E-Zigaretten – neue Studien belegen mehr Schaden als Nutzen

E-Zigaretten setzen möglicherweise mehr Cancerogene frei als normale Zigaretten und sind ineffektiv für die Raucherentwöhnung.

E-Zigaretten setzen möglicherweise mehr Cancerogene frei als normale Zigaretten und sind ineffektiv für die Raucherentwöhnung.

Warum E-Zigaretten kein Mittel zum Rauchstopp sind

Der Gebrauch von elektronischen Zigaretten wird seit der Einführung 2007 (USA) zunehmend kontrovers diskutiert. Hersteller bewerben sie als Hilfsmittel für den Rauchstopp, da sie Nikotin mit der gleichen sensorischen Erfahrung zuführen wie normale Zigaretten, aber (vermeintlich) ohne Inhalation gleich vieler Giftstoffe.

Doch E-Zigaretten sind genau deswegen ungeeignet für eine Entwöhnung. Die körperliche Abhängigkeit von Nikotin setzt sich fort, nur die Applikationsform wechselt. Auch die psychische Sucht und die vom Rauchen gewohnten Verhaltensweisen werden weiter gepflegt.

In einer japanischen Studie an 9.055 Patienten war der Gebrauch von E-Zigaretten negativ mit Nikotinstopp assoziiert (OR=0.63; 95 % KI 0.41-0.96, nach Korrektur für Geschlecht, Alter, gesundheitliche Faktoren und andere Entwöhnungsmethoden).1

E-Zigaretten werden für viele Jugendliche zum Einstieg in das Rauchen

Umgekehrt scheinen E-Zigaretten für bisherige Nieraucher den Einstieg ins klassische Rauchen zu begünstigen. Insbesondere unter Jugendlichen ist der Gebrauch rapide angestiegen.
In einer Pressemitteilung des US Center for Disease Control and Prevention (CDC) heißt es: “Mehr als eine Viertelmillion Jugendlicher, die vorher nie eine Zigarette geraucht hatten, gebrauchten im Jahr 2013 E-Zigaretten, wie eine in der Zeitschrift Nicotine and Tobacco Research publizierte CDC Studie berichtet. Diese Zahl spiegelt einen Anstieg um das Dreifache wider, von etwa 79.000 im Jahr 2011 auf mehr als 263.000 in 2013.”2,3

Gebrauch von E-Zigaretten könnte zu über 1,5 Mio. verlorenen Lebensjahren führen

Eine kürzlich erschienene amerikanische Untersuchung4,5 zog Daten aus Volkszählungen, landesweiten Umfragen zu Gesundheit und Tabakkonsum und bereits vorhandene Literatur heran und berechnete daraus einen Schätzwert für die potentiell verlorenen oder gewonnenen Lebensjahre durch den Einfluss von E-Zigaretten auf Rauchstopp oder -beginn.
Die Studie zeigt auf Populationslevel, dass der Schaden durch E-Zigaretten den potentiellen Nutzen übersteigt.

Während im Untersuchungsjahr nur geschätzt 2.070 Raucher mit dem Wunsch, rauchfrei zu werden, zur E-Zigarette wechseln und auch dabei bleiben, veranschlagt das Modell vernichtende 168.000 zusätzliche Nie-Raucher im Alter von 12–29 Jahren, die durch den Konsum von E-Zigaretten mit dem Rauchen anfangen und bis zu einem Alter von 35–39 Jahren zu täglichen Zigarettenrauchern werden.
"E-Zigaretten könnten zu mehr als 1,5 Mio. verlorenen Lebensjahren führen, da ihr Gebrauch die Anzahl von Adoleszenten, die irgendwann mit dem Rauchen traditioneller Zigaretten anfangen, substanziell erhöhen kann." sagt auch Erstautor Prof. Soneji.

Für diese Zahl wurden allerdings optimistische 95 % relative Schadensverminderung durch Gebrauch von E-Zigaretten im Vergleich zu klassischen Zigaretten zugrunde gelegt. Wie weitere neue Studien alarmierend zeigen, sind E-Zigaretten keinesfalls eine "gesündere Alternative" zu normalen Zigaretten und die eben genannten 1,5 Mio. Jahre wahrscheinlich eher zu euphemistisch.

