Innovative Krebsbehandlung durch weiße Blutkörperchen aus der Nabelschnur?

Die chronische myeloische Leukämie (CML) zählt wohl zu den bekanntesten Formen der Leukämie. Bei der Leukämie handelt es sich um ein sehr heterogenes Krankheitsbild mit unterschiedlichen ätiopathogenetischen Ursachen.

γδ-T-Zellen aus menschlichem Nabelschnurblut: Hoffnungsspender für Krebspatienten 

Mit Hilfe dieser Zellen soll es eines Tages möglich werden, eine Vielzahl verschiedener Krebsarten zu behandeln. Neben den unterschiedlichen Blutkrebsarten soll auch die Therapie solider Tumore hiervon profitieren. Die Plattform hat sich bereits in präklinischen Studien bewährt. Im Jahr 2024 ist eine klinische Studie der Phase 1 geplant, um die Behandlung von Leukämie und Lymphomen mittels dieser Zellen zu untersuchen.2

Die γδ-T-Zellen stellen eine besondere Klasse unkonventioneller T-Zellen dar. Sie exprimieren somatisch rearrangierte γ- und δ-Ketten des T-Zell-Rezeptors (TCR) und sind uns bereits bekannt aus dem Blog-Beitrag "Die Rolle von g-d-T-Lymphozyten im Kampf gegen den Krebs". Damals kamen sie in einem Mausmodell im Kampf gegen Krebszellen (Glioblastoma multiforma) zum Einsatz. Der stereotaktische Einsatz von allogenen humanen γδ-T-Zellen führte zu einer Tumorreduktion. In "Das Mysterium der γδ-T-Zellen" haben wir erfahren, dass sie auch in einem Mausmodell zur Bekämpfung von Influenza-A-Viren erfolgreich angewendet wurden. Die in der aktuellen Studie untersuchten γδ-T-Zellen stammten aus menschlichem Nabelschnurblut und weisen ein sehr vielfältiges TCRγδ-Repertoire auf. Sie besitzen eine einzigartige Subtypenzusammensetzung, die sich von derjenigen fötaler und erwachsener peripherer Blutzellen unterscheidet.3

Antitumorwirkung der γδ-T-Zellen

In präklinischen Modellen konnte gezeigt werden, dass γδ-T-Zellen eine starke Zytotoxizität gegen verschiedene Arten von Krebszellen haben. Sie waren sogar wirksam bei leukämischen Zellen, die gegen eine zuvor durchgeführte Chemotherapie resistent waren. Auch Leukämiepatienten, die zuvor allogene Knochenmarktransplantate mit αβ-T-Zellen erhalten hatten, konnten von diesen Zellen profitieren. Einige Berichte deuten darauf hin, dass die Rekonstitution von γδ-T-Zellen des Spenders das krankheitsfreie Überleben dieser Patienten verbessern konnte. Dies führte zu einem wachsenden Interesse an diesen besonderen Zellen. Ex vivo konnte eine zytotoxische Aktivität von die isolierten γδTIL gegen autologe Tumorzellen beobachtet werden.3

γδ-T-Zellen aus der Nabelschnur: Potential zur zytotoxischen Effektor-Differenzierung

Die Forschungsgruppe aus Singapur hat in einem bestrahlten, Epstein-Barr-Virus-transformierten Feeder-Zell-basierten modifizierten Rapid-Expansion-Protokoll die aus dem Nabelschnur stammenden γδ-T-Zellen (CBγδ) in vitro expandiert. Mittels Einzelzell-RNA-Sequenzierung konnte die Forschungsgruppe die fortschreitende Differenzierung naiver CBγδ in Zellen beobachten. Diese exprimierten neoantigenreaktive tumorinfiltrierende Lymphozyten-ähnliche sowie gewebsresidente Gedächtnisvorläufer-ähnliche und Antigen-präsentierende zellähnliche Gensignaturen. Die Rückverfolgung von TCRγδ-Klonen zeigte eine Tendenz zur zytotoxischen Effektor-Differenzierung. Die CBγδ- Kulturen besaßen hierbei ein hohes Expansionspotenzial. Dies lag an ihrer wenig differenzierten Natur. Ein großer Teil der expandierten CBγδ wies einen TSCM-ähnlichen Phänotyp auf. Dieser war mit einer höheren Antitumoraktivität bei adaptiv übertragenen CD8+ T-Zellen assoziiert gewesen.3

Fazit: CBγδ-T-Zellen – ein großer Hoffnungsträger in der Tumorforschung

Die aus dem Nabelschnurblut gewonnenen T-Zellen besitzen ein enormes Potenzial in der Bekämpfung von Tumorzellen. Sie sind anpassungsfähiger als adulte T-Zellen und können zusätzliche Funktionen übernehmen. CBγδ-T-Zellen sind aktuell ein großer Hoffnungsträger in der Tumorforschung. Wir warten gespannt auf die Daten der geplanten Phase-1-Studie.2

Referenzen:
  1. https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Home/homepage_node.html 
  2. https://medicalxpress.com/news/2023-07-umbilical-cord-white-blood-cells.html
  3. Ng JWK. et al. (2023). Cord blood-derived Vδ2+ and Vδ2- T cells acquire differential cell state compositions upon in vitro expansion. Sci Adv. 2023 Jun 16;9(24):eadf3120.