Schützt Rotwein vor koronaren Herzerkrankungen?

Es wurde lange behauptet, dass Rotweintrinker länger leben und ein geringeres Risiko haben, an einer KHK zu erkranken.

Das Hauptmolekül, das hinter diesem (vorgeblichen) Wunder steckt, heisst Resveratrol. Resveratrol ist ein Antioxidant, das in Rotwein sowie in Schokolade, Erdnüssen und verschiedenen Beerensorten vorhanden ist. Viele Studien haben schon die protektive Wirkung von Resveratrol gegen KHK und maligne Prozesse gezeigt. Die Grundlagenforschung hat ebenso gezeigt, dass Resveratrol das Interleukin-6 (IL-6), ein proinflammatorisches Protein, hemmt. Ob dieser Mechanismus den empirisch gezeigten protektiven Effekt erklärt, ist noch fragwürdig.

Eine neu erschienene prospektive Studie aus Italien hat sich mit dieser Fragestellung beschäftigt und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass Rotweintrinker nicht länger und gesünder leben, als die normale Bevölkerung.

Es wurden 783 Frauen und Männer über 65 Jahre alt zwischen 1998 und 2009 untersucht, die in der Chianti-Region gelebt haben. Es wurde versucht, eine Korrelation zwischen dem Urin-Resveratrolniveau und der Inzidenz von KHK und Tumoren zu stellen.

Nach 9 Jahren waren 34,3% der Teilnehmer vestorben, 27,2% entwickelten kardiovaskuläre Erkrankungen und bei 4,6% wurden maligne Neubildungen festgestellt. Diese Ergebnisse unterscheiden sich von der statistischen Erwartbarkeit bei der normalen Bevölkerung nicht.

Trotz der Ergebnisse denken viele Forscher, dass die Antioxidantien einen schützenden Effekt haben, aber der Grad sich von Mensch zu Mensch unterscheiden kann.

Würden Sie Ihren Patienten lieber vom Glas Wein am Abend abraten, weil die Studienlage keine längere Lebenserwartung nachweisen konnte und deshalb die schädlichen Folgen des Alkohols überwiegen könnten?