsymptom der Corona-Pandemie. Neue Zahlen des Senats belegen nun das Ausmaß der Gewalt.

Im Corona-Jahr 2020 hat die häusliche Gewalt in Berlin leicht zugenommen. Das geht aus einer Antwort des Senats auf eine parlamentarische Anfrage des Grünen-Abgeordneten Benedikt Lux hervor. Demnach sind in diesem Jahr bislang 14.051 Fälle von innerfamiliärer und partnerschaftlicher Gewalt von der Polizei registriert worden (Stand 30. November 2020) - 351 Fälle oder 2,6 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Den höchsten Anstieg (plus 6,4 Prozent) gab es in dem Zeitraum vor dem ersten Lockdown und im Sommer nach der ersten Lockerung (plus 2,2 Prozent). 

In 9.255 Fällen richtete sich laut der Senatsstatistik die Gewalt gegen Frauen (plus 1,6 Prozent); in 3.374 Fällen gegen Männer (plus 6,1 Prozent). Die Zahl der angezeigten Fälle von Gewalt gegen Kinder ging um 4,6 Prozent zurück auf 1.057 Fälle.

Giffey: Familiäre Gewalt nimmt jedes Jahr an Feiertagen zu

Bereits im Sommer hatte die Gewaltschutzambulanz von einem deutlichem Anstieg der Gewalttaten zu Hause berichtet. Im Juni 2020 hatte die Charité-Stelle eigenen Angaben zufolge einen Anstieg von 30 Prozent der Fälle im Vergleich zum Vorjahresmonat verzeichnet. Die Zahl der Kindesmisshandlungen sei im ersten Halbjahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr um gut ein Fünftel gestiegen.

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey warnte nun vor einer Zunahme familiärer Gewalt an Weihnachten. "Die familiäre Gewalt nimmt jedes Jahr an Feiertagen wie Ostern oder Weihnachten zu. In diesem Corona-Jahr ist die Gefahr besonders groß. Die Nerven sind eh schon angespannt, dazu vielleicht Frust, es gibt eine Menge Einschränkungen. Dann noch Existenzsorgen - viele wissen nicht, wie es bei ihnen im nächsten Jahr weitergeht", sagte die SPD-Politikerin. Da könne sich "manches entladen»´".

Sieben Frauenhäuser in Berlin

Giffey warb deshalb für das Hilfetelefon ihres Ministeriums gegen Gewalt. Dieses sei seit Anfang der Pandemie personell und finanziell verstärkt worden. "Rufen Sie an, wenn es Probleme gibt. Lassen Sie sich helfen."

Die Stadt hatte im November angekündigt, ein weiteres Frauenhaus mit 55 weiteren Schutzplätzen zu eröffnen. Damit sollte zunehmend von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen und den Kindern eine weitere Unterkunft angeboten werden können. Dafür werde kurzfristig eine Notunterkunft in ein reguläres Frauenhaus umgewandelt. In Berlin gibt es somit sieben Frauenhäuser.