Mit künstlichem Fieber gegen rheumatischen Schmerz

Infrarot-A-Hyperthermie lindert Schmerzen und wirkt immunregulatorisch bei Rheumapatienten. Bei ihm kommen die Patienten regelmäßig ins Schwitzen. Was Prof. Dr. med. Uwe Lange dafür braucht, ist die Infrarot-A-Hyperthermie.

Infrarot-A-Hyperthermie lindert Schmerzen und wirkt immunregulatorisch bei Rheumapatienten.

Bei ihm kommen die Patienten regelmäßig ins Schwitzen. Was Prof. Dr. med. Uwe Lange dafür braucht, ist die Infrarot-A-Hyperthermie. Bei ihr handelt es sich um eine physikalische Behandlungs­methode, welche als supportive Therapieoption ganz sicher ihren Stellenwert in der Rheumatologie erhält.

Grundlage der hyperthermischen Behandlung ist, wie der Name sagt, eine kurzzeitige Erhöhung der Körperkerntemperatur ähnlich einem künstlichen Fieberschub. Es werden dabei als die beiden Extreme der Behandlung die milde Hyperthermie mit Temperaturen bis etwa 38,5 °C und die hohe (extreme) Hyperthermie mit Temperaturbereichen bis > 40,5 °C unterschieden. Während die milde Überwärmung in erster Linie immunstimulierend wirkt, macht man sich bei der extremen Hyperthermie eher die immunsuppressiven Wirkungen zunutze, z. B. im Kampf gegen Tumorzellen.

Zu den eher milden Überwärmungsverfahren gehört auch die von Prof. Lange eingesetzte Infrarot-A-Hyperthermie. Die energiereichen Lichtstrahlen dringen über die Haut etwa 6 mm tief ein und werden dort innerhalb der verschiedenen Hautschichten unterschiedlich stark absorbiert. Diese Absorption der Energie führt mithilfe einer Wasserkühlung zu einer langsamen Gewebeerwärmung auf bis zu 38,5 °C auch im Körperkern. Dieser durch das Verfahren ausgelöste künstliche Fieberschub verursacht beim Patienten Hitzeschübe, Schweißausbrüche und belastet den Kreislauf ganz so wie ein natürlich ablaufendes Fieber. Aufgrund dieser Symptome unter der Hyperthermiebehandlung ist das Verfahren bei Herz-Kreislauf-Patienten, bei Hyperthyreose, bei aktiven Entzündungen sowie bei einer fieberhaften Erkrankung kontraindiziert.

In einer aktuellen Studie1 an 20 Patienten mit gesicherter ankylosierender Spondylitis (AS) zeigten sich signifikante Effekte der Infrarot-A-Hyperthermie auf die Symptomatik der rheumatischen Erkrankung noch bis zu drei Monate nach dem Behandlungszyklus. Die Patienten erhielten sechs Bestrahlungen für circa 45 bis 60 Minuten Dauer innerhalb von 8 Tagen. Das Ziel lag dabei im Erreichen einer Körperkerntemperatur von 38,5 °C. Fünfzehn weitere Patienten bildeten die altersvergleichbare Kontrollgruppe. Im Ergebnis hatte die Behandlungsgruppe signifikant weniger Schmerzepisoden als die Kontrollgruppe. Dieser Effekt hielt zudem bis zu einem Zeitraum von drei Monaten nach der Therapie an.  Zusätzlich fielen die gemessenen Werte für proinflammatorische Zytokine wie IL-1 und IL-6 deutlich messbar ab. Die Patienten bemerkten diese antiinflammatorische/antiphlogistische Wirkung der Hyperthermie-Behandlung vor allem daran, dass ihr Schmerzmittelbedarf an NSAR spürbar sank.

Darüber hinaus bietet die Infrarot-A-Hyperthermie den klinischen Vorteil, dass auch tieferliegende und oft anderen Therapien unzugängliche Entzündungsherde bei Patienten mit AS sicher erreicht werden. Mittelfristig wäre aus Sicht der Studienautoren sogar der Behandlungserfolg bei AS mittels Hyperthermie zu verbessern.

Dennoch bleiben Fragen unbeantwortet. Wie verhalten sich die Subpopulationen der T-Lymphozyten und anderer Immunzellen bei Hyperthermie? Die Ausschüttung welcher Zytokine und Interleukine wird dabei aktiviert oder gehemmt? Welchen Einfluss nimmt die Behandlung auf die Haut als unser größtes Immunorgan? Wo liegt die therapeutische Breite beim Einsatz der Hyperthermie? All diese Fragen müssen zukünftig in weiteren Studien gestellt und beantwortet werden. Doch bereits heute, so ist sich Prof. Lange sicher, unterstreichen die durchgeführten Studien die Notwendigkeit physikalischer Therapiemaßnahmen im multimodalen Behandlungsplan bei rheumatischen Erkrankungen.2

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Referenzen:

  1. Lange U et al., Akt Rheumatol 2016 (in press).
  2. Kongress der DGRh 2016, Frankfurt/Main, 1. September: Session „Neue Wirksamkeitsstudien zur Physikalischen Medizin“