Gibt es eine Impfung gegen Toxoplasmose?

Sucht man im Internet nach einer Toxoplasmose-Impfung so erhält man schlicht und ergreifend die Antwort: "Eine Impfung gegen Toxoplasmose gibt es nicht". Das könnte sich in Zukunft ändern.

Häufige, aber meist asymptomatisch verlaufende Infektionskrankheit

Die Toxoplasmose kann in verschiedenen Krankheitsbildern resultieren. Hinsichtlich der klinischen Symptomatik werden 3 Formen der Infektion unterschieden:

1. Postnatal bei einer Toxoplasmose-Infektion von immunkompetenten Menschen. Menschen mit einem guten Immunsystem bemerken die Infektion oft gar nicht. In 80-90% der Fälle verläuft die Krankheit asymptomatisch. Die Erkrankung kann sich mit grippeähnlichen Symptomen wie Fieber, Müdigkeit sowie Kopf- und Gliederschmerzen äußern. In seltenen Fällen können eine Retinochoroiditis oder Enzephalitis entstehen.Gefährlicher ist eine Infektion bei einem geschwächten Immunsystem oder während der Schwangerschaft für das Ungeborene.

2. Postnatal bei einer Erstinfektion von immunsuprimierten Menschen. Hier ist eine lebensbedrohliche Erkrankung möglich.1

3. Pränatal bei Erstinfektion der werdenden Mutter während der Schwangerschaft.Schwangeren wird oft geraten, den Kontakt mit Katzen zu meiden, um das ungeborene Kind nicht zu gefährden. Für eine Übertragung auf das Ungeborene durch die Katze oder andere Tiere muss die Schwangere allerdings mit dem Katzenkot in Kontakt kommen, in dem die Parasiten sitzen. Die Gefahr einer Ansteckung besteht beim Verzehr von rohem Fleisch während der Schwangerschaft.

Die Toxoplasmose-Infektion im Auge

Die okuläre Toxoplasmose ist gleichzeitig eine der seltensten Erkrankungsformen der Infektion und die häufigste posteriore Uveitits am Auge. Rund ein Viertel der Patienten und Patientinnen, die wegen einer Retinochoroiditis in Behandlung waren, besitzen eine Sehschärfe von unter 0,1 am betroffenen Auge. Die Erstmanifestation am Auge stellt sich in den meisten Fällen als eine fokal nekrotisierende Retinochoroiditis dar. Die Entzündungsreaktion beginnt hierbei in den inneren Netzhautschichten und breitet sich in die anderen Schichten aus. Ein wichtiger Unterschied zwischen einer kongenitalen und einer erworbenen okulären Toxoplasmose ist, dass bei der erworbenen Form meist nur ein Auge betroffen ist und die Entzündungsreaktion auf eine einzige Läsion begrenzt ist.

Anders stellt sich die kongenitale Form dar. Hier sind Cluster von Entzündungsherden als aktive Läsionen und postentzündliche Narbenareale erkennbar. Weitere mögliche Entzündungszeichen: Vitritis, Vaskulitis und anteriore Uveitis mit Tensiodekompensation. Mittels optischer Kohärenztomographie können okuläre Komplikationen wie epiretinale Membranen, das zystoide Makulaödemen, vitreoretinale Traktionen, choroidale Neovaskularisationen, sowie eine seröse Netzhautablösung erkannt und dargestellt werden. Eine aktive TG-Läsion kann mittels Fluoreszein- und Indocyaningrün-Angiografie nachgewiesen werden. Bei ausgeprägter Vitritis kommt die Ultraschalluntersuchung des Auges zum Einsatz. Punktförmige Echos im Glaskörper, eine Verdickung der hinteren Hyaloidmembran und fokale retinochoroidale Verdickung werden häufig beobachtet. Neben diesen nicht-invasiven diagnostischen Techniken liefert die invasive Gewinnung von Glaskörper- oder Kammerwasserproben und Serumproben deutliche Hinweise auf eine aktive Infektion. So deutet ein Verhältnis von 8:1 zwischen Anti-Toxoplasma-Antikörpern im Auge und im Serum eine aktive okuläre Toxoplasmose hin.2-4

Was hat es mit dem Projekt TOXPOX auf sich?

Das Ziel des EU-finanzierten Projektes TOXPOX ist die Entwicklung eines effektiven und sicheren rekombinanten Impfstoffes gegen Toxoplasmose. Rekombinante Virusvektoren sollen durch die Darbietung bestimmter TG-Antigene eine spezifische schützende Immunreaktion stimulieren. Im Rahmen des TOXPOX-Projekts wurden rekombinante virale Konstrukte konstruiert, die auf Pockenviren und auch auf Lentiviren basierten und die gewünschten TG-Antigene exprimierten. Im Mausmodell wurden die verschiedenen rekombinanten Impfstoffe in vivo erprobt. Hier konnten spezifische Antikörperreaktionen induziert werden. TOXPOX hat damit eine sicherere Impfstoffstrategie entwickelt, die in weiteren Forschungsstudien untersucht werden muss.5

Ist eine Impfung gegen Toxoplasmose bei Menschen möglich?

In der Tierwelt kommt bereits der Toxoplasmose-Impfstoff Toxovax® zur Anwendung. Bei Schafherden wird dieser Impfstoff zur Prävention von Toxoplasmose-bedingten Aborten eingesetzt. Er soll verhindern, dass Lämmer mit einer Infektion geboren werden. Bei Toxovax® handelt es sich um einen Lebendimpfstoff aus abgeschwächten TG-Impfstamm. Hier besteht jedoch ein Risiko für die Rückentwicklung zum Wildtyp.5,6 

Eine Immunisierung des Menschen gegen die Toxoplasmose ist Ziel unterschiedlicher wissenschaftlicher Arbeiten. Eine davon beschäftigt sich mit dem attenuierten Toxoplasmose-Lebendimpfstoff (Stamm RH:ΔNPT1).7 Im Mausmodell ruft dieser Impfstoff eine starke Immunantwort hervor. Mehr dazu nächstes Mal. Dann geht es um Toxoplasmose und COVID-19.

Referenzen: 

1.RKI-Ratgeber Toxoplasmose
2. Stokkermans T. J. et al. (2021). Toxoplasma Retinochoroiditis. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2021 Jan.
3. Agarwal A et al. (2016). Toxoplasma Retinochoroiditis. In: Gupta V., Nguyen Q., LeHoang P., Herbort Jr. C. (eds) The Uveitis Atlas. Springer, New Delhi.
4. Mushtaq F. et al. (2019). Primary Acquired Toxoplasma Retinochoroiditis: Choroidal Neovascular Membrane as an Early Complication. Cureus.
5. Arbeit der EU-Kommission Cordis zu Neuen Impfstoffen gegen Toxoplasmose
6. Sicherheitshinweise zu Toxovax
7. Yang W.B. et al. (2019). Immunization With a Live-Attenuated RH:ΔNPT1 Strain of Toxoplasma gondii Induces Strong Protective Immunity Against Toxoplasmosis in Mice. Frontiers Microbiology, 13 August 2019.