Primärversorgung von COPD-Exazerbationen: CRP-Schnelltest kann den Antibiotika-Einsatz senken

Die Erkältungszeit naht wieder. Ob eine akute Verschlechterung einer COPD bakteriell bedingt ist, kann in der Grundversorgung schwierig zu beurteilen sein – zumeist werden auf Verdacht Antibiotika verordnet.

Die Erkältungszeit naht wieder. Ob eine akute Verschlechterung einer COPD bakteriell bedingt ist, kann in der Grundversorgung schwierig zu beurteilen sein – zumeist werden auf Verdacht Antibiotika verordnet.

Etwa jeder zweite COPD‑Patient erlebt einmal jährlich eine Exazerbation. Die Auslöser können virale oder bakterielle Infektionen, aber auch Umweltfaktoren (z. B. Rauchen) sein.
Derzeit werden etwa 80% der mittelgradigen COPD-Exazerbationen in der Primärversorgung antibiotisch behandelt. Passend zur Jahreszeit haben wir für Sie eine kürzlich publizierte, methodisch gute Studie aus Großbritannien zusammengefasst, die (erneut) starke Evidenz dafür liefert, dass CRP‑Schnelltests bei der Entscheidungsfindung helfen können, welche Patienten wahrscheinlich Antibiotika benötigen und welche eher nicht.1,2

Jede fünfte Antibiotika-Verschreibung lässt sich durch CRP‑Schnelltests vermeiden

Nachdem frühere Arbeiten bereits zu ähnlichen Ergebnissen kamen, macht es diese Studie mit Daten von 653 Patienten aus 86 britischen Allgemeinarztpraxen im Vergleich zur Versorgung ohne den Test noch einmal besonders deutlich. COPD-Patienten, die sich mit Symptomen wie Verschlechterung einer Dyspnoe, vermehrtem Husten oder verstärkter farbloser Schleimbildung vorstellten, wurden entweder zu Standardversorgung oder Standardversorgung und CRP-Schnelltest randomisiert. Schwer kranke Patienten (Verdacht auf Pneumonie) wurden natürlich nicht in die Studie eingeschlossen.

Der Einsatz von CRP‑Schnelltests zusätzlich zur Standardversorgung senkte den Anteil der antibiotisch behandelten Patienten um 22% (47,7% versus 69,7%). Die Einsparung von Antibiotika-Verordnungen ging nicht mit schlechteren Outcomes, mehr Arztbesuchen oder höherem Antibiotikabedarf zu einem späteren Zeitpunkt einher.
Bei drei Viertel (76%) der Patienten in der CRP-Test-Kohorte lag der Wert bei Erstvorstellung unter 20 mg/l. Etwa einem Drittel dieser Patienten wurden Antibiotika verschrieben; bei Patienten mit höheren CRP‑Werten waren es dagegen 90%.
Eine Nachbeobachtung für 6 Monate zeigte keinen Unterschied zwischen beiden Kohorten bezüglich der Konsultationen von Allgemein- oder Fachärzten, der Pneumonie-Rate oder Nebenwirkungen von Antibiotika in diesem Zeitraum.

Gezielterer Antibiotika-Einsatz

Übermäßiger Antibiotika-Einsatz ist durch die Zunahme resistenter und multi-resistenter Keime ein bedeutendes globales Problem. Auch besteht das generelle Bestreben, Übertherapie oder unnötige Arzneimittelverordnungen zu vermeiden.

Die vorgestellte Studie spricht dafür, dass CRP-Schnelltests den rationalen Einsatz von Antibiotika erleichtern könnten, ohne Outcomes oder Sicherheit für die Patienten zu beeinträchtigen. Im Placebo-Arm einer früheren randomisierten, kontrollierten Untersuchung waren die besten Prädiktoren für ungünstige Verläufe eitriges Sputum und CRP‑Anstiege über 40mg/l.1

Ob sich der CRP-Schnelltest in der Erstversorgung auch als praktikabel erweist, ist natürlich noch von anderen Fragen abhängig, wie der Erstattungsfähigkeit. Die Problematik der Wirtschaftlichkeit von "point of care" Tests für niedergelassene Ärzte hatten wir vergangenes Jahr für die PCT‑Bestimmung bereits aufgegriffen. Schnelle Diagnostik wäre gerade in den niedergelassenen Praxen wertvoll, wo nach Angabe der Paul-Ehrlich-Gesellschaft ca. 85% der Antibiotika-Verordnungen stattfinden.3

Referenzen:
1. CRP testing safely reduces antibiotic use for COPD flare-ups. (2019). Available at: https:/discover.dc.nihr.ac.uk:443/content/signal-000820/crp-testing-safely-reduces-antibiotic-use-for-copd-flare-ups. (Accessed: 30th September 2019)
2. Butler, C. C. et al. C-Reactive Protein Testing to Guide Antibiotic Prescribing for COPD Exacerbations. New England Journal of Medicine (2019). doi:10.1056/NEJMoa1803185
3. Dr Bettina Jung. Bakteriell oder viral? Erst Diagnostik, dann Antibiotika-Rezept. DAZ.online (2018). Available at: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2018/05/04/hausaerzte-beschluss-zu-laborleistungen-vor-antibiotikagabe-ist-praxisfern. (Accessed: 30th September 2019)