Masern: Eltern dürfen Babys auch vor dem neunten Monat impfen lassen

Eltern dürfen ihre Kinder im Ausnahmefall auch vor dem neunten Monat gegen Masern impfen lassen – auf eigene Verantwortung und eigenes Risiko. Das erklärte Dr. Wolfram Hartmann, Präsident des

Eltern dürfen ihre Kinder im Ausnahmefall auch vor dem neunten Monat gegen Masern impfen lassen – auf eigene Verantwortung und eigenes Risiko.

Das erklärte Dr. Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, im Gespräch mit dem Online-Ärzte-Netzwerk esanum. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt Eltern, Babys erst ab dem 11. Monat impfen zu lassen. “Nach ausführlicher Aufklärung der Eltern und schriftlicher Zustimmung beider Erziehungsberechtigten ist es im Einzelfall möglich, früher zu impfen”, so Hartmann. Den STIKO-Empfehlungen zufolge darf ab dem neunten Lebensmonat des Kindes geimpft werden, wenn das Baby eine Gemeinschaftseinrichtung (z.B. Kita) besuchen soll oder es Kontakt zu Masernkranken hatte. Zwischen dem sechsten und achten Monat müsse eine individuelle Risiko-Nutzen-Abwägung erfolgen.

Angesichts des Masernausbruchs in Berlin mit weiterhin fast 20 Neuinfektionen pro Tag sind zahlreiche Eltern besorgt, ihre Kinder könnten sich mit Masern anstecken, bevor eine Impfung möglich und nachdem der Nestschutz durch die Antikörpertiter der Mutter nicht mehr gewährleistet ist. Dieser liegt sowieso nur dann vor, wenn die Mutter entweder selbst die Masern hatte oder geimpft wurde. Eine zu frühe Impfung des Babys könne in diesem Fall eventuell nicht wirken. Hartmann: “Es besteht dann die Gefahr, dass beim Vorliegen mütterlicher Antikörper keine ausreichende Immunantwort erfolgt”. Die Impfung wäre also vergeblich.

Viele Kinderärzte raten vor Impfung vor dem neunten Monat ab

Selbst viele Kinderärzte raten Eltern deshalb, ihr Kind nicht vor dem neunten Monat impfen zu lassen, um sich nicht in falscher Sicherheit zu wiegen, der Säugling sei geschützt. Für besorgte Eltern, die unbedingt früher impfen lassen wollen, weil sie beispielsweise in einer Gegend mit sehr vielen Masernfällen wohnen, besteht diese Möglichkeit durchaus. Voraussetzung ist, dass einer Impfung in jedem Fall ein ausführliches Gespräch der Eltern mit ihrem Kinderarzt zu den Risiken vorausgeht, zumal die in Deutschland zugelassenen Masernimpfstoffe, die in Kombination mit der Impfung gegen Mumps und Röteln (MMR) verabreicht werden, erst ab dem neunten Monat zugelassen sind.

Bei einer früheren Impfung rät Hartmann, “mit elf und gegebenenfalls auch mit 15 Monaten weitere Impfungen gegen Masern vorzunehmen, um die Kinder wirksam zu schützen.” Es wäre also eine Impfung mehr notwendig, als sie die STIKO vorsieht. Grundsätzlich sind zwei Impfungen notwendig, um vollständigen Impfschutz gegen Masern zu erlangen.