Personalmangel im Gesundheitssektor erschwert Wandel Mecklenburg-Vorpommerns zum "Kalifornien Deutschlands"

Mecklenburg-Vorpommern will sich zum Gesundheitsland Nummer eins entwickeln. Doch fehle dafür der Nachwuchs in Gesundheitsberufen, erklärt der Chef des Kuratoriums Gesundheitswirtschaft Wolfgang Schareck.

Der Chef des Kuratoriums Gesundheitswirtschaft und Rektor der Uni Rostock, Wolfgang Schareck, will mehr junge Menschen für das ostdeutsche Bundesland begeistern. Nur so könne dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden.

Mecklenburg-Vorpommern kämpft wie kaum ein anderes Bundesland mit einem Strukturwandel. Die Bevölkerung schwindet, Branchen wie die Werftindustrie ist größtenteils abgewandert und die Löhne sind im Vergleich mit den anderen Bundesländern eher am unteren Ende angesiedelt. "Mecklenburg-Vorpommern gilt als das Florida Deutschlands, wegen der alten Menschen, die hier her kommen", sagt der Chef des Kuratoriums Gesundheitswirtschaft Wolfgang Schareck der Deutschen Presse-Agentur. "Wir müssen das Kalifornien Deutschlands werden, von dem junge Leute sagen, da habe ich Zukunftschancen."

Kalifornien gilt unter anderem wegen der High-Tech-Region Silicon Valley als der US-Bundesstaat mit dem größten Potenzial bei der Entwicklung neuer Technologien. Wie sehr die Entwicklung in Meckpomm leidet, könne an einer Umfrage unter Life-Science-Firmen im Nordosten abgelesen werden. Aktuell gebe es in diesen Firmen 50 freie Stellen alleine für Bioinformatiker, die sofort besetzt werden könnten.

Klar sei, dass es nicht die eine richtige Antwort geben könne, sagte Schareck. Deshalb habe das Kuratorium fünf Strategiegruppen gebildet, in denen sich die Experten um die Themen Life Science, Gesundheitstourismus, Gesundheitsdienstleistungen, Gesundes Alter(n) und Ernährung kümmern.

Die Bezahlung müsse besser werden

Zu deren Aufgaben gehöre auch, sich um die Beschäftigungssituation zu kümmern. "Wenn wir es nicht schaffen, das Verhältnis alt zu jung auszugleichen, dann muss 2030 statt 40 sogar 50 Stunden pro Woche gearbeitet werden - für das gleiche Geld."

Die Lage sei bedrohlich. Im Jahr 2020 fehlten rund 3.000 Pflegekräfte, 43 Prozent der Hausärzte seien über 68 Jahre alt. Die ambitionierten Ziele bei der Entwicklung hin zum Gesundheitsland Nr. 1 gerieten in Gefahr. Gerade bei der Ausbildung der Hausärzte könne angesetzt werden. Müssen Hausärzte wirklich sechs Jahre studieren und sich zudem einer fünfjährigen Facharztausbildung unterziehen? Schareck positioniert sich eindeutig: "Man braucht keine elf Jahre." Auch müssten neuere Methoden wie die der Telemedizin in Ausbildung und Alltag stärker eingebunden werden.

Ein prinzipielles Problem des Landes sei, dass in vielen Branchen die Bezahlung noch immer unter dem bundesweiten Schnitt liege, sagte Schareck. "Über die Qualifizierung entsteht ein berechtigter Anspruch auf eine bessere Bezahlung." Die Wertschätzung für gute Arbeit müsse zunehmen, dies trage in großem Maße zur Imageverbesserung bei.

Auch die Physiotherapeuten hatten jüngst Alarm geschlagen. Aktuell fehlen im Nordosten rund 250 Fachkräfte. "Aber der Markt ist leer", berichtete René Portwich vom Vorstand des VDB-Physiotherapieverbands. Für den Personalmangel sei die schlechte Bezahlung kausal. Portwich kritisierte, dass viele Physiotherapeuten Kurse für ihre Zusatzqualifikation aus eigener Tasche zahlen müssten.

dpa/vt