Die seit den 1990ern angewandte Kryokonservierung der Amnionmembran macht es möglich, die für die Wundheilung wichtigen Komponenten bis zu 2 Jahre haltbar zu machen. Wundheilungsfördernde Wachstumsfaktoren und Proteine bedingen die epitheliotrophe, antiinflammatorische und immunmodulative Wirkung der Amniontransplantation. Erhältlich ist das Amnion als Patch, Carrier und als Transplantat. Im heutigen Beitrag lernen wir Indikationen und Studienergebnisse zur Anwendung der Amniontransplantation bei opthalmologischen Problemfällen kennen.
Anwendung findet die Amniontransplantation in der Therapie jeglicher oberflächlicher Defekte oder Läsionen wie dem Ulcus corneae, der Hornhautperforationen, der Epithelialisierungsstörung der Hornhaut und auch bei Verätzungen und bei Verbrennungen. Sie führt eine beschleunigte epitheliale Wundheilung, eine Reduktion der Angiogenese und inflammatorischer Prozesse herbei. Die Amniontransplantation gibt vor allem den ophthalmologischen Problemfällen Hoffnung. So findet sie auch ihren Einsatz bei herpetisch bedingten persistierenden Hornhautdefekten, die Perforationsgefahr laufen, wenn sie denn auch mit einer neurotrophen Keratopathie mit Ulcus corneae vergesellschaftet sind. Bei der herpetischen, stromalen Keratitis kann es durch Makrophagen und Neutrophile zur Einschmelzung der Hornhaut kommen. Die Amniontransplantation bietet hier nicht nur mechanischen Schutz sondern hat durch ihre antiinflammatorischen Eigenschaften einen direkten Effekt auf die Krankheitsätiologie.1-8
Patienten mit einem okulären vernarbenden Pemphigoid im Spätstadium profitieren ebenfalls von einer Amniontransplantation. In einer prospektiven Studie aus dem Jahr 2003 mit insgesamt 9 Patienten zeigte sich in den ersten 16 Wochen nach Amniontransplantation keine Symblepharonbildung, eine Reduktion der Fornixverkürzung sowie eine Regeneration der konjunktivalen Becherzellen. Eine prospektive Studie aus demselben Jahr konnte zeigen, dass die Amniontransplantation auch effektiv bei der Therapie der Skleromalazie eingesetzt werden kann. In Kombination mit anderen Operationen (Glaukomoperation bei Skleromalazie) bei riskanter Ausgangssituation verhilft sie dem Operationsergebnis zum Erfolg.7-8 Bei der limbalen Stammzellinsuffizienz dient die Amnionmembran als Carrier von kultivierten, autogenen Limbusstammzellen.9
Eine deutsche Studie aus dem Jahr 2009 hat sich mit der Versorgung einer ophthalmologischen Notfallsituation mittels Amniontransplantation als Initialtherapie auseinandergesetzt. Die insgesamt 13 Patienten mit penetrierendem Hornhautulkus erhielten nach erfolgter operativer Versorgung zum Schutz eine therapeutische Kontaktlinse sowie systemische und lokale Antibiose. Bei dem Großteil der Patienten (62%) konnte bereits nach im Schnitt 5 Tagen eine Stabilisierung des Befundes und dadurch die Vermeidung einer Endophthalmitis erreicht werden. Die Amniontransplantation verschafft Patienten mit perforiertem Ulkus Zeit, die benötigt wird, um die notwendige Hornhauttransplantation zu planen. Sie bietet mechanischen Schutz, wirkt antiinflammatorisch und wundheilungsfördernd.5
In einer Studie aus dem Jahr 2008 konnten Augen mit therapierefraktärem Glaukom erfolgreich durch eine Kombination aus Trabekulektomie mit Mitomycin C und Transplantation einer einschichtigen Amnionmembran unterhalb des Sklerallappens behandelt werden. An der prospektiven Studie nahmen insgesamt 37 Patienten mit Hochrisikosituation teil. Bei 19 Patienten erfolgte die kombinierte Operation und bei 18 Patienten lediglich eine Trabekulektomie mit Mitomycin. Die Ausgangswerte des Augeninnendrucks lagen präoperativ bei über 40 mmHg in beiden Gruppen. Der Nachbeobachtungszeitraum betrug 12 Monate. Nach 6 Monaten zeigte sich bei über 90% der mit der Kombinationsoperation behandelten Augen eine erfolgreiche Augeninnendrucksenkung (< 22 mmHg ohne Verwendung von Antiglaukomatosa). In der Kontrollgruppe konnte eine erfolgreiche Augeninnendrucksenkung bei 60% der Patienten beobachtet werden. In der Kombinationsoperationsgruppe hielt der Effekt bei 80% der Patienten auch noch nach 12 Monaten an. In der Kontrollgruppe waren es nur noch 40% der Patienten. In der Kontrollgruppe konnte bei fast 40% der Patienten eine Tenonzystenbildung beobachtet werden. In der Kombinationsoperationsgruppe hingegen zeigten nur 5% der Augen eine Tenonzystenbildung. Durch die Kombination der Trabekulektomie mit Mitomycin mit Amniontransplantation kann die Komplikationsrate deutlich reduziert und der Operationserfolg maximiert werden.10
Die Amniontransplantation besitzt vielfältige Einsatzmöglichkeiten in der Ophthalmologie und hat beim Großteil der Hochrisikoaugen zum Erfolg geführt. Im nächsten Beitrag lernen wir die Auswirkungen und die Therapie einer Graft-versus-Host-Reaktion am Auge kennen.
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