Wie wichtig ist die Erhebung biometrischer Daten in der Praxis?

Bei 200 nach dem Zufallsprinzip ausgewählten Patienten von denen die Hälfte Diabetiker waren wurden die Messdaten von Größe und Gewicht mit den Angaben der Probanten im Selbstauskunftsbogen verglichen.

Dabei zeigte sich, dass nur 9% ihr Gewicht und 1% ihre Körpergröße richtig angegeben

hatten, in keinem Fall waren beide Angaben übereinstimmend mit den gemessenen Daten. Den Taillenumfang konnten nur 2% der Untersuchten angeben, hier waren die Angaben korrekt.

Bei der Körpergröße ergaben sich Abweichungen bis 12 cm, im Durchschnitt gaben die

Probanten ihre Körpergröße um 2 cm höher an als der Messung entsprach, nur in 1% der Fälle wurde die Körpergröße unterschätzt. Die am weitesten abweichenden Angaben stammten von Migranten und adipösen Diabetikern.

Das Körpergewicht wurde im Durchschnitt um 3,5 kg niedriger angegeben als beim Wiegen in der Praxis ohne Kleidung ermittelt wurde. Die Abweichungen schwankten zwischen minus 2 und plus 15 kg.

Auch hier waren die Fehleinschätzungen umso ausgeprägter je höher der Body Maß-Index war, unabhängig vom Vorhandensein eines Diabetes. Migranten gaben zu 100% ihr Gewicht falsch an.

Da der Grad einer Adipositas bekanntlich vom BMI abhängt und Fehlangaben von Größe

und Gewicht den BMI multiplikativ verfälschen, muss daraus gefolgert werden, dass man sich niemals auf die biometrischen Daten von Patienten nach ihren mündlichen Angaben verlassen kann, sondern (was in der Gutachtenmedizin Pflicht ist) die Ermittlung von Körpergröße und Gewicht ein essentieller Bestandteil einer medizinischen Untersuchung ist.

Auch die Ermittlung des Taillenumfangs zählt hierzu, weil dieser in Zusammenschau mit dem BMI maßgebliche Aussagen über das cardiovaskuläre Risiko erlaubt.

Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Wie erheben Sie biometrische Daten im Alltag?