Röntgen Mediziner zu oft bei Rückenbeschwerden?

Bei Schmerzen im Rückenbereich schnell röntgen? Wie häufig Mediziner in den einzelnen Regionen oft überflüssige Bildgebungsdiagnostik zu Hilfe nehmen, zeigt ein Studie. Rückenschmerzgeplagte Patienten werden einer aktuellen Studie zufolge noch immer zu häufig geröntgt oder in die Röhre geschoben – auch in Nordrhein-Westfalen.

Bei Schmerzen im Rückenbereich schnell röntgen? Wie häufig Mediziner in den einzelnen Regionen oft überflüssige Bildgebungsdiagnostik zu Hilfe nehmen, zeigt ein Studie.

Rückenschmerzgeplagte Patienten werden einer aktuellen Studie zufolge noch immer zu häufig geröntgt oder in die Röhre geschoben – auch in Nordrhein-Westfalen. Von den jährlich bundesweit etwa sechs Millionen Bildaufnahmen mittels Röntgengerät, Computer- oder Magnetresonanz-Tomograph seien viele vorschnell oder überflüssig, so das Ergebnis einer am Dienstag vorgestellten Studie der Bertelsmann-Stiftung.

So kommen auf 1000 Versicherte mit Rückenschmerzen in NRW etwa 406 Bildaufnahmen – was nur leicht über dem Bundesdurchschnitt von 397 Bildern pro 1000 Patienten liegt. Dass es anders geht, zeigen die Daten aus Ostdeutschland. Dort kamen auf 1000 Rückenschmerz-Patienten nur zwischen 337 Aufnahmen in Sachsen-Anhalt und 365 in Thüringen. Deutlich mehr sind es im Saarland mit 440 Aufnahmen je 1000 Versicherte mit Rückenleiden.

Auch innerhalb der Bundesländer gibt es erhebliche lokale Unterschiede: So häufen sich in Nordrhein-Westfalen Röntgen-, CT- und MRT-Aufnahmen in den Kreisen Hamm, Bochum und Herne. Die Rate liegt zwischen 20 und 30 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. In Heinsberg, im Oberbergischen Kreis, Steinfurt, Olpe, Kleve und Minden-Lübbecke sind die Bildgebungsraten dagegen leicht unterdurchschnittlich. Die Bertelsmann-Experten sprechen hier von “lokalen Versorgungsmustern”, die auch Ausdruck dafür sein können, dass nicht immer medizinische Notwendigkeit sondern auch Patientenerwartungen und ärztliche Routinen ausschlaggebend sind.

Insgesamt kritisieren die Studienautoren, dass bundesweit jeder fünfte Patient bereits im ersten Quartal nach der Erstdiagnose durchleuchtet werde – dabei empfehlen die medizinischen Leitlinien dies frühestens, wenn herkömmliche Therapien in den ersten sechs bis zwölf Wochen keinen Erfolg hatten. Auch werde zu häufig geröntgt, ohne dass Hinweise auf gefährliche Krankheiten vorlägen.

Allerdings können Ärzte entgegen der Erwartungen einer Mehrheit von Patienten (69 Prozent) auch mit bildgebenden Verfahren meistens keine spezifische Ursache für den Schmerz feststellen. Tatsächlich gelten 85 Prozent der akuten Beschwerden als medizinisch unkompliziert und verschwinden wieder. Dennoch ist jeder zweite der Umfrage zufolge davon überzeugt, dass man bei Rückenschmerzen immer einen Arzt aufsuchen muss. 60 Prozent erwarten schnellstens eine Untersuchung mittels bildgebender Verfahren, um dem Schmerz auf den Grund zu gehen.

Solche Erwartungen rückten die Ärzte häufig nicht zurecht, kritisieren die Experten der Bertelsmann-Stiftung. Weitere unnötige Untersuchungen und eine Verunsicherung des Patienten seien die Folge. Schlimmstenfalls könnten Schmerzen chronisch werden, weil Patienten kränker gemacht werden als sie sind, so die Studienautoren.