Depressionen und Angst bei Patienten mit Früharthritis

Etwa die Hälfte aller Patienten mit Früharthritis leidet unter Depressionen und Angststörungen Depressionen und Angst werden oft im Zusammenhang mit einer fortgeschrittenen rheumatoiden Arthritis (RA) beschrieben.

Etwa die Hälfte aller Patienten mit Früharthritis leidet unter Depressionen und Angststörungen

Depressionen und Angst werden oft im Zusammenhang mit einer fortgeschrittenen rheumatoiden Arthritis (RA) beschrieben. Neben Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus und Osteoporose scheinen psychische Erkrankungen sehr häufige Komorbiditäten bei RA zu sein. Inwieweit sie bereits in der Früharthritis eine Rolle spielen, ist hingegen bisher wenig untersucht.

Aus zahlreichen Studien und Registerdaten geht hervor, dass Depressionen bei circa 6 bis 13 % der Patienten mit RA als Komorbidität auftreten. Ob auch Patienten in einem frühen Krankheitsstadium schon darunter leiden, untersuchte eine aktuelle Pilotstudie. Die Forscher um Désirée Freier von der Charité in Berlin legten ihren Fokus jedoch nicht allein auf die Prävalenz von Depressionen und Angststörungen bei Patienten mit Früharthritis. Sie erfassten ebenso die möglichen Zusammenhänge zwischen den psychischen Erkrankungen und der Diagnosegruppe sowie zum Geschlecht. Daraus sollten eventuelle Strategieanpassungen für den Praxisalltag mit Hinblick auf die Früherkennung abgeleitet werden.

Im Verlauf der Querschnittstudie beurteilten zwischen 2011 und 2015 insgesamt 176 Früharthritis-Patienten ihren Zustand in der Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS). Als Einschlusskriterien für die Teilnahme an der Studie wurden folgende Parameter festgelegt: als Minimum galt ein geschwollenes Gelenk. Die Symptome sollten seit mindestens sechs Wochen bis maximal 12 Monate bestehen.  Das Scoring, einschließlich der Routineuntersuchungsparameter (u.a. DAS28, HAQ), wurden in einer Forschungsdatenbank hinterlegt.

Im Ergebnis hatten 47,7 % der Patienten eine positive HADS ≥ 13. Retrospektiv wurden 108 Patienten der Gruppe “rheumatologisch-muskuloskeletale Erkrankungen” (RME) zugeordnet. Als Subgruppen konnten die “rheumatoide Arthritis” (n = 55) sowie “keine rheumatoide Arthritis” (n = 53) gebildet werden. Alle anderen Teilnehmer wurden der Gruppe “keine rheumatische Erkrankung” (n = 68) zugeordnet. Hinsichtlich der Zugehörigkeit zu einer der  Diagnosegruppen sowie hinsichtlich des Geschlechts fanden sich in der Pilotstudie keine signifikanten Unterschiede bei den teilnehmenden Patienten. Erhöhte HADS-Werte wiesen im Mittel auf eine signifikant höhere Zahl schmerzhafter Gelenke hin (“tender joint count”, TJC-68, p = 0,032). Die Gruppe “rheumatoide Arthritis” wies zudem signifikante Unterschiede bei der VAS (visuelle Analogskala; p = 0,001) und dem HAQ (health assessment questionnaire; p = 0,004) auf.

Fazit: Depressionen und Angststörungen haben bei Früharthritis eine hohe Prävalenz von circa 48 %. Vor allem Patienten mit rheumatoider Arthritis scheinen davon betroffen zu sein.  Daraus lässt sich ableiten, dass weitere Untersuchungen zum Einfluss psychiatrischer Komorbiditäten bei Rheumaptienten unbedingt zu fordern sind. Es gilt zudem zu prüfen, ob es möglicherweise notwendig sein wird, zukünftig frühzeitiger psychiatrisch-psychologisch zu intervenieren. Eine solche frühe psychologische Intervention scheint eine sinnvolle Ergänzung zu sein, um die Behandlungsziele im Rahmen des treat-to-target-Konzeptes bei Patienten mit einer Früharthritis noch besser erreichen zu können.

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Quelle: Freier D et al., Depressionen und Angststörungen bei Patienten mit einer Früharthritis (Pilotstudie), Posterbeitrag RA.01; Frankfurt 2016.