Schulung zur Inhalationstechnik: Nutzen Sie die Videos?

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Aufklärungsfilme zur Inhalationstechnik bei Asthma und COPD sind genauso erfolgreich wie die herkömmliche Schulung im Praxisalltag mit Rede und Antwort. Das ist das Ergebnis einer an der Lungenklinik Köln-Merheim durchgeführten Studie.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Aufklärungsfilme zur Inhalationstechnik bei Asthma und COPD sind genauso erfolgreich wie die herkömmliche Schulung im Praxisalltag mit Rede und Antwort. Das ist das Ergebnis einer an der Lungenklinik Köln-Merheim durchgeführten Studie. Darauf hat neulich – das heißt in diesem Fall am Rande des diesjährigen DGIM-Kongresses in Mannheim – Prof. Carl-Peter Criée, der Vorsitzende der Deutschen Atemwegsliga e.V., hingewiesen1.

Angebot der Deutschen Atemwegsliga

Der Verein hat in Kooperation mit den Kölner Klinikern Dutzende von Anwendungsvideos erstellen lassen, die auch Gegenstand der Evaluationsstudie waren. Die Filmsequenzen informieren die Patienten anschaulich und produktneutral, wie die unterschiedlichen Inhalationssysteme korrekt angewendet werden. Und das zu allen handelsüblichen Inhalationsgeräten und mittlerweile auch in verschiedenen Sprachen.

Beide Aspekte dürften im Praxisalltag von wachsender Bedeutung sein, um Barrieren in der erfolgreichen Patientenschulung abzubauen. Denn es kommen nicht nur beständig neue Inhalatoren auf den Markt, sondern mit den Flüchtlingen auch mehr Patienten mit schlechten Deutschkenntnissen in die Praxen.

Mehr Schulung und Kontrolle dringend notwendig

Aber auch davon abgesehen bieten die Filmchen potenziell sehr viel Nutzen. Durch wiederholtes Anschauen der Erklär-Videos gelingt es den Patienten, ihre Fehlerrate beim Inhalationsvorgang auf Null zu reduzieren, so Criée. Das ist nicht nur erfreulich, sondern dringend notwendig. Denn die große Mehrheit der Patienten kann – trotz Schulung – mit den Inhalatoren nicht richtig umgehen. Das ist mehrfach, auch aktuell belegt2,3.

Die Experten von DGP und DLS* haben zuletzt beim DGP-Kongress in Leipzig wieder darauf aufmerksam gemacht4. Sie forderten dreierlei:

Hierbei ist natürlich auch Ihr Aut-idem-Kreuz gefragt! Mittlerweile setzt sich nämlich eine wichtige Erkenntnis durch: Dem richtig ausgewählten und angewandten Geräte-Typ kommt mindestens die gleiche Bedeutung für den Behandlungserfolg zu wie den aktiven Substanzen selbst5.

3-Minuten-Videos, im Internet abrufbar

Die Filmsequenzen der Atemwegsliga sind mit einer Dauer von weniger als drei Minuten schön kurz. Sie zeigen alle Phasen der korrekten Handhabung des jeweiligen Inhalators, einschließlich der Vorbereitung des Gerätes, Beendigung der Inhalation und ggf. Reinigung des Devices. So wird der komplexe Inhalationsvorgang Schritt für Schritt nachvollziehbar – beliebig oft und in Ruhe.

Die Videos sind kostenlos und jederzeit mittels PC, Tablet oder Smartphone über das Internet abrufbar oder auch als DVD verfügbar. Die Atemwegsliga stellt die Filme auf ihrem YouTube-Kanal bereit und macht sie sowohl über ihre Website als auch über ihren Facebook-Auftritt zugänglich.

Beträchtlicher Nutzen – auch für die medizinischen Profis

Ärzte, aber auch das Praxispersonal, können sich dank der Videoaufklärung einiges an Arbeitszeit sparen – und sie bei Bedarf selbst zu Fortbildungszwecken nutzen. Untersuchungen haben gezeigt, dass dieser Bedarf durchaus besteht: Auch den Profis gelingt es häufig nicht, einen Inhalationsvorgang komplett fehlerfrei zu demonstrieren6. Angesichts der wachsenden und verwirrenden Device-Vielfalt ist das kein Wunder.

Unser Plädoyer: Nutzen Sie dieses Angebot, wenn Sie es nicht ohnehin schon tun. Laden Sie die Filme zum Anschauen in der Praxis herunter oder weisen Sie Ihre Patienten darauf hin. Gleichwohl kann und sollte ein Video nicht die Schulung und Kontrolle durch das medizinische Personal ersetzen, sondern ergänzen.

Link-Tipps:

Referenzen:

  1. Kurzinterview mit Prof. Criée: Neues von der Atemwegsliga. 14.04.2016. (www.pneumowissen.de; Zugriff am 14.09.2016)
  2. Hardwell A et al. Technique training does not improve the ability of most patients to use pressurised metered-dose inhalers (pMDI). Prim Care Respir J. 2011;20(1):92-6.
  3. Roggeri A et al. Inhalation errors due to device switch in patients with chronic obstructive pulmonary disease and asthma: critical health and economic issues. Int J Chron Obstruct Pulmon Dis 2016;11:597-602. doi: 10.2147/COPD.S103335.
  4. Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP). Inhalationstherapie: Anwendungsfehler gefährden Behandlungserfolg – Lungenärzte fordern mehr Schulungen für Patienten. Pressemitteilung vom 24.02.2016.
  5. Positionspapier zur Aut-idem Substitutionsverpflichtung bei Inhalativa vom 31.03.2015. Deutsche Gesellschaft für Pneumologie, Verband Pneumologischer Kliniken, Bundesverband der Pneumologen, Deutsche Atemwegsliga. Pneumologie 2015;69:196–8.
  6. Alismail A et al. Diverse Inhaler Devices: A Big Challenge for Health-Care Professionals. Respir Care 2016;61(5):593-9.

*DGP = Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin, DLS = Deutsche Lungenstiftung