Nur geringes Patientenbewusstsein bei ED

Männer zwischen 20 und 70 Jahren wissen EU-weit nur sehr wenig über die erektile Dysfunktion (ED) und was sie umfasst. Darüber hinaus ist jedem vierten Mann nicht bewusst, dass die ED eigentlich behandelbar ist. Allein lebende Männer wussten am wenigsten über die ED und nur 28% der Männer mit Partner(in) sprachen überhaupt über das Thema. Am Ende sind es wieder einmal die Frauen, die über dieses Männerproblem am besten Bescheid wissen.

Männer zwischen 20 und 70 Jahren wissen EU-weit nur sehr wenig über die erektile Dysfunktion (ED) und was sie umfasst. Darüber hinaus ist jedem vierten Mann nicht bewusst, dass die ED eigentlich behandelbar ist. Allein lebende Männer wussten am wenigsten über die ED und nur 28% der Männer mit Partner(in) sprachen überhaupt über das Thema. Am Ende sind es wieder einmal die Frauen, die über dieses Männerproblem am besten Bescheid wissen. 

Die Umfrage seitens der European Association of Urology (EAU) evaluierte das Wissen und auch die Erfahrungen zu ED von Männern und Frauen zwischen 20 und 70 Jahren. Die TeilnehmerInnen kamen aus Spanien, Frankreich, Großbritannien sowie Deutschland.

Vielen der Befragten war unklar, dass es sich bei der erektilen Dysfunktion definitionsgemäß um das Unvermögen handelt, eine Erektion zu erreichen oder länger aufrecht zu erhalten. 34% der TeilnehmerInnen lagen hier daneben, 17% gaben sogar an, überhaupt nichts mit dem Begriff anfangen zu können. Interessanterweise schnitten Männer aus Deutschland bei dieser Frage am schlechtesten ab: Nur 49% gaben die richtige Definition der ED an. In Spanien waren es hingegen 78%.

Fast jeder zweite Mann im Leben von ED betroffen

Die EAU-Leitlinien zur "sexuellen und reproduktiven Gesundheit" gehen von einer ED-Prävalenz aus, die bei Männern zwischen 40. und 70. Lebensjahr bei etwa 52% liegt  das ist jeder zweite Mann weltweit. Interessanterweise unterschätzen Männer diese Prävalenzen sehr stark – in der Umfrage tippte die Mehrzahl der Befragten auf etwa 21%-30%.

Das Risiko für die ED steigt altersabhängig an, betrifft aber auch immer mehr jüngere Männer. Stress, übermäßiger Pornokonsum sowie Ängste fördern die ED beim jüngeren Mann. Das größte Problem für Männer mit ED besteht jedoch scheinbar noch immer darin, über ihr Problem zu sprechen. In der Umfrage gaben 26% der Betroffenen an, mit niemandem je darüber gesprochen zu haben.

Bei deutschen Männern liegt "das ungute Gefühl" auf dem vordersten Platz, weshalb das Thema erektile Dysfunktion in Gesprächen nicht angeschnitten wird. In der Folge suchen Betroffene auch keine professionelle Hilfe in der Urologie.

Jeder vierte Mann weiß nichts über die Behandlung der ED

Was die StudienautorInnen der EAU jedoch zusätzlich beunruhigt hat: Einer von vier Männern wusste nicht einmal über die unterschiedlichen Behandlungsmöglichkeiten der ED Bescheid. Die "glorreichen 7" sind nämlich Medikation, sexuelle Edukation, Paartherpie, die Vakuumpumpe, penile Injektionen, Penisimplantate, die Stoßwellentherapie sowie andere topische Behandlungsverfahren.

Was bedeutet die Umfrage für die tägliche Praxis?

Männer scheinen noch immer sehr wenig über die erektile Dysfunktion zu wissen, und dass diese auch mit zunehmendem Alter kein Schicksal sein muss. Die größten Probleme scheint nach wie vor das Darübersprechen zu bereiten  neben dem fehlenden Wissen zu dieser Funktionsstörung.

In Deutschland scheint es tatsächlich noch den größten Informationsbedarf zur ED zu geben, obgleich es hierzulande durch die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU), die Deutsche Gesellschaft für Mann und Gesundheit (DGMG) u. a. gerade in den vergangenen Jahren regelmäßig Informationskampagnen hierzu und zu den anderen "Männerthemen" gab.

Fragen zur Zufriedenheit mit der eigenen Sexualität oder danach, was sich ändern müsste, damit der Sex wieder erfüllender für den Mann wird, sollten daher zu jeder Anamnese beim Praxisbesuch dazugehören. Geben Sie den Männern einen Anreiz, über die ED mit Ihnen zu sprechen, denn viele Patienten wünschen sich, dass die ÄrztInnen den ersten Schritt auf sie zumachen  empathisch und mit dem nötigen Raum für ein Gespräch zur ED, die immerhin jeden zweiten Mann in dessen Leben (be)trifft.  

Quelle: EAU Urology Survey 2020 [conducted July 2020]