SCHWESTER AGNES- MODELL DER ZUKUNFT?

Schwester Agnes kommt“, heißt es wieder in der Spreewald-Idylle um Lübbenau. Weil rund 180 Hausärzte im Lande fehlen, vor allem in entlegeneren Regionen, reanimierte Brandenburgs Gesundheitsministerin Dagmar Ziegler im Juli die Gemeindeschwestern von einst – zunächst im zweijährigen Modellversuch.

Gerade bei älteren Mitbürgern werden die Gemeindeschwestern Erinnerungen an DDR-Zeiten wecken. Foto: Bilderbox

Bei älteren Patienten in Orten ohne Arztpraxis weckt das Modell positive Gefühle. Das hat auch mit der Berliner Schauspielerin Agnes Kraus zu tun. Seit 1975 knatterte sie mit ihrer "Schwalbe" unermüdlich über DDR-Bildschirme: eine fachlich kompetente Krankenschwester mit Herz und Zeit zum Gespräch.

Das Bild der "Schwester Agnes" entsprang nicht der Fantasie, denn bis zur Wende gab es Gemeindeschwestern in Ostdeutschland. Sie wurden jedoch nach der Wiedervereinigung abgeschafft, weil sie nicht in westliche Finanzierungskonzepte des ambulanten Bereiches passten.

"Den Ärzten eine Menge Arbeit und weite Wege abnehmen"

Jetzt sind sie wieder da. "Sie sollen den Ärzten eine Menge Arbeit und weite Wege abnehmen", erklärt die Ministerin den Aufgabenbereich der ersten drei Gemeindeschwestern. Das Moped haben die heutigen Schwestern allerdings mit dem Kleinwagen vertauscht. Moderne Messgeräte für Blutdruck und -zucker, Laptop und Videotelefon an Bord, patrouilliert derzeit ein Trio in einem Radius von 20 Kilometern um das Spreewald-Städtchen. Vernetzt sind sie mit sieben Hausärzten im Medizinischen Versorgungszentrum Lübbenau.

"Immer mehr Landpraxen bleiben ohne Nachfolger. Aber die Zahl älterer, oft chronisch

kranker Menschen nimmt stetig zu. Hausbesuche werden damit immer wichtiger“.

Drei Schwestern kosten nur so viel wie ein Arzt

Beim zweijährigen Testlauf wird das Projekt finanziell durch den Europäischen Sozialfonds getragen. "Rechnet sich das Modell", so Jens Büttner, Sprecher im Sozialministerium Potsdam, "kehren die Gemeindeschwestern auch in andere Regionen zurück." Drei Schwestern kosten nur so viel wie ein Arzt. Trotzdem ist abzusehen, dass bei der Frage, wer welchen Kostenanteil übernimmt, Schwierigkeiten entstehen könnten. Denn dass die Krankenkassen den Löwenanteil übernehmen müssen, liegt auf der Hand.

Als Kritiker des Brandenburger Modells tun sich private Pflegedienste hervor. Ein Netz von 530 Anbietern sozialer Dienste, heißt es, mache Gemeindeschwestern überflüssig wie einen Kropf. Neeltje van den Berg hält dagegen, es gehe nicht um mehr Pflege, sondern darum, Patienten kurzfristig ärztliche Hilfe zu gewährleisten. Da sei es letztlich doch egal, ob die Schwestern bei einer Arztpraxis oder einem Pflegedienst angestellt seien.

Wie beurteilen Sie als Ärzte diesen Modellversuch?

Mit freundlichen Grüßen

Ihr esanum- Team!