Infertilität nach Krebs in der Kindheit

Erkrankungen im Bereich der Kinderonkologie weisen hohe Heilungsraten auf. Umso wichtiger ist es hierbei, die Spätfolgen zu verringern oder gar zu verhindern - Ein wichtiges Ziel der Kinderonkologie. Im Fall der potenziellen Infertilität bedeutet das konkret, dieses Risiko frühzeitig zu erkennen und wenn möglich rechtzeitig zu behandeln. Auch die deutsche Kinderonkologie nimmt die Erforschung der Infertilität sehr ernst: An der Charité gibt es eine Arbeitsgruppe, in der Gynäkologen und Reproduktionsmediziner mit Eltern/Patienten nach Ursachen forschen, um prophylaktische Möglichkeiten in Betracht ziehen zu können und Therapieoptionen für die Infertilität zu gestalten.

Doch wie hoch ist das Risiko für Unfruchtbarkeit bei Frauen, denen vor ihrem 21. Lebensjahr ein Malignom diagnostiziert wurde? Dieser Frage ging eine „Childhood Cancer Survivor Study“ nach, die in den USA und Kanada 20 690 Kinder in Krebszentren einschloss ( http://www.thelancet.com/journals/lanonc/article/PIIS1470-2045(13)70251-1/fulltext ).

All diese Kinder wurden zwischen 1970 und 1986 wegen einer malignen Erkrankung behandelt. Aus dieser Kohorte wurden 3531 ehemalige Patientinnen, die im fortpflanzungsfähigen Alter (18 bis 39 Jahre) und sexuell aktiv waren sowie als 1366 weibliche Geschwister (Kontrollgruppe) ohne Malignom nach Klinischer und kompletter Unfruchtbarkeit befragt. Als Klinische Unfruchtbarkeit galt der mindestens 1 Jahr andauernde und erfolglose Versuch, schwanger zu werden. Komplette Unfruchtbarkeit war definiert als das Fehlen oder Ausbleiben der Menstruation mindestens fünf Jahre vor der Befragung.

Von diesen Frauen gaben 16% an, unfruchtbar zu sein. In der Vergleichsgruppe bejahten dies 11%. Die Krebsüberlebenden hatten insgesamt ein um relativ 48 % erhöhtes Risiko für klinische Unfruchtbarkeit. Das Risiko für Infertilität erhöhte sich mit zunehmender Strahlenexposition des Beckens und zunehmender Dosis der Zytostatika. Bei einer Uterusexposition von mindestens 20 Gy beispielsweise um den Faktor 2,5. Frauen nach Krebsbehandlung mit klinischer Unfruchtbarkeit wurden seltener medikamentös therapiert als Geschwister mit ebenfalls unerfülltem Kinderwunsch. Von den krebsüberlebenden Frauen, die über klinische Unfruchtbarkeit berichtet hatten, wurden im Beobachtungszeitraum 64 % schwanger.

Sogar zwei von drei Frauen, die eine Krebserkrankung im Kindes- oder Jugendalter überlebt haben, wurden schwanger. Jedoch konnten auch Zusammenhänge zwischen bestimmten Behandlungsregimen und dem Infertilitätsrisiko gezeigt werden. Laut den Autoren ist mit dieser Studie möglich, das Risiko von Infertilität nach Krebsbehandlung im Kindesalter besser abschätzen zu können als bisher.