Voller Lebensfreude bis ins hohe Alter

Das Symposium “Gesundes Altern heute” in Bonn geht der Frage nach, welche Faktoren das Älterwerden beeinflussen und wie sich die Gesellschaft dadurch verändert. Alt werden und dabei ges

Das Symposium “Gesundes Altern heute” in Bonn geht der Frage nach, welche Faktoren das Älterwerden beeinflussen und wie sich die Gesellschaft dadurch verändert.

Alt werden und dabei gesund zu bleiben, ist einer der Wünsche, der sich durch fast alle Kulturen, Gesellschaften und Generationen zieht. Die Menschen wollen vital bleiben, auch mit 80 Jahren noch mit ihren Enkeln über den Fußballplatz rennen und am gesellschaftlichen Leben partizipieren, so dass sie insbesondere ihre Zeit nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben in vollen Zügen genießen können. Auch wenn die Lebenserwartung in fast allen Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländern steigt und sich der Anteil der alten Menschen stetig erhöht, gibt es parallel eine Zunahme von chronischen schweren Erkrankungen und Pflegebedürftigkeit, die die letzten Lebensjahre zur Tortur machen können.

Wie können wir gesund altern? Dieser Frage gehen internationale Experten am 17. Oktober 2015 beim Symposium “Gesundes Altern heute” im Plenarsaal des Bundestages im World Conference Center Bonn nach. Initiator ist Professor Dr.med. Dr.h.c.mult. Wolfgang Holzgreve, MBA, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Bonn. Die Teilnehmer diskutieren den Prozess des Alterns aus medizinischer, soziologischer und philosophischer Perspektive.

In der Wissenschaft gibt es hitzige Diskussionen darüber, in welchem Gesundheitszustand die Menschen in Zukunft die zusätzlichen Lebensjahre verbringen werden. Auch untersucht eine Vielzahl von Studien, welchen Einfluss genetische Faktoren, das persönliche Gesundheitsverhalten, das Gesundheitssystem, soziale Ressourcen und biografische  Komponenten auf das Älterwerden und die Lebensqualität besitzen. Fest steht: Mit zunehmendem Alter nehmen der zeitliche und finanzielle Aufwand für die Erhaltung der eigenen Gesundheit deutlich zu. Auch ist erwiesen, dass gesundes Altern abhängig ist vom Sozialstatus – im internationalen Kontext, aber auch innerhalb einer Gesellschaft.

Sozialer Status beeinflusst das Altern

Kommt jemand aus einer unteren Schicht ist die Lebenserwartung geringer als bei jemandem aus einer höheren und finanziell besser gestellten Schicht. Für Deutschland bedeutet das, dass die mittlere Lebenserwartung der niedrigen Einkommensgruppen bis zu elf Jahre unter der hoher Einkommensgruppen liegt. So besagt es der Datenreport 2013 des Statistischen Bundesamtes und des Wissenschaftszentrum Berlin WZB. Offenbar können die Gesundheitssysteme keinen Ausgleich schaffen und garantieren, dass jeder gesund altern kann. Auch zeigt sich, dass sich eine höhere Schulbildung und intensives Lernen positiv auf das Auftreten von Demenz und insbesondere von Alzheimer-Demenz und vor allem auf die Lebenserwartung auswirken.  Neurodegenerative Erkrankungen werden nicht zuletzt deshalb ein Thema des Symposiums sein.

Komplikationen schwerer Erkrankungen lassen sich besser behandeln

Einer Schlüsselrolle im Prozess des Alterns kommt der kurativen Medizin zu. Es lassen sich zwar die mit schweren chronischen Erkrankungen im Zusammenhang stehenden Komplikationen in den Griff bekommen, nur die eigentliche Erkrankung ist nicht zu stoppen. Am häufigsten treten im Alter “Volkskrankheiten” wie kardiovaskuläre Leiden mit Arteriosklerose, Diabetes, chronische Gelenkveränderungen mit Dauerschmerz und Einschränkung der Beweglichkeit sowie Hirnabbauprozesse etwa durch Morbus Alzheimer auf. Auch Krebs, Atemwegsprobleme, Leberleiden und psychische Erkrankungen nehmen zu, so dass sich insbesondere bei Menschen über 65 Jahren eine Multimorbidität einstellt. Wie können Patienten unter diesen Bedingungen “gesund altern”? Die Grundlagenforschung zu intensivieren wird eine der zentralen Aufgaben der Pharmaindustrie in den kommenden Jahren sein.

Die Symposiumsteilnehmer geht auch den Folgen der demographischen Entwicklung für das Zusammenleben in einer Gesellschaft und auch für Beziehungen nach. Welche Antworten kann die Medizin geben? Wie unterscheidet sich der Altersprozess bei Frauen und Männern? Selbstredend gehen mit einer älter werdenden Gesellschaft auch enorme Belastungen der Renten- und Gesundheitssysteme einher. Für Professor Holzgreve kommt der Diskussion über das Älterwerden eine entscheidende Rolle zu: “Das Thema Altern betrifft als Naturereignis alle Menschen. Trotzdem beschäftigen wir uns zu selten damit.”

In der interdisziplinären Tagung sollen deshalb auch Einzelfragen wie die Tatsache, dass Frauen ihre Kinder durchschnittlich in immer höherem Lebensalter zur Welt bringen, behandelt werden. Auch der Einfluss von Hormonen oder anderen Interventionen wollen die Experten kritisch hinterfragen. Besonders dürfen sich die Teilnehmer auf den Vortrag von Professor Elisabeth Blackburn aus San Francisco freuen. Die Nobelpreisträgerin für Medizin und Physiologie des Jahres 2009 referiert über “Telomere und Telomerase: Die Bedeutung für Altern, Gesundheit und Krankheit”.