Kinderarzt wird Missbrauch von rund 20 Jungen vorgeworfen

Die Entführung und der Missbrauch eines Fünfjährigen im Raum Hannover sorgten im Sommer 2014 bundesweit für Schlagzeilen. Wenige Wochen später wurde ein Kinderarzt aus Augsburg als mutmaßlicher Tät

Die Entführung und der Missbrauch eines Fünfjährigen im Raum Hannover sorgten im Sommer 2014 bundesweit für Schlagzeilen. Wenige Wochen später wurde ein Kinderarzt aus Augsburg als mutmaßlicher Täter gefasst. Nun steht er vor Gericht – nicht nur wegen dieses Falls.

Wegen sexuellen Missbrauchs von rund 20 Jungen muss sich von Montag an ein Kinderarzt vor dem Augsburger Landgericht verantworten. Der 40-Jährige sitzt seit mehr als einem Jahr in Untersuchungshaft, ihm drohen bis zu 15 Jahre Gefängnis. Er soll auch für eine spektakuläre Kindesentführung im niedersächsischen Garbsen im August 2014 verantwortlich sein. Ein Fünfjähriger war damals in ein Auto gelockt, betäubt, missbraucht und nach zwei Stunden wieder freigelassen worden. Die Bevölkerung reagierte schockiert, die Polizei suchte mit Flugblättern nach dem Täter.

Wenige Wochen später wurde der aus Augsburg stammende Mediziner gefasst. Der Mann arbeitete damals als Assistenzarzt an der Medizinischen Hochschule Hannover. In der Folge stießen die Ermittler auf immer neue Verdachtsfälle, die bis ins Jahr 2007 zurückreichen. Weitere Tatorte waren demnach Augsburg, München und Nürnberg.

Die Jugendkammer des Landgerichts, die wegen des Alters der Opfer als Jugendschutzkammer zuständig ist, hat zunächst 17 Verhandlungstage bis Mitte Februar 2016 festgelegt. Mit einem Urteil sei dann allerdings noch nicht zu rechnen, sagte ein Gerichtssprecher. Bis 18. März seien deswegen weitere Termine reserviert worden. In dem Prozess werden 14 Opfer als Nebenkläger durch Anwälte vertreten.

Die Jungen, die sich der Mann laut Anklage als Opfer suchte, waren zum großen Teil im Alter von fünf bis acht Jahren. Er soll sie an entlegene Orte wie Tiefgaragen oder Keller gelockt haben, um sich an ihnen zu vergehen. Teilweise soll er die Kinder beim Missbrauch aufgenommen und die Bilder auf seinem Computer gespeichert haben. Die Ermittler fanden eine Vielzahl von Fotos und Videos bei dem Beschuldigten. Das Alter der dort gezeigten Opfer soll vom Säuglings- bis zum Jugendalter reichen. Auch Gewaltdarstellungen und Szenen mit Tieren gebe es, erklärte die Staatsanwaltschaft.

Die Anklage listet eine ganze Reihe von Straftaten auf, für die der Mann verantwortlich sein soll – neben schwerem sexuellen Missbrauch unter anderem auch Vergewaltigung, Entziehung Minderjähriger, gefährliche Körperverletzung und Freiheitsberaubung.

Text und Foto: dpa /fw