Profitieren Diabetes-Patienten vom Intervall-Fasten?

Den Förderpreis der DDG erhält eine tierexperimentelle Arbeit zu den molekularen Effekten des Intervallfastens. Funktioniert die Methode auch im menschlichen Alltag?

Den Förderpreis der DDG erhält eine tierexperimentelle Arbeit zu den molekularen Effekten des Intervallfastens. Funktioniert die Methode auch im menschlichen Alltag?

Es sind nur noch ein paar Tage bis zum DDG Kongress in Hamburg. Ein Interview mit Prof. Prof. Annette Schürmann, die sich mit Prof. Dirk Müller-Wieland die Tagungspräsidentschaft teilt, können Sie hier nachlesen.

Darin geht es gleich am Anfang ums Fasten. Nicht zu diagnostischen Zwecken, wie in der Fallvorstellung, über die wir vor kurzem berichtet haben. Sondern zum Abnehmen. Periodisches Fasten liegt ja gerade ziemlich im Trend. Und dazu forscht die Abteilung Experimentelle Diabetologie am Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke (DIfE), die Schürmann leitet. Der Doktorand, der sich mit den Analysen der molekularen Effekte des Intervallfastens beschäftigt hat, erhält dafür auf dem Diabetes-Kongress den Förderpreis der DDG.

Intervall-Fasten begünstigt den Leberstoffwechsel – zumindest im Tiermodell

Denn es konnte – erstmal nur im Tierversuch – gezeigt werden, dass sich das Intervall-Fasten nicht nur positiv auf das Körpergewicht, sondern auch auf die Stoffwechsellage auswirkt. Mäuse mit einer Veranlagung für Übergewicht und Typ-2-Diabetes entwickelten bei Futteraufnahme nach Belieben innerhalb kurzer Zeit eine Insulinresistenz, fast die Hälfte von ihnen schließlich auch einen Typ-2-Diabetes. War der unlimitierte Zugang zu fettreicher Nahrung auf jeden zweiten Tag beschränkt, reagierten die Tiere empfindlicher auf Insulin und wurden nicht zuckerkrank.       

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass dieser positive Effekt auf einer günstigen Beeinflussung des Leberstoffwechsels beruht. Mit dem Intervall-Fasten nimmt demnach die Menge an schädlichen, vermutlich eine Insulinresistenz fördernden Leberfetten ab. Zudem verändern sich die Größe der Fetttröpfchen und die Zusammensetzung der mit ihnen verbundenen Eiweißmoleküle. Das Fettleber-Ausmaß war deutlich reduziert und mit etwas Verzögerung  wurde auch eine deutliche Fettabnahme im Skelettmuskel beobachtet. In einer neuen Studie soll nun geprüft werden, ob sich das Intervall-Fasten auch auf die Fetteinlagerungen im Pankreas günstig auswirkt.

Verschiedene Methoden: 5:2-Diät, 16:8-Diät, Alternate-Day Fasting

Wie geht das Intervall-Fasten? Es gibt unterschiedliche Methoden. Bei der 5:2-Diät isst man an fünf Tagen in der Woche normal und reduziert an den beiden anderen Tagen die Energiezufuhr auf 500 Kalorien bei Frauen und 600 Kalorien bei Männern. Zwischen den Mahlzeiten sollten nahrungsfreie Pausen von mindestens 4-5 Stunden eingehalten werden, um eine ständige Insulin-Produktion zu vermeiden und den Fettabbau zu ermöglichen.

„Oder man verzichtet für 16 Stunden komplett auf Nahrungsaufnahme (16:8-Diät). Besonders effektiv ist es, wenn nur jeden zweiten Tag gegessen wird“, so Schürmann. Dieser gegenwärtig populäre Diättrend wird englisch als Alternate-Day Fasting (ADF) bezeichnet.

Der Stoffwechsel wird durch die kurzen Hungerphasen nicht gedrosselt und auch keine Muskelmasse abgebaut. Noch wichtiger als die Gewichtsabnahme dürften für Patienten mit Diabetes die erwähnten metabolischen Effekte sein, wenn sie denn beim Menschen in ähnlicher Weise wie bei den Mäusen zum Tragen kommen.

Amerikanische Studie sieht keine Vorteile für ADF bei Adipösen

Ob das mit der Übertragbarkeit in den menschlichen Lebensalltag aber tatsächlich so hinhaut, bleibt vorerst fraglich. Eine gerade eben veröffentlichte amerikanische Studie mit 100 adipösen Erwachsenen konnte keine Vorteile des Alternate-Day Fasting gegenüber einer täglichen Diät nachweisen. Stattdessen brachen mit 38% die meisten Teilnehmer in der ADF-Gruppe die Studie ab. Unter konventioneller Diät waren es 29%.

Nach der sechsmonatigen Gewichtsreduktionsphase lag der Gewichtsverlust übrigens in beiden Interventionsarmen bei 6,8% gegenüber der Kontrollgruppe. In der anschließenden sechsmonatigen Erhaltungsphase legten die Probanden in ähnlichem Ausmaß wieder an Gewicht zu (um 0,8% bzw. 1,5%). Nach sechs Monaten war zwar der HDL-Cholesterin-Spiegel in der ADF-Gruppe erhöht, nach 12 Monaten allerdings der LDL-Cholesterin-Spiegel. Immerhin gestehen die Autoren dem Intervall-Fasten zu, dass ein bestimmter Kreis adipöser Menschen diese Form der Kalorienrestriktion möglicherweise bevorzugt.

Fortsetzung folgt.

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Referenz:
Trepanowski JF et al. Effect of Alternate-Day Fasting onWeight Loss, Weight Maintenance, and Cardioprotection Among Metabolically Healthy Obese Adults: A Randomized Clinical Trial. JAMA Intern Med 2017. doi:10.1001/jamainternmed.2017.0936