Debatte zur Korrelation von Hühnereikonsum und kardiovaskulärem Risiko – Herabspielen des Risikos durch Nahrungsmittelindustrie?

Forscher um die Arbeitsgruppe von David Spence in Kanada haben unlängst eine Studie in Artherosclerosis veröffentlicht, in welcher sie unter anderem Ernährungs- und Konsumgewohnheiten registrierten und im langfristigen Follow-Up das kardiovaskuläre Outcome untersuchten.

Eingeschlossen waren gut 1250 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 61,5 Jahren. Das Outcome wurde mittels FKDS (farbkodierte Duplexsonographie) der Carotiden gemessen – hier wurden die Ausmaße der artherosklerotischen Plaques registriert [Spence JD, Jenkins DJA, and Davignon J. Egg yolk consumption and carotid plaque. Atherosclerosis 2012; DOI:10.1016/j.atherosclerosis.2012.07.032.].

Die Forscher fanden heraus, dass die Plaquegröße im Alter zunimmt, sowie mit der Anzahl an Packyears (gerauchte Zigarettenpackungen und Dauer des Konsums in Jahren) und dem Konsum von Eiern (voll, inkl. Eigelb) korreliert. Letztere Korrelation blieb auch nach Bereinigung anderer kardiovaskulärer Risikofaktoren signifikant bestehen.

Vor dem Hintergrund, dass ein Ei 220mg bis 280mg Cholesterol enthält – mehr als die empfohlene Grenze der American-Heart-Association von 200mg bzw. im Bereich der empfohlenen Obergrenze von 250mg der Deutschen Herzstiftung – scheint das keine besonders große Überraschung zu sein. Nichtsdestotrotz spielen Nahrungsmittelindustrie und auch renommierte Forschergruppen (welche teilweise Fördergelder der Nahrungsmittelindustrie erhalten) die Ergebnisse herunter und behaupten, die Studie sei schlecht durchgeführt.

Uns ist im Allgemeinen das erhöhte kardiovaskuläre Risiko durch hohe Cholesterolwerte im Serum bekannt – doch scheint der Eindruck zu bestehen, dass der Einfluss gewisser Nahrungsmittel darauf in Frage gestellt bzw. heruntergespielt wird. So ist zum Beispiel auf der Homepage des Bundesverband Deutsches Ei e.v. zu lesen: "Täglich ein Ei und sonntags auch mal zwei!" hat deutliche Vorteile für eine gesunde Ernährung. Das ist das Fazit einer britischen Studie. So kommen die Forscher unter anderem zu dem Schluss, dass der Cholesterin-Mythos um Eier überholt ist und die positiven ernährungsphysiologischen Eigenschaften überwiegen.*". (Anm.: Hier wird eine von der Nahrungsmittelindustrie geförderte Studie zitiert [CHS Ruxton, E Derbyshire, S Gibson (2010), "The Nutritional Properties and Health Benefits of Eggs", Nutrition & Food Science Journal, Vol. 40, No. 3, pp. 263 – 279.]). Weiterhin ist dort klar die Empfehlung zu lesen, täglich ein Ei zu konsumieren, dies sei gut für die menschliche Gesundheit. (Quelle: www.deutsche-eier.info).

Wie ist Ihre Meinung bezüglich des Verhaltens / der Aussagen der Nahrungsmittelindustrie? Was empfehlen Sie aktuell Ihren Patienten mit kardiovaskulärem Risiko? Denken Sie, der Einfluss der Nahrungsmittelindustrie in Deutschland ist relevant?