Immuntherapie ist der Chemotherapie bei Lungenkrebs oft überlegen

Laut einer aktuellen Studie ist eine neuartige Immuntherapie deutlich effektiver als die standardmäßige Chemotherapie, wenn es darum geht fortgeschrittene Lungenkarzinome in bereits vorbehandelten

Laut einer aktuellen Studie ist eine neuartige Immuntherapie deutlich effektiver als die standardmäßige Chemotherapie, wenn es darum geht fortgeschrittene Lungenkarzinome in bereits vorbehandelten Patienten zu therapieren.

Die Herausgeber der Arbeit (DOI: 10.1016/S0140-6736(15)01281-7) demonstrieren diese Überlegenheit sowohl an einer Vielzahl von therapiegeeigneten Patienten, als auch an Individuen, die laut heutigem Wissensstand als eigentlich eher ungeeignet für diese Therapieform eingestuft werden. Die Ergebnisse der Studie wurden online im Journal The Lancet veröffentlicht.

Im Rahmen der klinischen Studie rekrutierten die Forscher mehr als 1000 Patienten mit einem PD-L1 positiven Nicht-Kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC). Im Anschluss bewertete und verglich man deren Outcomes abhängig davon, ob sie mit dem monoklonalen Antikörper Pembrolizumab oder dem standartmäßig eingesetzten Chemotherapeutikum Docetaxel behandelt wurden. Die Studie fand unter der Leitung von Dr. Edward Garon statt. Garon ist Privatdozent für Hämatologie und Onkologie an der David Geffen School of Medicine und etablierter Wissenschaftler am UCLA Jonsson Comprehensive Cancer Center. Er und seine Kollegen sind davon überzeugt, dass die gewonnen Daten eindrücklich bestätigen, dass Patienten, die eine Immuntherapie erhalten, signifikant länger leben, als diejenigen, die nur mit Chemotherapeutika behandelt werden.

Zusätzlich stellte die Arbeitsgruppe zum ersten Mal fest, dass die Immunbehandlung auch bei Patienten mit niedriger Expression von PL-L1 im Tumor anschlug und sich als effektiv herausstellte.

Diese Form der Behandlung stell laut Dr. Garon eine große Hoffnung für viele Patienten mit Lungenkrebs dar. Es scheint mit Hilfe der Antikörper möglich zu sein, ein langfristiges Ansprechen zu gewährleisten und gleichzeitig den gefürchteten Nebenwirkungen der weit verbreiteten Zytostatika aus dem Weg zu gehen. Garon zeigte sich davon begeistert, dass es seinem Team scheinbar gelungen ist eine große Patientengruppe zu identifizieren bei der die Immuntherapie den herkömmlichen Ansätzen generell überlegen ist.

Pembrolizumab ist ein Antikörper, der das von Immunzellen exprimierte Protein PD-1 blockiert und so die Interaktion zu seinen Liganden PD-L1 und PD-L2 stört. Wenn PD-L1 durch den Rezeptor PD-1 gebunden wird, wirkt PD-1 als ein sogenannter Immun-Checkpoint-Inhibitor, der eine Deaktivierung von T-Zellen verursacht, welche ansonsten Krebszellen angreifen könnten. Einige Tumoren sind dazu in der Lage der körpereigenen Immunantwort zu entgehen, indem sie PD-L1 vermehrt exprimieren und das Immunsystem gewissermaßen abschalten. Durch die Blockierung der Wechselwirkung zwischen PD-1 und PD-L1 durch Pembrolizumab, ermöglicht das Präparat es dem Immunsystem die Krebszellen wieder anzugreifen anstatt von ihnen ausgeschaltet zu werden.

Studie konnte Hypothese untermauern

Da die Bindung von PD-L1 an PD-1 die T-Zellen an der Bekämpfung der Tumorzellen hindert, wurde bislang angenommen, dass das Ausmaß der PD-L1 Expression im Tumor mit dem zu erwartenden Outcome einer Immuntherapie korreliert. Patienten mit hohen PD-L1 Konzentrationen sprechen demnach besser auf den Block an und kommen somit eher für die Behandlung in Frage. Diese Hypothese wurde in einer Studie unter der Leitung von Garon validiert und im New England Journal of Medicine veröffentlicht.

Rund zwei Drittel der Patienten, die in die klinische Studie eingeschlossen wurden, waren PD-L1-Positiv (Das heißt, bei einem Patienten wird PD-L1 in mindestens einem Prozent seiner Tumor-Zellen exprimiert). Allerdings war eine Testung nicht bei allen Teilnehmern möglich. Die Probanden wurden daraufhin zufällig in drei verschiedene Behandlungsgruppen eingeteilt. Zwei Gruppen, erhielten eine unterschiedlich hohe Dosis der Immuntherapie währenddessen Patienten der dritten Gruppe eine Chemotherapie bekamen.

Die Ergebnisse zeigten, dass bei Patienten, die eine Immuntherapie erhalten haben, die Tumore mit größerer Wahrscheinlichkeit signifikant schrumpften als bei Patienten mit Chemotherapie. Darüber hinaus überlebten Patienten unter der Immuntherapie signifikant länger als die Teilnehmer der dritten Gruppe. Auch ernste Nebenwirkungen (definiert durch weit verbreitete Kriterien klinischer Studien), die mit den beiden Behandlungsansätzen in Zusammenhang stehen, waren merklich geringer bei den Patienten die Pembrolizumab einnahmen.

Garon plan durch ein fortwährendes Verfeinern und Erweitern der Patientenauswahl, die Immuntherapie zukünftig weiter zu optimieren. Die allgemeine Behandlung dieser häufigen Erkrankung könnte auf diese Weise grundlegend verändert werden. Für die meisten Patienten bedeuten die neuen Daten, dass mit der Immuntherapie klinische Ergebnisse erreicht werden können, welche einerseits den traditionellen Behandlungsansätzen überlegen sind und darüber hinaus ein deutlich günstigeres Nebenwirkungsprofil vorweisen.

Text: esanum / pvd

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