Otitis media mit oder ohne Antibiotika?

In diesem Jahr wurden die amerikanischen Guidelines für die Behandlung der akuten Otitis media bei Kindern zwischen 6 Monaten und 12 Jahren geändert. Die American Academy of Pediatrics (AAP) empfiehlt bei unkomplizierten und unilateralen Fällen nicht direkt eine antibiotische Therapie einzuleiten, sondern das Kind zunächst zu beobachten. Ein Forscherteam stellt diese Änderungen nun aber mit einer Veröffentlichung in "JAMA Pediatrics" in Frage.

LINK: http://archpedi.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=1734462

In einer Placebo kontrollierten Studie zeigten sie, dass Antibiotika auch in unilateralen Fällen einen Nutzen zu haben scheint. So versagte die antimikrobielle Behandlung in 14 % der unilateralen Fälle (und zu 40 % unter Placebo) und in 25 % in bilateralen und schwereren Fällen (unter Placebo: 59% Therapieversager). Das Forscherteam aus Pittsburgh und Finnland rät daher dazu die Änderungen erneut zu korrigieren.

Liebes Ärztekollegium: Auf welcher Seite stehen Sie persönlich und wie gehen Sie üblicherweise bei einer unilateralen Otitis media vor? Eine unnötige Antibiotikatherapie bei kleinen Kindern ist und bleibt ein Drahtseilakt. Mit einer antimikrobiellen Therapie besteht die Möglichkeit die gesunde Entwicklung der Darmflora zu stören. Auch die Reifung des Immunsystems und im Speziellen die Entstehung von Allergien wird häufig mit früher Antibiotikagabe assoziiert.

Ganz entscheidend ist natürlich die Unterstützung der Eltern. Wie handhaben Sie solche Situationen? Vertrauen Sie den Eltern und geben ein Rezept für ein Antibiotikum mit unter der Prämisse dies erst bei Verschlechterung (bzw. Stagnation) des Zustandes zu geben?