Monoklonale Antikörper zur Virus-Diagnose und Alzheimer-Therapie

Monoklonale Antikörper: ohne sie wären Corona-Virustests heutzutage nicht möglich. Doch auch aus verschiedenen Bereichen der Medizin sind sie nicht mehr wegzudenken.

"Zauberkugeln" als diagnostische und therapeutische Moleküle

Monoklonale Antikörper sind Antikörper, in Zellkultur produziert,  mit identischer molekularer Struktur und Spezifität. Klassische polyklonale Antikörper sind dagegen Mixturen verschiedenster Struktur und Spezifität, direkt in Versuchstieren gebildet.

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Die geniale Idee: Man immunisiert zuerst Mäuse mit dem Antigen, isoliert deren antikörperbildende Milz, fusioniert die (in Zellkultur schlecht wachsenden) Milzzellen mit Krebszellen (Myelomzellen), die ihrerseits prächtig in Zellkultur wachsen. Die so erzeugten  Hybridoma-Zellen wachsen gut in Kultur  und produzieren gleichzeitig  die Monoklonale: Antikörper sind so leicht in grossen Mengen preiswert zu erzeugen!

Opernfreunde kennen sicher Carl Maria von Webers “Freischütz”, Premiere 1821,  wo der junge Jägerbursche Max versucht, vom Teufel Zauberkugeln zu erhandeln, die todsicher  immer ihr Ziel treffen. Diese Idee war auch der Traum von Paul Ehrlich (1845-1915). Sie werden heute wie Cruise missiles als diagnostische und therapeutische Moleküle weltweit eingesetzt. 

Nehmen wir als Beispiel eine Virus-Infektion mit COVID-19: Der Körper bildet polyklonale Antikörper gegen die Coronaviren als Gegen-Reaktion. Man hat nun  im Labor monoklonale Antikörper gegen Antikörper gegen das Coronavirus bzw. seine Spike-Proteine selbst erzeugt  und weist nach wenigen Wochen diese Immunglobuline diagnostisch  in Körperflüssigkeiten nach, z.B. mit Schnelltests.

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Monoklonale können aber auch (wie bei Trumps Infektion demonstriert) therapeutisch  als passive Immunisierung eingesetzt werden.  Sie blockieren die Spike-Oberflächenproteine des Virus effektiv.

Monoklonale gegen die Alzheimer Krankheit sind nun der neueste Hit!

35 Millionen Menschen leiden weltweit unter der Demenz auslösenden Krankheit, allein in Deutschland sind 1,6 Millionen dement. Bei der Erkrankung sterben laut einer Hypothese Gehirnzellen ab durch Eiweißfragmente (Amyloidpeptide). Sie stören die Impulsübertragung zwischen den Hirn-Nervenzellen und machen sie funktionsunfähig.

Es gibt weder ein Heilmittel noch eine Impfung dagegen. Medikamente lindern oder zögern die Krankheit lediglich hinaus. Das Risiko steigt mit dem Alter und das weltweite Durchschnittsalter nimmt zu! In China soll beispielsweise bis 2050 der Anteil der über 60jährigen auf 35  Prozent steigen, das sind 430 Millionen Menschen! In Deutschland steigt der Anteil auf 30 Prozent.

Aducanumab heißt der neu entwickelte monoklonale Antikörper

Dabei ist mab die Abkürzung von monoclonal antibody. Aducanumab wird seit 2003 erprobt. Entwickelt wurde es von der Firma Neurimmune im Schweizer Ort  Schlieren. Aducanumab ist eine der “Zauberkugeln” Paul Ehrlichs, die wie in der Oper “Der Freischütz” ihr Ziel suchen, also immer treffen. Man braucht einmal im Monat eine intravenöse Infusion des Patienten. Laut FDA wird durch Aducanumab die Zahl der Plaques effektiv reduziert, was für die Plaque-Theorie von Alzheimer sprechen würde.

Jedenfalls ist Aducanumab (Handelsname Aduhelm)  das erste neue Arzneimittel in 18 Jahren! Nun kam die Ernüchterung: Die Entwicklung wurde im März 2019 eingestellt. Der Börsenwert von Biogen von 17 Milliarden US-Dollars sank an einem Tag um 15%. Im Oktober 2019 gab es trotzdem einen Zulassungsantrag bei der FDA. Abgelehnt! Ein Antrag bei der langsamen europäischen EMA läuft noch…

Nun gab es einen Aufschrei der Verbraucherverbände, sie vertreten 6 Millionen Patienten - und siehe da: Aduhelm wurde im Juni 2021 zugelassen, der Aktienkurs stieg um 40%! Für Deutschland wäre so etwas unmöglich…

Kritiker bemängeln Preis pro Patienten und Jahr: 56.000 Dollar

Der hohe Preis vertieft den Graben zwischen Armen und Reichen in den USA, wer kann sich das schon leisten? Und: wenn nur die Hälfte aller US-Patienten Aduhelm bekommen würden, wären das 10 Milliarden Dollars jährlich, sagt Michael Nawrath, Pharma-Analytiker der Firma Strategic Swiss Partners. Das wäre so viel wie die öffentliche Krankheitsversicherung Medicare für die 5 meist verschriebenen Medikamente bisher aufgewendet hat…

Meine Mutter-Universität für die vergangenen  25 Jahre, die HKUST in Hongkong, hat übrigens nun einen Schnelltest für Alzheimer entwickelt, der ueber 90 Prozent Alzheimer im Fruehstadium nachweist.

 

HKUST’s Vice-President (Research and Development) Prof. Nancy IP (Middle) and her research team members - including doctoral student Mr. Jason JIANG Yuanbing (second left) who is the first author of this research paper.

Copyright: HKUST, erteilt an RR

Das Team von Prof. Nancy IP identifizierte 19 von  429 Plasmaproteinen als Alzheimer-Biomarker. Das erlaubt, Gesunde von Kranken im Frühstadium biochemisch zu erfassen und auch eine Verlaufskontrolle der Krankheit.

 

The research team identified 19 plasma hub proteins (indicated as yellow dots in the figure) in AD patients, which are irregular compared to healthy people.

Das Team identifizierte 19 Plasmaproteine (hier gelbe Punkte) die sich von Gesunden unterscheiden.

 

Using the pictured blue device that performs the ultrasensitive proximity extension assay, Prof. Ip and her team developed a blood test for early detection and screening of Alzheimer’s disease from Chinese patient data, with an accuracy level of over 96%.

Prof Ip vor dem Analysegerät