Das Wundermittel Metformin

Ein frohes neues Jahr Euch allen! Ende des Jahres haben wir uns mit der Symptomatik, dem Pathomechanismus und der Therapie der okulären Graft-versus-Host-Disease auseinandergesetzt. Der heutige Beitrag beschäftigt sich mit dem Wundermittel Metformin.

Ein frohes neues Jahr Euch allen. Ende des Jahres haben wir uns mit der Symptomatik, dem Pathomechanismus und der Therapie der okulären Graft-versus-Host-Disease auseinandergesetzt. 40-90% der Patienten mit Graft-versus-Host-Disease zeigen eine okuläre Beteiligung. Der Graft-versus-Host-Disease liegt eine lymphozytäre Immunreaktion mit dreiphasigem Verlauf zugrunde. Das Gleichgewicht zwischen den TH1 Zytokinen und den TH2 Zytokinen spielt die entscheidende Rolle bei der Initiierung der akuten Phase der Graft-versus-Host-Disease. Die Natürlichen Killerzellen und die zytotoxischen T-Lymphozyten führen zu einer Gewebedestruktion. Eine Studie konnte zeigen, dass die Therapie mit Cyclosporin Augentropfen mit Beginn 1 Monat vor Stammzelltransplantation das Auftreten eines trockenen Auges- höchstwahrscheinlich durch Verhinderung der Zerstörung der Tränendrüse- reduzieren kann. Der heutige Beitrag setzt sich mit dem Wundermittel Metformin auseinander. Metformin soll Anti-Aging und antikanzerogene Effekte besitzen, neben seiner Funktion in der Therapie des Diabetes mellitus.1,2

METforMIN: Wie wirkt Metformin auf die Krankheitsprogression der AMD?

Eine seit Anfang 2016 laufende randomisierten Phase-II-Studie METforMIN (Metformin Administration for the Minimization of Geographic Atrophy Progression in Patients With Age-related Macular Degeneration) aus San Francisco untersucht, ob Metformin das Fortschreiten der geographischen Atrophie bei trockener Altersbedingter Makuladegeneration (bei Patienten ohne Diabetes mellitus) verlangsamen oder sogar verhindern kann. Den Studienpatienten wird hierzu 18 Monate lang Metformin verabreicht. Die Kontrollgruppe erhält keine Metformin-Therapie wird aber regelmäßig ophthalmologisch untersucht. Während des Untersuchungszeitraums werden morphologische Parameter wie die Ausdehnung der geographischen Atrophie oder die Zunahme der Drusen festgehalten. Hierfür werden Verfahren wie die Fundusautofluoreszenz-Untersuchung, die optische Kohärenztomographie sowie die Fundusfotografie angewendet. Die ophthalmologischen Untersuchungen erfolgen zum Studieneintritt, 6, 12 und 18 Monate nach Therapiebeginn. Die Studie läuft noch bis 2019. Die Ergebnisse der Studie stehen noch aus.3

Metformin bei AMD: Durchbruch in Taiwan

Wissenschaftler aus Taiwan haben auf der diesjährigen AAO (122nd Annual Meeting of the American Academy of Ophthalmology) in Chicago Illinois ihre interessanten Ergebnisse vorgestellt. Die Forschungsgruppe konnte unter der Leitung von Yu-Yen Chen beobachten, dass Patienten, die eine Metformin-Therapie aufgrund eines Diabetes mellitus Typ 2 (DM II) erhalten hatten, ein signifikant selteneres Auftreten einer Altersbedingten Makuladegeneration aufzeigten. Der Grund hierfür könnten die antiinflammatorischen und antioxidativen Effekte des Metformins sein. Oxidativer Stress spielt eine wichtige Rolle beim Voranschreiten der AMD.

Die Analyse enormer Datensätze spricht für sich

Die Wissenschaftler sind zu dem Schluss gekommen, dass Metformin protektiv gegen die AMD wirkt, nachdem sie eine enorme Datenmenge aus der Taiwan National Health Insurance Research Database ausgewertet hatten. Insgesamt wurden die Datensätze von 45.524 Patienten mit Metformin-Therapie und DM II und 22.681 Patienten ohne Metformin-Therapie mit DM II (Kontrollgruppe) analysiert. Die Daten aus rund 13 Jahren konnten die oben genannten signifikanten Ergebnisse aufzeigen.

Offenwinkelglaukom: Metformin wirkt primärpräventiv

Eine adäquate Kalorienrestriktion hat viele positive Effekte auf den Alterungsprozess des menschlichen Genoms. Sie geht einher mit einer Risikoreduktion für eine Vielzahl altersassoziierter Erkrankungen. Eine amerikanische Forschungsgruppe hat daher untersucht, ob Metformin das Risiko eines Offenwinkelglaukoms (Alter als Risikofaktor) bei Diabetes mellitus reduzieren kann. In der retrospektiven Studie aus dem Jahr 2010 wurden Patienten mit einem Alter von ≥ 40 Jahren, mit einem Diabetes mellitus (DM) und keinem Offenwinkelglaukom zum Studienbeginn in die Auswertung eingeschlossen. Von den insgesamt über 150.000 Patienten mit DM entwickelten rund 4% ein Offenwinkelglaukom. Diejenigen Patienten, die eine Metformin-Therapie erhalten hatten, hatten im Vergleich zu den Patienten ohne Metformin-Therapie ein 25% geringeres Risiko ein Offenwinkelglaukom zu erleiden. Der beobachtete Effekt ist wahrscheinlich multifaktoriell bedingt. Medikamente, die eine Kalorienrestriktion nachahmen, haben Einfluss auf Entzündungsprozesse, die Neurogenese und Langlebigkeits-Signalwege. Dies könnte den von den Forschern beobachteten Effekt erklären. Ein interessanter Therapieansatz in der Primärprävention des Offenwinkelglaukoms, der sich noch in weiteren prospektiven Studien zu beweisen hat.4

Nächstes Mal lernen wir die unterschiedlichen Anwendungsbereiche von Dextenza™ kennen.

Referenzen:

  1. Barzilai N. et al. (2016). Metformin as a Tool to Target Aging. Cell Metab. Author manuscript; available in PMC 2018 May 10.
  2. Podhorecka M. et al. (2017).Metformin - its potential anti-cancer and anti-aging effects. Postepy Hig Med Dosw (Online). 2017 Mar 2;71(0):170-175.
  3. Metformin for the Minimization of Geographic Atrophy Progression in Patients With AMD (METforMIN) ClinicalTrials.gov Identifier: NCT02684578.
  4. Lin H.-C. et al. (2015). Association of Geroprotective Effects of Metformin and Risk of Open-Angle Glaucoma in Persons With Diabetes Mellitus. JAMA Ophthalmol. Author manuscript; available in PMC 2016 Aug 1.