Warum Menschen wissen sollten, dass sie sterben

Krebs im Endstadium ist eine der schlimmsten Diagnosen, die man als Arzt stellen kann. Noch heikler ist es eigentlich dies dem Betroffenen und seinen Angehörigen mitzuteilen. Es ist dabei sehr schwierig, die richtigen Worte zu wählen. Das ist wohl auch der Grund, warum viele Mediziner in solchen Gesprächen zu allgemeinen Phrasen und Umschreibungen neigen. Leider hat dies scheinbar die Konsequenz, dass Patienten sich in falscher Sicherheit wiegen. So glaubt ein Großteil der Patienten, die sich in palliativmedizinischer Behandlung befinden, die Therapie könne ihren Krebs besiegen. Zu diesem Ergebnis kamen jetzt Onkologen um Jane C. Weeks vom Dana-Farber Cancer Institute. In einer Studie befragten sie ihre Teilnehmer (mit metastasierendem Lungen- oder Darmkrebs) mit dem Ergebnis, dass 69 Prozent aller Patienten mit Lungenkrebs und 81 Prozent aller Patienten mit Darmkrebs davon überzeugt waren, dass Onkologen mit palliativmedizinischen Ansätzen eine Heilung bewirken könnten. Für mich sind das erschreckende Ergebnisse und ein klares Zeichen schlechter Aufklärungsgespräche. Ein Mensch sollte meiner Meinung nach immer dort abgeholt werden, wo er tatsächlich steht. Nur so können nötige Vorbereitungen auf das eigene Ableben getroffen werden. Liebe Kollegen, wie gehen Sie mit diesem heiklen Thema um? Machen Sie bei ihren Patienten immer klar deutlich, dass sie sterben werden? Sprechen Sie Angebote wie Palliativmedizin oder Hospize an?