Neue Medikamentenklasse für Legionellen-Lungeninfektion

Eine neue Medikamentenklasse scheint vielversprechend in der Therapie der Legionellen zu sein. Legionellen verursachen die Legionärskrankheit, eine potenziell fatale Lungeninfektion. In der Märzaus

Eine neue Medikamentenklasse scheint vielversprechend in der Therapie der Legionellen zu sein.

Legionellen verursachen die Legionärskrankheit, eine potenziell fatale Lungeninfektion.
In der Märzausgabe des Nature Microbiology wurde eine Studie vorgestellt, die entdeckt hat, dass BH3-Mimetika Zellen vernichten können, die mit Legionellen infiziert sind. Diese Erkenntnis könnte zu einer neuen Therapie für eine Vielzahl von bakteriellen Infektionen führen, auch gegen solche, die resistent gegenüber Antibiotika sind.

Ein Team von Wissenschaftlern, einschließlich Dr. James Vince vom Walter and Eliza Hall Institute, konnte zum ersten Mal zeigen, dass ein Protein namens BCL-XL die Schwachstelle von Legionellen-infizierten Zellen ist. Wenn das BCL-XL mit einem BH3-mimetischen Medikament ausgeschaltet wird, sterben die infizierten Zellen ab. Dieses Absterben der infizierten Zellen, würde den Körper von der Infektion befreien.

Menschen infizieren sich mit den Legionellen, indem sie kontaminierte Wassertröpfchen einatmen, die oft aus Kühlanlagen, Blumenerde oder Spa-Anlagen kommen. Die Bakterien werden von den humanen Makrophagen aufgenommen und entkommen somit dem Immunsystem des Körpers. Somit sind sie für viele Antibiotika nicht erreichbar. Patienten mit einem schwachen Immunsystem und ältere Menschen haben ein erhöhtes Risiko an der ernstzunehmenden Lungeninfektion, der Legionärspneumonie, zu erkranken.

Makrophagen verlieren ein Protein, das die Makrophagen am Leben hält

Dr. Vince sagt, dass die Bakterien, kurz nachdem sie die Makrophagen infiziert haben, die Proteinzusammensetzung ihrer Wirtszellen verändern, um zu verhindern, dass das Immunsystem des Wirtes die Infektion detektiert. “Wir finden es besonders interessant, dass die Makrophagen dabei ein Protein verlieren, das MCL-1 heißt und die Makrophagen am Leben hält. Die Bakterien hinterlassen ungewollt nur ein Überlebensprotein, das BCL-XL. Hier ist die Schwachstelle auf molekularer Ebene”, erklärt Dr. Vince.

“Wir haben die Vulnerabilität der mit Legionellen infizierten Zellen ausgenutzt und diese mit einem BH3-Mimetikum behandelt, das BCL-XL ausschaltet. Dieser Wirkstoff konnte spezifisch die infizierten Makrophagen abtöten und ließ die nicht-infizierten Makrophagen unversehrt. Genau diese Effekte wünscht man sich von einem Therapeutikum”, fügt Dr. Vince hinzu.

BH3-mimetische Medikamente wurden primär entwickelt, um Krebs zu heilen, da sie Überlebensproteine wie BCL-XL und MCL-1 ausschalten, die bei einer Krebserkrankung den Tumor unsterblich machen.

Legionellen-Lungeninfektion konnte behandelt werden – getötet wurden nur die infizierten Zellen

“Wir waren wirklich begeistert zu sehen, dass BH3-Mimetika dazu eingesetzt werden können, die ernsthafte Legionellen-Lungeninfektion zu behandeln, wobei nur die infizierten Zellen getötet werden und somit der Körper von den Bakterien befreit wird. Die Wissenschaftler vom Walter and Eliza Hall Institute arbeiten seit drei Jahrzehnten daran, zu entschlüsseln, wie ’survival Proteine’ die Zellen am Leben halten und wie man dieses System ausnutzen kann, um Krebserkrankungen zu behandeln. Das ist nun das erste Mal, dass die BH3-Mimetika erfolgreich eingesetzt wurden, um bakterielle Infektionen zu behandeln”, heißt es von Dr. Vince.

Die Entstehung der antibiotikaresistenten Stämme von Bakterien stellt heutzutage ein ernstes Gesundheitsproblem für die globale Gesundheit dar.

Abschließend sagt Dr. Vince: “Wir sind zuversichtlich, dass sich in der Zukunft, BH3-Mimetika als eine wertvolle neue Strategie der Behandlung von Legionellen und anderen intrazellulären Bakterien darstellen werden.”

Text: esanum/ ab

Foto: Dmitry Kalinovsky / Shutterstock