Inhaltsstoffe von E-Zigaretten gesundheitlich bedenklich

Inzwischen gibt es Berichte über zahlreiche gefährliche chemische Verbindungen, die durch E-Zigaretten entstehen – insbesondere Carbonyl-Verbindungen (wie Formaldehyd, Acetaldehyd, Acrolein und Glyoxal), die in den Aerosolen vorkommen und von denen einige als potenziell cancerogen gelten.
Carbonyle werden als zufälliges Nebenprodukt bei der Oxidation der Flüssigkeit in der E-Zigarette erzeugt (Glycerol und Glycole), wenn das Liquid mit dem beheizten Nickel-Chrom-Draht in Kontakt kommt.
Abhängig von der Art des E-Liquids und der Batteriespannung schwanken die Zusammensetzungen und Konzentrationen solcher Verbindungen. In einigen Fällen werden extrem hohe Konzentrationen von Carbonylverbindungen gebildet, die zu diversen gesundheitlichen Konsequenzen führen könnten.6

Wissenschaftler Naoki Kunugita vom nationalen Institut für öffentliche Gesundheit, Japan, führt dazu aus: “In E-Zigaretten einer gewissen Marke fand unser Team mehr als die zehnfache Menge an Carcinogenen einer normalen Zigarette. Besonders, wenn der Draht (der das Liquid verdampft) überhitzt, scheinen höhere Mengen dieser schädlichen Substanzen produziert zu werden."3

Bewussterer Umgang, bessere Aufklärung und gesetzliche Regulierung nötig

Viele Raucher haben das Ziel, rauchfrei zu werden, aber wissen nicht, wie sie es am besten anfangen oder dauerhaft durchhalten sollen. Eine gute Aufklärung ist hier – so schwierig sie auch sein kann – immens wichtig.
Das Portal rauch-frei.info (BZGA) hält überdies informative Broschüren für Patienten bereit, unter anderem auch zu den Risiken der E-Zigaretten.

Die WHO gab bereits 2015 eine Empfehlung an Regierungen heraus, den Verkauf von E-Zigaretten an Minderjährige zu verbieten, da diese eine ernste Gefahr speziell für diese Personengruppe darstellen. Die UN Gesundheitsbehörde sprach sich außerdem für ein Verbot in geschlossenen öffentlichen Räumen aus.3 Aktuell ist die Handhabung in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich und reicht von "unreguliert" über "nur für Erwachsene" oder "nur als nikotinfreie Variante legal" bis hin zu "komplett verboten".

Literatur:
1. Hirano, T., Tabuchi, T., Nakahara, R., Kunugita, N. & Mochizuki-Kobayashi, Y. Electronic Cigarette Use and Smoking Abstinence in Japan: A Cross-Sectional Study of Quitting Methods. Int J Environ Res Public Health 14, (2017).
2. CDC Press Releases. CDC (2016). Available at: https://www.cdc.gov/media/releases/2014/p0825-e-cigarettes.html. (Accessed: 25th April 2018)
3. Health Alert! E-Cigarettes Have 10 times More Cancer Causing Ingredients than Regular Cigarettes. Core Spirit (2018). Available at: https://www.corespirit.com/health-alert-e-cigarettes-have-10-times-more-cancer-causing-ingredients-than-regular-cigarettes/. (Accessed: 12th April 2018)
4. Soneji, S. S., Sung, H.-Y., Primack, B. A., Pierce, J. P. & Sargent, J. D. Quantifying population-level health benefits and harms of e-cigarette use in the United States. PLoS ONE 13, e0193328 (2018).
5. E-cigarettes may be more harmful than beneficial, according to evidence-based research. ScienceDaily Available at: https://www.sciencedaily.com/releases/2018/03/180314145034.htm. (Accessed: 12th April 2018)
6. Bekki, K. et al. Carbonyl compounds generated from electronic cigarettes. Int J Environ Res Public Health 11, 11192–11200 (2014).