Wie eine auf die Retina angepasste Nahrungsergänzung die Kontrastsensitivität der Augen beeinflusst

Carotinoide wirken antioxidativ und schützen die Retina vor den Auswirkungen des UV-Lichts. Die Abnahme der makulären Pigmentdichte ist ein entscheidender Risikofaktor für die altersbedingte Makuladegeneration.

Wir wissen, dass die makulären Carotinoide Lutein, Zeaxanthin und Mesoxanthin eine leistungssteigernde Wirkung für die Retina besitzen. Im Bereich des gelben Flecks des Auges sind die Carotinoide Lutein und Zeaxanthin in hoher Konzentration anzutreffen. Da unser Organismus nicht in der Lage ist, diese für den Schutz der Netzhaut essenziellen Stoffe selbst herzustellen, müssen sie über die Nahrung aufgenommen werden. Carotinoide wirken antioxidativ und schützen die Retina vor den Auswirkungen des UV-Lichts. Die Abnahme der makulären Pigmentdichte ist ein entscheidender Risikofaktor für die altersbedingte Makuladegeneration.1

Interessant wäre da zu wissen, ob eine Nahrungsergänzungstherapie Einfluss auf die optische Dichte des makulären Pigmentepithels besitzt. Kann eine Nahrungsergänzungstherapie mit Carotinoiden auch mit einer Steigerung der lateralen Hemmung und dadurch mit einer Verbesserung der Kontrastwahrnehmung einhergehen?

Eine im Jahr 2016 veröffentlichten Studie geht genau auf diese Fragen ein. Insgesamt wurden 59 gesunde Erwachsene im Alter von 18 bis 25 Jahren für eine Placebo-kontrollierte Doppelblind-Studie gewonnen. Die Studiendauer belief sich auf ein Jahr. Die optische Dichte des makulären Pigmentepithels wurde mittels heterochromatischer Flicker-Photometrie bestimmt. Die Sensitivität der lateralen Hemmung wurde mit einem computergestützten Hermann-Gitter erfasst.1

Die Studienteilnehmer wurden randomisiert in 3 Gruppen unterteilt. Gruppe 1 stellte hierbei die Placebogruppe dar. Gruppe 2 erhielt 24 mg und Gruppe 3 12 mg Carotinoide. Die Carotinoide wurden über weiche Gelatinkapsel, die mit Distelöl und Lutein, Zeaxanthin und Mesoxanthin gefüllt waren, aufgenommen. Einer unabhängigen Analyse nach enthielten die 12 mg schweren Tabletten 10.86 mg Lutein, 1.33 mg Zeaxanthin und 0.94 mg Mesoxanthin. In den 24 mg schweren Tabletten waren 22.33 mg Lutein, 2.7 mg Zeaxanthin und 2mg Mesoxanthin enthalten. Die Placebo-Tabletten waren lediglich mit Distelöl gefüllt. Die Studienteilnehmer wurden aufgefordert, täglich eine Tablette zusammen mit der Hauptmahlzeit einzunehmen. Die Compliance der Teilnehmer wurde telefonisch kontrolliert.1

Wird ein visueller Stimulus als instabil wahrgenommen, so bezeichnet man dies als Flicker. In der Studie wurde mit einem Densitometer eine heterochromatische Flicker-Photometrie (HFP) erstellt. Die HFP dient der Messung der makulären Pigmentdichte.1

Heterochromatische Flicker-Photometrie

Bei der HFP werden den Probanden 2 übereinanderliegende Lichtstimuli der Wellenlänge 550 nm und 460 nm zeitlich alternierend in gegenphasigen Rechtecksignalen dargeboten. Das Ganze wird als flimmernde Lichtscheibe wahrgenommen. Das blaue Licht der Wellenlänge 460 nm wird von der makulären Pigmentdichte absorbiert. Das als Referenz dienende grüne Licht der Wellenlänge 540 nm wird hingegen nicht vom makulären Pigmentepithel absorbiert. Das von den Probanden wahrgenommene Flimmern kann auf einen Nullpunkt -"null flicker"- gebracht werden. Dafür muss der Proband abwechselnd den zentralen und peripheren Stimulus anschauen und die Flicker-Intensität gleichzeitig angepasst werden. Liegt eine Ausdünnung der makulären Pigmentdichte vor, so benötigt man eine intensivere blaue Lichtstärke.1, 2

Ergebnisse, die sich sehen lassen können

Im Vergleich zur Placebogruppe zeigten die beiden Therapiegruppen eine signifikante Zunahme des makulären Pigmentepithels. Die ophthalmologischen Tests wurden zum Eintrittszeitpunkt in die Studie (Baseline), sowie 6 und 12 Monate danach erhoben. Es zeigte sich ein signifikanter Unterschied aller Kriterien im Vergleich Baseline versus 6 Monate und 6 Monate versus 12 Monate bei dem Vergleich der beiden Therapiegruppen mit der Placebogruppe (p< 0.05).1

Im nächsten Beitrag setzen wir uns mit der Messung der Kontrastwahrnehmung und den dazugehörigen Studienergebnissen auseinander.

Referenzen:
1. Stringham J. M. et al. (2016).Contrast Sensitivity and Lateral Inhibition Are Enhanced With Macular Carotenoid Supplementation. Invest Ophthalm Vis Sci. 58: 2291-2295.
2. Bone R. A. et al. (2004). Heterochromatic flicker photometry. Arch Biochem Biophys. 430 (2): 137-42.