Gluten und ob wir mehr auf unseren Bauch horchen sollten?

Immer mehr Menschen kommen mit rumorenden Bäuchen, Blähungen und allgemeinem Unwohlsein zu uns in die Sprechstunde. Die glutensensitive Enteropathie gewinnt immer mehr an Stellenwert und scheint auch immer häufiger zu werden. Liegt das daran, dass die Menschen empfindlicher werden?
Oder daran, dass man nun aufgeklärter Weise bereits gehört hat, dass es so etwas gibt und die Menschen nun öfter Ärzte deswegen konsultieren? Jedenfalls ist es ein auffällig häufig gewordenes Krankheitsbild. Könnten Sie sich aber nicht vielleicht vorstellen, dass diese Unverträglichkeit evolutionär begründet sein könnte? Viele Theorien vermuten, dass es sich mit der Gluten-Unverträglichkeit ähnlich wie bei der Laktoseintoleranz verhält. Bekanntlich hat die Laktoseintoleranz vor allem in Asien eine sehr hohe Prävalenz, da die Menschen dort im Gegensatz zu unseren Vorfahren keine Milchkühe gehalten und auch keine Milchprodukte konsumiert haben. Gluten war unseren Vorfahren auch nicht zugänglich, bevor man gelernt hat es zu kochen. Darauf stützt sich die Vermutung, dass ebenso wie manche Menschen keine oder zu wenig Laktaseaktivität aufweisen, weil sie es nach der Stillzeit nicht mehr benötigten, auch keine Mechanismen evolviert wurden, um Gluten abzubauen. Das im Klebereiweiß enthaltene Gliadin fällt einfach im Körper an, ohne verstoffwechselt werden zu können und lösen Entzündungen im Dünndarm aus. Heutzutage steckt Gluten in so vielen Nahrungsmitteln, dass es für die meisten Patienten nicht so einfach werden dürfte dem Gluten auszuweichen. Doch ist es nicht vielleicht einfach nur zu viel? Wir ernähren uns heutzutage von so vielen Backwaren und Fertigprodukten, denen auch Gluten beigemischt wird, dass unser Dünndarm nun einfach überfordert ist. Vielleicht war der Mensch einfach nicht dazu gedacht, Getreide zu essen? Schließlich sagt der Körper ja meist sehr zuverlässig, was gut für ihn ist und was nicht.

Auch wenn es leicht esoterisch klingt, mich würde interessieren, wie das die Gastroenetrologen und sonstigen Kollegen hier sehen.