Telekonsultation: Pädiater vernetzen sich

Wie sich Ärzte austauschen können, um ihr Wissen zu teilen, zeigt PädExpert, ein Online-Netzwerk des BVKJ, das mittlerweile 1.000 Pädiater nutzen. Realisiert wird es über besondere Versorgungsverträge mit Krankenkassen. Auch private Krankenversicherungen beteiligen sich.

Wie sich Ärzte austauschen können, um ihr Wissen zu teilen, zeigt PädExpert, ein Online-Netzwerk des BVKJ, das mittlerweile 1.000 Pädiater nutzen. Realisiert wird es über besondere Versorgungsverträge mit Krankenkassen. Auch private Krankenversicherungen beteiligen sich.

Unabhängig von der Telematik-Infrastruktur existieren verschiedene Modelle, die den digitalen Informationsaustausch zwischen den Beteiligten der Gesundheitsversorgung verbessern, d.h. im Wesentlichen der Ärzte untereinander, aber auch in Kooperation mit anderen Gesundheitsberufen und unter Beteiligung der Patienten. Eins davon ist das Telemedizinische Konsil für die ambulante Pädiatrie, kurz: PädExpert. Es hat zum Ziel, hausärztlich tätige Pädiater zu unterstützen, indem sich diese bei speziellen Fragen an pädiatrische Fachspezialisten und -spezialistinnen wenden können.

Die Basis ist ein Online-Kommunikationssystem, das über einen telemedizinischen Dienstleister von ärztlichen Berufsverbänden bereitgestellt wird. Initiative und medizinische Leitung liegen bei Dr. Martin Lang, Vorsitzender des Berufsverbands für Kinder- und Jungendärzte (BVKJ) des Landesverbands Bayern.

Über ein Passwort können sich Pädiater bei PädExpert einloggen. Das Programm hält eine Liste mit Experten bereit, die zu einem Spezialgebiet Auskunft geben können. An welchen Spezialisten der Pädiater seine Anfrage senden soll, entscheiden Arzt und Patient bzw. Eltern des kranken Kindes gemeinsam. "Ein Kriterium könnte die regionale Erreichbarkeit sein, denn unter Umständen ist zu einem späteren Zeitpunkt noch ein persönlicher Kontakt erforderlich", sagt Sean Monks, Geschäftsführer der Vertriebsgesellschaft. Wenn der Status des Experten auf "grün" steht, ist mit einer Antwort binnen 24 Stunden zu rechnen, bei "gelb" kann es länger dauern und bei "rot" ist der Spezialist momentan nicht erreichbar. Ihren Status verändern  die Experten selbst.

Die Anfrage setzt eine Schweigepflichtentbindung des Arztes voraus und erfolgt nach einem standardisierten Verfahren mittels Anamnesebogen und weiteren Items, die auf die jeweilige Behandlungsleitlinie in aktueller Fassung Bezug nehmen. Dies soll Experten helfen, den Sachverhalt einzuordnen und eine erste Kurzantwort zu senden, bevor Empfehlungen zum weiteren Vorgehen folgen.

An PädExpert beteiligen sich rund 1.000 Kinder- und Jugendärzte. Bis Ende 2020 soll die Hälfte der 4000 pädiatrischen Praxen mitmachen, das haben sich die Initiatoren und Betreiber zum Ziel gesetzt. Die positive Entwicklung führt Monks auf drei Bedingungen zurück: (1) zeitversetzte Online-Kommunikation schafft zeitliche Flexibilität bei der Antwort, (2) Geschäftsmodell, bei dem sowohl anfragende als auch antwortende Ärzte ein Honorar von je bis zu 40 Euro erhalten, (3) Datenschutzkonzept, das die Programmnutzung über einen Internetzugang ermöglicht.

Statt sämtliche Daten zusammenzuführen, setzt PädExpert auf einen gesplitteten Datentransfer über drei separate Server: Über den ersten Server werden die personenbezogenen Daten mittels Ende-zu-Ende-Verschlüsselung gesandt. Dies bedeutet, dass der Empfänger die vom Sender verschlüsselten Daten zunächst entschlüsseln muss, bevor er sie lesen kann. "Nur Sender und Empfänger haben Dateneinsicht. Dies wird über ein Public-Private-Key-Verfahren ermöglicht", führt Monk aus.

Über den zweiten Server gehen die im Portal erhobenen medizinischen Informationen. Sie haben keinen Patientenbezug. Daher gilt eine Transportverschlüsselung als ausreichend. Über den dritten Server werden die patientenbezogenen Dateianhänge (z.B. Bilder) abermals mittels Ende-zu-Ende-Verschlüsselung versandt und nach dem Transfer gelöscht.

Seit Anfang des Jahres steht eine App zur Verfügung, über die die Patienten bzw. deren Eltern einen direkten Zugang zum Online-Portal erhalten, den sie für Fragen oder Terminvereinbarungen nutzen können. Auch hier gilt, dass je Frage nur ein Arzt konsultiert werden darf.

Ob Ärzte und Patienten PädExpert nutzen, hängt nicht zuletzt davon ab, wo die Patienten versichert sind, da der Online-Konsultation besondere Versorgungsverträgen zugrunde liegen. Monks: "Wir sind mit zwei Kassen gestartet. Heute kooperieren wir mit fast allen Kassen der BKK-Gruppe, der Barmer, AOK Nordost und AOK Bayern sowie einigen privaten Krankenversicherungen. Weitere Anfragen liegen vor." Ärzte, die teilnehmen wollen, müssen Mitglied im BVKJ sein.

Ähnlich aufgebaute Konsile existieren für Krankheiten des zentralen Nervensystems und - ab Juli 2019 - zum Kinderwunsch.