Harzkliniken testen alle Patienten auf MRSA

In Goslar, Clausthal-Zellerfeld und Bad Harzburg wird jeder neue Patient im Krankenhaus auf MRSA untersucht. Dieses Vollscreening ist nicht üblich.

In Goslar, Clausthal-Zellerfeld und Bad Harzburg wird jeder neue Patient im Krankenhaus auf MRSA untersucht. Dieses Vollscreening ist nicht üblich. Der verantwortliche Arzt Ulrich Sievers sieht aber viele Vorteile.

Anders als die meisten anderen Krankenhäuser in Deutschland testen die Harzkliniken seit Oktober 2014 alle ihre Patienten bei der Aufnahme auf MRSA-Keime. “Durch das Vollscreening haben wir die Anzahl der MRSA-Blutvergiftungen um 50 Prozent reduziert und damit die Patientensicherheit extrem erhöht”, sagte der für die Krankenhaushygiene verantwortliche leitende Oberarzt Ulrich Sievers.

Üblicherweise werden nur Risikogruppen wie chronisch Kranke und Pflegebedürftige auf den multiresistenten Erreger getestet, wie es das Robert-Koch-Institut (RKI) empfiehlt. An den drei Harzklinik-Standorten Goslar, Clausthal-Zellerfeld und Bad Harzburg wurden 2015 dagegen insgesamt 20 000 Menschen überprüft.

441 Patienten waren von MRSA befallen, die meisten von ihnen – nämlich 423 – hatten die Keime von außen mitgebracht. “Das kann zum Beispiel an der hohen Altersstruktur des Landkreises liegen, aber sichere Erkenntnisse über die Gründe haben wir nicht”, sagte Sievers.

MRSA bedeutet Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus. Die Bakterien kommen auf der Haut von vielen gesunden Menschen vor, für Menschen mit geschwächtem Immunsystem können sie lebensgefährlich werden. Der Erreger ist gegen viele Antibiotika unempfindlich.

Nach Sievers’ Überzeugung hat das Vollscreening einen Nutzen für die ganze Region: “Durch das Verfahren können wir die Risikogruppen für den Landkreis Goslar genau analysieren. Zudem erfährt jeder Patient sofort, ob er vom MRSA-Keim betroffen ist.”

Dem Infektionsschutz-Experten im niedersächsischen Gesundheitsministerium, Fabian Feil, ist keine andere niedersächsische Klinik mit einem dauerhaften Vollscreening auf MRSA bekannt. Viele Häuser hätten aber als Projekt eine Woche lang alle Patienten getestet, um zu erkennen, ob es in der eigenen Patientenschaft Risikogruppen gibt, die vom RKI nicht benannt sind.

Der seit einigen Jahren verstärkte Kampf gegen multiresistente Erreger hat dem Mediziner Feil zufolge bereits Früchte getragen. So sei der Anteil der Keime, denen die meisten Antibiotika nichts anhaben können, in Deutschland von 30 auf 20 Prozent gesunken. Dennoch sterben noch Tausende Patienten bundesweit an den Folgen einer Krankenhausinfektion. Die Niederlande gelten beim Kampf gegen Antibiotikaresistenzen als Vorreiter. Dort beschäftigt jede Klinik hauptamtliche Hygieniker.