Wochenrückblick Gesundheitspolitik: Wichtigste Entscheidungen aus KW 28

Entscheidungen aus der Politik, Umfrage-Ergebnisse und Neuigkeiten aus der medizinischen Forschung: Was waren die wichtigsten gesundheitspolitischen Entscheidungen in Kalenderwoche 28?

Telemedizin: Vor allem Psychotherapie profitiert

Die Ansteckungsrisiken während der Corona-Pandemie haben die Entwicklung der Telemedizin und ihrer Anwendung rasant beschleunigt. Der Anteil der Ärzte, die telemedizinische Leistungen erbringen, erhöhte sich nach Daten des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) von 4,5 Prozent in 2017 auf 25 Prozent in 2021.  Telemedizinischen Leistungen machten zuletzt 0,8 Prozent des Gesamthonorars aus. Genützt hat der Einsatz der Telemedizin vor allem in der Psychotherapie. Durchschnittlich wurden hier je Patient 1.777 Euro abgerechnet, in den anderen Populationen wären es 594 Euro. Annährend die Hälfte der Honorarforderungen bei neuen Telemedizin-Patienten im Jahr 2020 entfielen auf die Psychotherapie. 39 Prozent der Patienten wohnten in Großstädten. Die Klientel war jünger als der Durchschnitt und überwiegend weiblich (63 Prozent). 

Die Inanspruchnahme telemedizinischer Leistungen ging nach Abklingen der Pandemie im ersten Halbjahr 2020 leicht zurück, dürfte aber nach Einschätzung des Zi aufgrund der hohen Zahl von Influenza-Infektionen im zweiten Halbjahr wieder stark gestiegen sein.  Auch aufgrund der Vermittlung der Terminservicestellen zu telemedizinischen Beratungen sieht das Zi ein Potential.

Diabetes: Kaum Negativ-Einflüsse der Pandemie

Entgegen ursprünglichen Befürchtungen hat die COVID-19-Pandemie nicht zu einer Verschlechterung der Versorgung von Patienten mit Typ-1- und Typ-2-Diabetes geführt. Dies geht aus ersten Auswertungen von Studien hervor, die von der Deutschen Diabetes-Stiftung gefördert wurden.

So zeigt eine Auswertung von Daten aus der Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation durch die Epidemiologin Dr. Stefanie Lanzinger von der Universität Ulm, dass die schon vor der Pandemie steigende Inzidenz bei Diabetes Typ 1 weiter zugenommen hat. Während des ersten Lockdowns stieg sogar kurzfristig die Zahl der Neudiagnosen, die mit einer Ketoazidose einhergingen, was auf eine verzögerte Diagnosestellung hindeute. Die Stoffwechseleinstellung der bereits vor der Pandemie erkannten Patienten mit Typ 1-Diabetes sei dagegen unverändert gut geblieben.

Nach Daten des German Disease Analyzers, die der Epidemiologe Professor Bernd Kowall von der Universität Essen ausgewertet hat, hat die Pandemie die Stoffwechseleinstellung von Typ-2-Diabetikern nicht negativ beeinflusst; die Patienten hätten auch nicht, wie zunächst befürchtet, an Gewicht zugenommen. Offenbar hätten bereits gut eingestellte Patienten eine gewisse Routine im Umfang mit ihrer Krankheit entwickelt. Vorübergehend sei allerdings ein Anstieg der Major-Amputationen registriert worden.