Nachfolgedienst zu spät- was tun?

Erst vor einigen Tagen passierte es mir, dass ich als diensthabende Internistin in der Rettungsstelle auf meinen Nachfolger warten musste. Der Kollege meldete sich nicht und war telefonisch nicht zu erreichen. Dementsprechend konnte ich nicht abschätzen, wieviel Zeit es mich kosten würde zu warten. Als er schließlich eintraf, murmelte er etwas von Stau und Stress, Handy vergessen und ähnlichem und ich versuchte ihm klar zu machen, dass er beim nächsten Mal zumindest telefonisch Bescheid geben soll.

Diese Situation scheint keine Ausnahme zu sein, denn das Pflegepersonal berichtete mir, dass erst vor kurzem ein Kollege vor demselben Problem stand. Dieser verließ allerdings seinen Arbeitsplatz
und ließ die Rettungsstelle ohne Internisten. Das Pflegepersonal konnte die Zeit bis zum Eintreffen des nächsten diensthabenden Arztes überbrücken, indem sie sich um eine erste Anamnese, Vitalparameter, Blutentnahme usw. bereits kümmerten. Gott sei Dank war das Personal entsprechend erfahren genug und geriet nicht in Panik! Jedem Pfleger ließe sich eine solche Verantwortung allerdings nicht übertragen. Abgesehen davon, befindet sich das Pflegepersonal rechtlich in einer Grenzsituation und handelt auf eigene Gefahr!

Sind wir als diensthabende Ärzte rechtlich dazu verpflichtet, auf unseren Nachfolger zu warten? Denn immerhin gibt es auch private Verpflichtungen, denen wir nachkommen müssen und die manchmal auch einfach nicht zu verschieben sind und Vorrang haben. Liebe Kollegen, wie verhält man sich richtig?