Verschlechtertes Überleben bei Hodgkin Lymphom durch Vitamin-D-Mangel

Der Vitamin-D-Stoffwechsel spielt eine bedeutende Rolle im Immunsystem unseres Körpers. Da Hodgkin Lymphome im Zusammenspiel mit dem Immunsystem entstehen und Studien zu anderen Lymphom-Erkrankungen bereits Hinweise darauf gaben, haben WissenschaftlerInnen der Uniklinik Köln und der Medizinischen Fakultät in einer neuen Studie nun den Zusammenhang von Vitamin-D und dem Hodgkin Lymphom untersucht.

Vitaminmangel gleichbedeutend mit schlechterer Tumorkontrolle?

Der Vitamin-D-Stoffwechsel spielt eine bedeutende Rolle im Immunsystem unseres Körpers. Da Hodgkin Lymphome im Zusammenspiel mit dem Immunsystem entstehen und Studien zu anderen Lymphom-Erkrankungen bereits Hinweise darauf gaben, haben WissenschaftlerInnen der Uniklinik Köln und der Medizinischen Fakultät in einer neuen Studie nun den Zusammenhang von Vitamin-D und dem Hodgkin Lymphom untersucht.

Das Team um Dr. Sven Borchmann, Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Klinik I für Innere Medizin, wollte herausfinden, ob ein Vitamin-D-Mangel bei Hodgkin Lymphom-Patienten mit einer schlechteren Tumorkontrolle und letztlich mit einem schlechteren progressionsfreien Überleben und Gesamtüberleben verbunden ist. Die Ergebnisse der Studie wurden im renommierten Wissenschaftsjournal Journal of Clinical Oncology veröffentlicht.

Vitamin-D-Mangel über alle Krankheitsstadien hinweg

PatientInnen mit einem Hodgkin Lymphom leiden häufig an einem Vitamin-D-Mangel, so die erste Erkenntnis der ExpertInnen um Erstautor Dr. Borchmann. Wie in der Gesamtbevölkerung tritt der Mangel im Winter häufiger auf als im Sommer. Auffällig war, dass die Patientinnen und Patienten mit einem Vitamin-D-Mangel ein deutlich verringertes progressionsfreies Überleben und Gesamtüberleben aufwiesen. Dieser Effekt zeigte sich unabhängig von anderen relevanten Faktoren wie beispielsweise dem Stadium der Erkrankung oder auch der Art der Behandlung.

Insgesamt untersuchten die WissenschaftlerInnen, die auch der Deutschen Hodgkin Studiengruppe unter Leitung von Univ.-Prof. Dr. Andreas Engert angehören, in der Studie 351 Patientinnen und Patienten - alles TeilnehmerInnen der klinischen Studien HD7, HD8 und HD9.
Bei 175 PatientInnen, also der Hälfte der Untersuchten, lag ein Vitamin-D-Mangel vor. PatientInnen mit Progression oder Rückfall wiesen signifikant niedrigere Vitamin-D-Spiegel auf, als PatientInnen ohne Rückfall (21,4 vs. 35,5 nmol/l). Sie hatten zudem häufiger einen Vitamin-D-Mangel (68 vs. 41%, P <0.0001). Diesen Effekt beobachteten die WissenschaftlerInnen konstant über alle Krankheitsstadien hinweg.

Überraschend große Unterschiede

Die abschließende Analyse ergab, dass ein Vitamin-D-Mangel stark mit einem geringeren progressionsfreien Überleben zusammenhängt (HR: 2,13 [ 95%> CI: 1,84-2,48], P <0.0001). Die Analyse erstreckte sich über eine Beobachtungszeit von 13 Jahren. Bezogen auf das Gesamtüberleben hatten PatientInnen mit Vitamin-D-Mangel auch ein deutlich höheres Sterberisiko (HR: 1,82 [1,53-2,15], P <0.0001).

In konkrete Zahlen umgesetzt bedeutet dies: In der Kohorte nach zehn Jahren überlebten 81,8 Prozent der PatientInnen ohne Vitamin-D-Mangel progressionsfrei, PatientInnen mit Vitamin-D-Mangel jedoch nur zu 64,2 Prozent. Hinsichtlich des Gesamtüberlebens lebten nach zehn Jahren noch 87,2 Prozent der PatientInnen ohne Vitamin-D-Mangel, von den PatientInnen mit einem Vitamin-D-Mangel jedoch nur 76,1 Prozent. Bei näherer Betrachtung der Todesursachen der verstorbenen Patientinnen und Patienten hat der Vitamin-D-Mangel vor allem das Risiko erhöht, am Hodgkin Lymphom zu versterben. Dr. Borchmann erläutert: "Wir erhofften uns vor Beginn der Studie natürlich, einen Effekt des Vitamin-D-Mangels auf das Überleben der Patienten zu sehen. Schließlich war dies unsere Hypothese. Dass der Unterschied so groß ausfallen würde, hat uns aber überrascht. Das kennen wir so sonst nur von Studien, die beispielsweise effektivere mit weniger effektiven Chemotherapien vergleichen."

Erkennung eines gut zu korrigierenden Risikofaktors

Aufbauend auf diesen Ergebnissen führten die WissenschaftlerInnen Laborversuche durch, um besser zu verstehen, warum die Patientinnen und Patienten mit niedrigen Vitamin-D-Spiegeln ein höheres Risiko für einen Rückfall und letztlich auch für das Versterben hatten. In Kooperation mit der Arbeitsgruppe von Univ.-Prof. Dr. Dr. Roland Ullrich, Klinik I für Innere Medizin, wurde in verschiedenen Modellsystemen im Labor untersucht, inwieweit Vitamin-D die Behandlung des Hodgkin Lymphoms mit heutigen Standard-Chemotherapien unterstützen kann. Dabei stellte sich heraus, dass die üblicherweise verabreichten Chemotherapeutika in Kombination mit Vitamin-D besser wirken. Wie genau dies passiert, ist aktuell Gegenstand weiterer Untersuchungen.

Zur Bedeutung der Studie erklärt Prof. Engert von der Klinik I für Innere Medizin: "Die Ergebnisse der Studie haben potenziell eine große Relevanz für die Behandlung des Hodgkin Lymphoms weltweit, da mit dem Vitamin-D-Mangel ein Risikofaktor identifiziert worden ist, der theoretisch relativ einfach durch die Einnahme entsprechender Präparate korrigiert werden kann." Dennoch mahnen die Autoren zur Vorsicht. Aus den Studienergebnissen lässt sich nicht direkt schlussfolgern, dass eine Korrektur des Vitamin-D Mangels auch zu einem besseren Therapieergebnis von PatientInnen mit Hodgkin Lymphom führen wird. Dazu bedarf es weiterer Studien, die genau solch eine Korrektur testen.

Quelle:
Borchmann S., Cirillo M., Görgen H., Meder L., Sasse S., Kreissl S., Bröckelmann P.J., von Tresckow B., Fuchs M., Ullrich R.T., Engert A. Pre-treatment Vitamin D deficiency is associated with impaired progression-free and overall survival in Hodgkin lymphoma. Journal of Clinical Oncology 2019, October 17.
DOI: 10.1200/JCO.19.00985