Nicht motorische Symptome (NMS) von Parkinson früh erkennen

In der Parkinson-Therapie erhalten oft die motorischen Symptome die meiste Aufmerksamkeit. Doch NMS können diesen um Jahre vorausgehen und die Lebensqualität sogar noch stärker beeinträchtigen.

In der Parkinson-Therapie erhalten oft die motorischen Symptome die meiste Aufmerksamkeit. Doch NMS können diesen um Jahre vorausgehen und die Lebensqualität sogar noch stärker beeinträchtigen.

NMS wie Depressionen, kognitive Beeinträchtigung und Demenz, Halluzinationen, Apathie, starke Tagesmüdigkeit, Insomnie und Impulskontroll-Störungen (Glücksspiel, Käufe) können erheblich zur Krankheitsbelastung bei M. Parkinson beitragen – für den Betroffenen, dessen Angehörige und die Pflegepersonen. Besonders in fortgeschrittenen Stadien der Krankheit können sich diese zum Hauptproblem entwickeln. Der Früherkennung möglicher Symptome kommt daher große Bedeutung zu.

Frühe NMS werden zuweilen nicht als Parkinson erkannt

Eine der populärsten Rubriken in einem großen Patientenforum zu Parkinson, parkinson‑web.de, ist eine Rubrik mit über 300 Einträgen, in der Patienten ihre persönliche Krankheitsgeschichte mit anderen teilen. Gleich einer der ersten Einträge schildert eindrücklich das angesprochene Problem der NMS:
"Vorher [vor Diagnosestellung] hat man auch zwei Jahre an mir herumgedoktert. Hatte Depressionen, Panikattacken, Angststörung. [...] Man überwies mich in die Psychiatrie. Dort versuchte man u. a., mein Zittern [der Hände] mit Beta-Blockern anzubehandeln – half aber nicht. Die Begleiterscheinungen wurden immer schlimmer. [...] Dann hatte ich mal eine Panikattacke im Supermarkt. Heute weiß ich, es war schon Parkinson. [...] Dann, durch Zufall, sah ich einen Bericht von einer jungen Frau mit Parkinson im Fernsehen. Hallo! Das waren ja die gleichen Symptome! Ich sprach meinen Psychiater daraufhin an, er überwies mich zum Neurologen. Ja, sagte er, Ihrer Beschreibung nach könnte es Parkinson sein."1

Risikofaktoren für NMS

Starke Daten aus Längsschnittstudien deuten darauf hin, dass neben der Schwere der Parkinsonerkrankung auch soziodemographische Variablen das Risiko für viele NMS beeinflussen. 2
So scheinen Frauen potentiell für schlechtere Verläufe in Bezug auf Halluzinationen, Depressionen und Insomnie prädisponiert zu sein, was einer Mischung von sozialen, biologischen und psychologischen Faktoren geschuldet sein könnte. Für die Halluzinationen könnte darüber hinaus die bei Frauen erhöhte Empfindlichkeit für Nebenwirkungen dopaminerger Medikationen eine Rolle spielen.
Für sämtliche anderen eingangs genannten NMS besteht dagegen eine Assoziation zum männlichen Geschlecht. Doch viele dieser Zusammenhänge sind nicht unbedingt spezifisch für Parkinson, sondern auch in der Allgemeinbevölkerung bzw. bei anderen Erkrankungen zu finden. Das gleiche gilt für höheres Alter, welches als Risikofaktor für Demenz, Apathie und Halluzinationen beschrieben ist. Was jedoch für Parkinson-Patienten spezifisch zu sein scheint, ist ein vermehrtes Auftreten von Depressionen bei jüngeren Patienten.

Auch die Medikation kann zu NMS beitragen. Am stärksten ist dieser Zusammenhang für Dopamin-Agonisten und extreme Tagesmüdigkeit sowie Impulskontrollstörungen gezeigt. In mehreren Arbeiten führten Dosisreduktionen zur Besserung bzw. zum Verschwinden dieser Symptome. 2

Fazit

Erkrankungsschwere, Geschlecht, Alter und medikamentöse Parkinsontherapie könnten die Entwicklung von NMS beeinflussen, wenngleich nur die Medikation potentiell modifizierbar ist. Wirklicher Fortschritt im Management von NMS muss daher zukünftig von krankheitsmodifizierenden Therapien kommen. Bis es solche gibt, könnte ein größeres Bewusstsein für NMS deren rechtzeitige Erkennung – und damit Prävention oder zumindest verbesserte Symptomkontrolle – ermöglichen.

Referenzen:
1. Meine persönliche Parkinson-Geschichte - Parkinson-Web-Forum. Available at: https://www.parkinson-web.de/forum/posts/list/4390.page;jsessionid=8C86958F1EFDFA4325832AE105F8B374.
2. Marinus, J., Zhu, K., Marras, C., Aarsland, D. & Hilten, J. J. van. Risk factors for non-motor symptoms in Parkinson’s disease. The Lancet Neurology 17, 559–568 (2018).